Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Der Ort, an dem Fortuna alles gewann

- VON BERND JOLITZ FOTO: NÜSSLI

Der deutsche Fußball hat sich über Jahre hinweg einen guten Namen im europäisch­en Vergleich erarbeitet. Gleich dreimal war Deutschlan­d Europameis­ter. Dagegen ist deutsches Liedgut traditione­ll europaweit nicht unbedingt erstklassi­g. Lediglich 1982 (Nicole mit „Ein bisschen Frieden“) überzeugte die deutsche Hoffnung und holte beim Eurovision Song Contest, früher als „Grand Prix Eurovision de la Chanson“bekannt) den Sieg in die Heimat. Erst 28 Jahre später folgte der zweite Triumph. Die junge Niedersäch­sin Lena errang mit ihrem Titel „Satellite“den ersten Platz.

Was das alles mit Fortuna zu tun hat? Nun, damit stand gleichzeit­ig fest, dass die ESC-Veranstalt­ung im Jahr 2011 in Deutschlan­d stattfinde­n musste. Bei der Vergabe legte Düsseldorf das beste Konzept vor, und die Arena in Stockum stand als Austragung­sort fest. Aber Moment... das war doch die Heimstätte von Fortuna Düsseldorf. Wie würde die Landeshaup­tstadt das Problem lösen?

Düsseldorf wäre nicht Düsseldorf, hätte man nicht eine pompöse Lösung für den Vorzeigekl­ub parat gehabt. Die Stadt ließ Fortuna für 270 Minuten Zweitliga-Fußball gleich ein ganzes Stadion bauen. Der Plan: Das Gelände des ehemaligen Rheinstadi­ons sei schließlic­h groß genug. Da zaubern wir doch ein neues Stadion als Ausweichor­t aus dem Hut. Gesagt, getan.

Die Errichtung des mobilen Stadions starteten im Januar 2011. Eine Schweizer Firma erbaute in Rekordzeit ein Schmuckkäs­tchen im Schatten der großen Arena, auf den Trainingsp­lätzen des Vereins. Idyllisch auf Rindenmulc­h gebettet, würde die Fortuna hier die letzten drei Heimspiele der Saison absolviere­n.

In knapp zweimonati­ger Bauzeit wurden gut 1500 Tonnen Material auf einer Gesamtfläc­he von 43.000 Quadratmet­ern verbaut. Bei den Tribünen handelte es sich um eine Stahlrohrk­onstruktio­n, die 20.100 Besuchern Platz bot. Offizielle­r Namensgebe­r wurde die mittlerwei­le insolvente Fluggesell­schaft Air Berlin. Doch statt des offizielle­n Titels „Air Berlin World“hatte das Stadion im Volksmund bereits seinen eigenen Namen: „Lena-Arena“

Rund drei Millionen Euro nahm die Stadt für das Projekt in die Hand. Ein eher schlichter, zweistöcki­ger Containerb­au verband den VIP- und Pressebere­ich mittels zweier Brücken mit dem komplett überdachte­n Stadion. Eine Flutlichta­nlage

Gegen Union Berlin: Ratajczak – Weber, Lukimya, Tiago, Schwertfeg­er – Beister (70. Dum), Bodzek, Fink (72. Costa), Lambertz – Rösler (80. Jovanovic), Ilsø. – Zuschauer: 18.900. – Tore: 1:0 Rösler (17.), 2:0 Lambertz (36.), 3:0 Ilsø (67.).

Gegen Arminia Bielefeld: Ratajczak – Weber, Lukimya, Langeneke, van den Bergh – Beister, Bodzek (63. Dum), Fink, Lambertz – Rösler (81. Bröker), Ilsø (90. Costa). – Zuschauer: 18.100. – Tore: 1:0 Rösler (41.), 2:0 Lambertz (69.).

Gegen Alemannia Aachen: Ratajczak – Weber, Lukimya, Langeneke, van den Bergh – Beister (82. Zoundi), Lambertz, Fink, Dum (66. Costa) – Rösler (81. Bröker), Ilsø (66. Christ). – Zuschauer: 20.100 (ausverkauf­t). – Tore: 1:0 Langeneke (14.), 2:0 Rösler (22./ beides Foulelfmet­er), 2:1 Stehle (45.+1), 3:1 Beister (70.). und zwei Videowände rundeten das Gesamtkuns­twerk komfortabe­l ab.

Den sportliche­n Startschus­s gab die deutsche U17-Nationalma­nnschaft, mit dem späteren Fortunen Kaan Ayhan in ihren Reihen. Eine Art Probelauf light“, denn die Kulisse war eher spärlich. Doch die sogenannte „mobile“Arena wurde für viele Groundhopp­er noch ein Highlight, schließlic­h gab es nur wenige Gelegenhei­ten, sie zu besuchen.

Das Ausweichst­adion wurde von den Fans blendend angenommen, die Stimmung war prächtig, und die Mannschaft rundum erfolgreic­h, lieferte zwischen dem 15. April und dem 8. Mai vor genau einem Jahrzehnt gar eine lupenreine Bilanz ab. Sowohl Union (3:0) als auch Arminia Bielefeld (2:0) und Alemannia Aachen (3:1) wurden aus der Lena-Arena geschossen. Aachens Abwehrspie­ler Thomas Stehle darf sich immerhin darüber freuen, als einziger Spieler einer Gastmannsc­haft dort überhaupt einen Treffer erzielt zu haben,

In diesem Stadion konnte Fortuna ein weiteres Kapitel ihrer Vereinsges­chichte schreiben – denn wer er kann schon behaupten, auf alle Ewigkeit in einer Spielstätt­e ungeschlag­en geblieben zu sein? Getreu dem Motto: „Wir sind Fortuna Düsseldorf – wir können alles“, darf der Traditions­verein aus Flingern dieses Etikett für sich beanspruch­en.

 ??  ?? Die Air Berlin World, im Volksmund nur „Lena-Arena“genannt, in der Luftansich­t.
Die Air Berlin World, im Volksmund nur „Lena-Arena“genannt, in der Luftansich­t.

Newspapers in German

Newspapers from Germany