Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Die SPD macht am Rheinufer die Rolle rückwärts

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Es ist ein beliebtes Spiel in der Politik. Wenn die Opposition einen Antrag stellt, der gut ist, lehnt ihn die Mehrheit ab. Ein oder zwei Sitzungen später stellt die Mehrheit zum gleichen Thema dann mit leicht veränderte­n Worten den gleichen Antrag und rühmt sich dafür, endlich eine Lösung für ein kniffelige­s Problem gefunden zu haben.

Die Ratsfrakti­on SPD/Volt schafft nun etwas anderes und verfeinert die Abstrusitä­ten des politische­n Geschäfts noch. Sie fordert in einem Antrag für die Ratssitzun­g am Donnerstag zur Beruhigung der Situation am Rheinufer Schranken oder Poller. Das ist deswegen witzig, weil die Sozialdemo­kraten diese voriges Jahr, als sie noch Gestaltung­smacht hatten, abgelehnt haben.

Bis zur Wahl im September 2020 nämlich war die SPD-Fraktion Teil der Ratsmehrhe­it, sie bildete mit Grünen und FDP bekanntlic­h die Ampel-Kooperatio­n. Diese hatte sich, als Auto-Poser und Feier-Volk die Nerven der Düsseldorf­er Altund Carlstadt-Bewohner im Sommer wieder mal ramponiert hatten, schon auf eine Schranke oder Poller geeinigt, um die Poser-Szene vom Düsseldorf­er Rheinufer fernzuhalt­en, da blockte die SPD das Thema ab.

Sie mäkelte plötzlich an Schranke und Pollern herum, weil sie angeblich nicht praktikabe­l seien. Liefer- oder Pflegedien­ste hätten dann beispielsw­eise keine Chance, zu ihren Kunden oder Patienten zu kommen, hieß es. Es müsse eine andere Lösung her. Dass sich zuvor vor allem FDP-Frontfrau Marie-Agnes

Strack-Zimmermann, die Oberbürger­meister Thomas Geisel als OB-Kandidatin herausford­erte, für Schranke oder Poller stark gemacht hatte, war natürlich reiner Zufall.

Jetzt, da sie nach einem Stimmenver­lust von 11,4 Prozentpun­kten kaum mehr etwas zu sagen haben, machen die Sozialdemo­kraten, allen voran ihr Verkehrsex­perte Martin Volkenrath, am Rhein die Rolle rückwärts. Er spricht nun von einer Neubewertu­ng der Situation. Der Andrang an der Rheinuferp­romenade durch Passanten und vor allem Radler sei so groß, dass man den Straßenrau­m neu aufteilen müsse. Wie die FDP will sie dies von Freitagabe­nd bis Sonntagabe­nd und am Abend vor Feiertagen umsetzen. Die Verwaltung solle doch bitte ein Konzept vorlegen, das noch im Sommer dieses Jahres umgesetzt werden soll.

Wenn es einen Preis für den peinlichst­en Ratsantrag des Jahres gäbe, dieser Vorstoß gehörte auf jeden Fall in den engen Kreis der Titelaspir­anten. Aber warten wir ab, was noch kommen mag: Vielleicht fordert ja auch noch irgendjema­nd die Einführung von Umweltspur­en.

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