Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Zahl der Corona-Intensivpa­tienten verdoppelt

Im April hat sich die Lage in den Düsseldorf­er Kliniken zugespitzt. Mehr und jüngere Covid-Erkrankte liegen auf den Intensivst­ationen.

- VON VERENA KENSBOCK

DÜSSELDORF Am Montag lagen in Düsseldorf so viele Covid-19-Patienten auf den Intensivst­ationen wie noch nie. Von insgesamt 161 Personen mit Corona-Infektion in den Kliniken befinden sich 59 in Intensivbe­handlung, 39 werden über einen Schlauch in der Luftröhre beatmet. Die Lage hat sich alleine in diesem Monat schnell zugespitzt. Anfang April waren es noch 29 Patienten auf den Intensivst­ationen – also etwa die Hälfte.

Auffällig ist zudem, dass seit Beginn der Impfungen zwar insgesamt weniger Infizierte in den Düsseldorf­er Kliniken behandelt werden müssen, der Anteil der Intensivpa­tienten aber steigt. Ende Dezember wurden von 219 Patienten etwa 20 Prozent intensiv behandelt – nun liegt der Anteil bei 37 Prozent. Grund hierfür dürfte die weite Verbreitun­g der britischen Virusvaria­nte sein, die eine höhere Sterblichk­eit aufweist.

Dass der Druck auf die Krankenhäu­ser wächst, bestätigt sich auch im Universitä­tsklinikum Düsseldorf (UKD), wo die meisten Corona-Patienten mit schweren Krankheits­verläufen behandelt werden. Am Wochenende wurden dort 21 Covid-Erkrankte intensivme­dizinisch behandelt – Höchststan­d in diesem Jahr, wie ein Sprecher sagte. Es sei deutlich sichtbar, dass sich dort die Altersgrup­pe verändert habe. Während der ersten zwei Pandemiewe­llen seien es vor allem über 80-Jährige gewesen, die auf der Intensivst­ation lagen. Diese müssten nun seltener stationär versorgt werden. „Hier zeigt die hohe Impfquote in dieser Altersgrup­pe Wirkung“, so der Sprecher. Überwiegen­d seien es nun Patient zwischen 40 und 70 Jahren auf der Intensivst­ation.

Was die Infrastruk­tur der Kliniken belastet, ist auch der langwierig­e Krankheits­verlauf. „Die derzeit betreuten Covid-Patienten müssen deutlich länger auf der Intensivst­ation behandelt und beatmet werden“, sagt Holger Stiller, Direktor des Florence-Nightingal­e-Krankenhau­ses in Kaiserswer­th. „Ein Patient, der zu Beginn der dritten Welle ins Krankenhau­s eingeliefe­rt wurde, ist bereits seit 71 Tagen auf unserer Intensivst­ation.“

Genügend Intensivbe­tten für die Corona-Patienten gibt es trotz der steigenden Zahlen. Von 268 Betten auf den Intensivst­ationen waren am Montag 19 frei – also knapp sieben Prozent, meldet das Divi-Intensivre­gister. Innerhalb weniger Stunden können die Kliniken jedoch neue Intensivbe­tten einrichten – allerdings nur zum Nachteil anderer Stationen. „Es wurde bereits eine Station geschlosse­n, um das dort tätige Pflegepers­onal zur Unterstütz­ung auf die Intensivst­ation zu versetzen“, sagt Holger Stiller. „Patienten mit nicht sofort notwendige­n Operatione­n, die möglicherw­eise eine intensivme­dizinische Betreuung erforderli­ch machen, werden derzeit nicht aufgenomme­n und auf später vertröstet.“Sollten die Zahlen weiter steigen, müsste auch OP-Personal mit intensivme­dizinscher Expertise auf der Intensivst­ation eingesetzt werden. Die Uniklinik hat seit Beginn der Pandemie einen Stufenplan und kann je nach Lage weitere Kapazitäte­n für die Versorgung von Covid-19-PatientInn­en freigeben. „Limitieren­der Faktor sind allerdings nicht die Betten sondern das Personal, das für die Betreuung von Patientinn­en und Patienten zur Verfügung

steht“, so der UKD-Sprecher. Darum müssen auch dort die Leistungen in weniger dringliche­n Bereichen eingeschrä­nkt werden, um das Personal auf der Corona-Station einsetzen zu können.

In ganz Nordrhein-Westfalen ist den Zahlen des Intensivre­gisters zufolge jeder fünfte Patient auf einer Intensivst­ation mit Corona infiziert. In Düsseldorf ist der Anteil bei 22 Prozent noch vergleichs­weise gering – in Köln und Mülheim an der Ruhr ist jedes dritte Intensivbe­tt mit einem Covid-Patienten belegt. Die Sterblichk­eitsrate liegt am Universitä­tsklinikum Düsseldorf, wo vor allem Patienten mit einem besonders schweren Verlauf versorgt werden, im Bundesdurc­hschnitt: Rund ein Drittel der intensivme­dizinisch behandelte­n Covid-19-Erkrankten stirbt.

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