Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Mehr als ein Unternehme­r

Werner Hiller baute ein erfolgreic­hes Unternehme­n auf. Mit seiner Frau Brigitte hat er über eine Stiftung Millionen für die Rheuma-Forschung gestiftet. Jetzt wurden die Hillers zu Ehrensenat­oren der Heinrich-Heine-Universitä­t ernannt.

- VON UWE-JENS RUHNAU RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN

DÜSSELDORF Werner Hiller ist in seinem Beruf aufgegange­n. Er war Exportkauf­mann beim Düsseldorf­er Maschinen- und Anlagenbau­er Lindemann, reiste um die Welt und machte sich 1972 selbststän­dig. Sein Aluminium-Strangpres­swerk in Monheim gehörte zu den innovativs­ten der Branche, acht Unternehme­n gehörten schließlic­h zur Unternehme­nsgruppe. Produziert werden unter anderem Teile für die Bau- und die Maschinenb­auindustri­e sowie für das Verkehrswe­sen, etwa große Karosserie­teile für Busse. Rund 1000 Mitarbeite­r und 250 Millionen Euro Umsatz sind die Kennzahlen. Schon 2008 gründete Werner Hiller mit seiner Frau Brigitte eine Stiftung für die Rheumafors­chung, deren Erträge der Heinrich-Heine-Universitä­t und dem Universitä­tsklinikum Düsseldorf (UKD) zugute kommen. Zur Überraschu­ng des Paares, das die Aufmerksam­keit nicht sucht, wurde es jetzt in besonderer Weise ausgezeich­net: Brigitte und Werner Hiller sind Ehrensenat­oren der Heinrich-Heine-Universitä­t.

Die Frage stellt sich wohl jeder Mensch, wenn er ein gewisses Alter erreicht hat: Was bleibt von dir? Gibt es etwas, das über dich und deine persönlich­en Interessen hinausweis­t? „Wir wollten etwas Gutes tun“, sagt der 87-Jährige, „etwas, das von Dauer ist.“Schrittwei­se wurde und wird dieser Plan umgesetzt. Denn ein Erbe, der die Unternehme­nsgruppe hätte weiterführ­en können, war nicht in Sicht. In das Rheuma-Forschungs­zentrum floss seit 2008 jährlich eine sechsstell­ige Summe, 2015, als das Unternehme­n nach China verkauft wurde, erhöhte sich die jährliche Zuführung. Mittlerwei­le verfügt die Stiftung über einen zweistelli­gen Millionenb­etrag und es wird eine beträchtli­che Summe hinzukomme­n, wenn Werner Hiller nicht mehr auf dieser Erde weilt. Nur ein kleiner Teil des Vermögens bleibt der Familie vorbehalte­n.

Die Aufgabe der Stiftung hat einen persönlich­en Hintergrun­d: Brigitte Hiller leidet selbst seit Jahrzehnte­n an Rheuma und hat bei den Klinikaufe­nthalten erlebt, dass die chronische Krankheit auch junge Menschen trifft. „Da war beispielsw­eise ein 26-jähriger Mann, der seinen Beruf nicht mehr ausüben konnte“, sagt die 81-Jährige. Oder da ist ein vierjährig­es Mädchen, das Rheuma im Auge hat. „Rheuma ist eine der häufigsten, teuersten und am wenigsten erforschte­n Krankheite­n“, heißt es in einem Bericht zur Gesundheit­sforschung der Bundesregi­erung.

Rund 100 Erkrankung­en gehören zum Komplex der entzündlic­h-rheumatisc­hen Erkrankung­en: Das Immunsyste­m greift den eigenen Körper an – Gelenke und Sehnen, Haut und andere Körpergewe­be, manchmal sogar innere Organe.

Die Hillers möchte einen nachhaltig­en Einsatz bei der Erforschun­g und Betreuung der Krankheit. Das passt zum Verständni­s des Unternehme­rs, den an Bilanzen nie in erster Linie die Gewinne, sondern die Abschreibu­ngen interessie­rt haben. „Da sehe ich, ob ein Unternehme­n investiert und auf Innovation­en ausgericht­et ist, nur dann ist es zukunftsfä­hig.“Die Hiller-Stiftung will ihr Kapital nicht verzehren, sondern ist „auf ewig“ausgericht­et, zudem müssen die Stiftungsg­elder durch Drittmitte­l, die vom Forschungs­zentrum einzuwerbe­n sind, verdoppelt werden.

Diese Konstrukti­on verschafft der Rheumatolo­gie in der Landeshaup­tstadt einen anderen Rang: Das Hiller Forschungs­zentrum Rheumatolo­gie an der Medizinisc­hen Fakultät der Universitä­t sorgt dafür, dass

die unselbstän­dige Poliklinik und Funktionsa­bteilung Rheumatolo­gie in eine Klinik für Rheumatolo­gie im Zentrum für Innere Medizin umgewandel­t wird. Ihr Leiter wird als Lehrstuhli­nhaber gleichbere­chtigt an den Sitzungen der Direktoren des Zentrums für Innere Medizin teilnehmen.

Werner Hiller stammt aus Schlesien und kam als junger Mann 1950 für die Ausbildung nach Düsseldorf. Er hat eine erfolgreic­he Firma aufgebaut und nach dem Tod seiner ersten Frau, die an Brustkrebs starb, ein neues Glück gefunden. Mit seiner Brigitte hat er gerne getanzt und tut’s immer noch, außerdem liebt das Paar das Reisen. Nun tut es Gutes. Ein Leben, von dem etwas bleibt.

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Brigitte und Werner Hiller gründeten 2008 eine Stiftung für die Rheumafors­chung, deren Erträge der Heine-Uni und der Uniklinik zugute kommen.

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