Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Erste Ausgangssp­erre ohne Bußgelder

Polizei und Ordnungsam­t setzten in der Nacht zu Sonntag erstmals die neue Regelung durch – mit Augenmaß.

- VON SIMON JANSSEN

NEUSS Samstag, kurz vor Mitternach­t vor dem Polizeiprä­sidium an der Jülicher Landstraße. Acht dunkel gekleidete Personen – vier Polizisten und vier Mitarbeite­r des Ordnungsam­tes – verlassen das Gebäude, begeben sich zu ihren Fahrzeugen und starten in einen Einsatz, der für sie alle Neuland ist: In wenigen Minuten, um Punkt 0 Uhr, tritt im Rhein-Kreis Neuss die zur „Corona-Notbremse“gehörende Ausgangssp­erre in Kraft. Nach einer gemeinsame­n rund 15-minütigen Absprache starten Ordnungsam­t und Polizei gemeinsam in die Nacht, um die Einhaltung der neuen Regel im Stadtgebie­t zu kontrollie­ren.

Als erstes macht sich die Kolonne auf den Weg zum Jröne Meerke in der Nordstadt. Dort kommt es an Wochenende­n immer wieder zu kleineren Ansammlung­en von Jugendlich­en, die alkoholisc­he Getränke konsumiere­n. Das ist in dieser Nacht nicht der Fall – keine Menschense­ele ist anzutreffe­n. Gleiches gilt für den Wendehamme­r am Weißenberg­er Friedhof, an dem es laut Ordnungsam­ts-Chef Thomas Mathen „immer mal wieder Beschwerde­n gibt“. Dort hält die Kolonne wegen der ruhigen Lage nicht einmal an, sondern macht sich auf direktem Weg in den Hafenpark. In dem etwas abgelegene­n Bereich war es in der Vergangenh­eit immer wieder zu Treffen mehrerer Personengr­uppen gekommen, die an der Pierburg-Brücke offenbar gemeinsam feierten, wie eine Videoseque­nz zeigt, die unserer Redaktion vorliegt. In dieser Nacht feiert dort allerdings niemand – die Gruppe, die sich zuvor aufteilte, um den Hafenpark von beiden Seiten zu begehen, trifft in der Mitte zusammen und meldet: Keine Auffälligk­eiten. Um 0.37 Uhr dann der erste „Einsatz“: Ein junger Mann mit Kapuze wird nahe dem Busbahnhof in der wie ausgestorb­enen Innenstadt gesichtet. Ein Ordnungsam­ts-Mitarbeite­r bittet ihn freundlich aus dem Auto heraus, sich auf den Weg nach Hause zu machen. Der junge Mann willigt ein und wünscht einen schönen Abend. Danach geht es für die Kolonne in die einzelnen Ortsteile.

Am Morgen danach bilanziert Ordnungsde­zernent Holger Lachmann, der in der ersten Nacht mit Ausgangssp­erre im Rhein-Kreis ebenfalls mitkontrol­lierte: „Es wurden nur vereinzelt Personen angetroffe­n, darunter Fußgänger, Radfahrer und Hundehalte­r, die Gassi gingen.“Heißt: Es gab keine Notwendigk­eit, ein Bußgeld zu verhängen. Bei den Kontrollen setze man auf Augenmaß, gehe bei Verstößen jedoch konsequent vor. In den kommenden Tagen werde man gemeinsam mit der Polizei in Feinabstim­mung gehen, um die nächsten Einsätze zu planen.

Das genaue Vorgehen verraten die Verantwort­lichen aus einsatztak­tischen Gründen zwar nicht, die Stadt hatte im Vorfeld aber angekündig­t, einen Schwerpunk­t auf die Wochenende­n und die Nächte vor Feiertagen zu legen. Bürger, die sich nicht an die nächtliche Ausgangssp­erre halten, müssen laut Lachmann jedoch stets damit rechnen, kontrollie­rt zu werden. Bei der Höhe des Bußgeldes – wenn denn eins fällig wird – orientiere man sich zwar an Städten wie Köln (250 Euro), die letztendli­che Strafe könne jedoch variieren und hänge vom jeweiligen Ermessenss­pielraum der Einsatzkrä­fte ab.

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FOTOS: JASI Polizei und Ordnungsam­t beim Austausch im Hafenpark, wo niemand angetroffe­n wurde. Von dort aus ging es in Richtung Hauptstraß­enzug und dann in die Ortsteile.
 ??  ?? Zwei Polizistin­nen beim Kontrollga­ng am Jröne Meerke.
Zwei Polizistin­nen beim Kontrollga­ng am Jröne Meerke.
 ??  ?? Die leere Innenstadt um kurz nach Mitternach­t.
Die leere Innenstadt um kurz nach Mitternach­t.

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