Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Das Missverständnis mit Hartherz
Der Linksverteidiger war mit großen Erwartungen gekommen, doch er passt nicht in Fortunas System.
Beim Transfers von Florian Hartherz von Arminia Bielefeld zur Fortuna deutete sich nicht im Ansatz an, dass sich daraus einmal größere Probleme entwickeln könnten. Eigentlich eine sichere Bank. Ein gestandener Fußballprofi im besten Alter. Doch die bisherige Geschäftsbeziehung zwischen dem 27-Jährigen und seinem Arbeitgeber ist durch und durch unglücklich.
Das Projekt begann mit großen Erwartungen. „Florian gehörte in der abgelaufenen Saison zu den beständigsten Linksverteidigern der Zweiten Liga“, erklärte Sportvorstand Uwe Klein im vergangenen Sommer. „Er war in Bielefeld auf der linken Außenbahn gesetzt und hatte mit seiner Laufbereitschaft, seinem Einsatzwillen und seinem Vorwärtsdrang großen Anteil daran, dass die Arminia sich in der Zweiten Liga gegen die starke Konkurrenz VfB Stuttgart und Hamburger SV durchgesetzt hat.“Hartherz habe in den vergangenen Jahren viel Erfahrung gesammelt „und wird unserer Mannschaft mit seiner Mentalität guttun“. Dass der 1,87-Meter-Mann die Arminia verließ, bei der er in der Aufstiegssaison auf der linken Seite eine Stammkraft gewesen war, kam für fast alle Beobachter überraschend. Er absolvierte 32 der 34 Ligaspiele und bereitete drei Treffer vor. Und auch Hartherz bekundete: „Die Verantwortlichen haben mir ein gutes Gefühl gegeben, dass Fortuna der richtige, nächste Schritt für mich ist – trotz Zweiter Liga.“
Die Gründe für seinen bisher schwachen Saisonverlauf sind vielschichtig. Hauptproblem: man erwartet Dinge von ihm, zu denen er schlicht nicht im Stande ist. Anders: er passt nicht in Uwe Röslers Spielsystem. Daraus resultieren dann eine Reihe von Folgeproblemen. Fühlst du dich in dem Gerüst nicht wohl, wirst du unsicher, machst Dinge, die du lieber lassen solltest. Im direkten Vergleich zwischen Konkurrent Leonardo
Koutris und ihm kann man ganz gut ablesen, dass da etwas nicht passt.
Unter Rösler wirkte Hartherz bislang oft wie ein Fremdkörper. Bemüht, aber unglücklich, immer einen Schritt zu spät, man sieht ihm oft schon an, dass er das drohende Unheil erkennt, aber nicht mehr eingreifen kann, weil es dann schon zu spät ist. Wie im letzten Spiel in Paderborn. Als er nach 65 Minuten für Leonardo Koutris als Linksverteidiger eingesetzt wird, soll das laut Rösler dem Spiel wieder mehr Stabilität verleihen. Wenig später ist aus einem 0:1 ein 2:1 für die Ostwestfalen geworden.
Ein Ergebnis, an dem Hartherz keinen entscheidenden Anteil hat, ihm die Rolle des Buhmann zuzuschieben, wäre ungerecht. Er kann einfach aktuell nicht mehr leisten und taugt in seiner Verfassung nicht dazu, mit seiner Präsenz, seinem Selbstvertrauen andere mitzuziehen. Dafür ist er zu viel mit sich selbst beschäftigt.
Wie es mit ihm weitergeht, ist derzeit völlig offen. Vieles dürfte auch davon abhängen, wer nächste Saison Trainer in Düsseldorf ist. „Es ist keine leichte Situation für Florian. Ich kenne Flo noch aus seiner Zeit in Bremen“, sagt Vorstand Klaus Allofs. „Er ist mit großen Erwartungen nach Düsseldorf gekommen, war mit Bielefeld eigentlich aufgestiegen und hat sich dann für diesen Weg entschieden. Bisher hatte er bei uns nicht nur die glücklichsten Momente erlebt, da ist definitiv noch deutlich Luft nach oben, das muss man so deutlich sagen.“
Gleichwohl weiß auch Allofs, dass man nicht einfach einen Knopf drücken kann und alles ist gut. Was Hartherz bräuchte: einen echten Neustart im Team. Aktuell blicken auf ihn in Erwartung des nächsten Fehler. Das ist keine gute Basis.
„Tja, Fußball halt“, hat er einmal bekundet. „Ich sag’ ja immer, im Fußball kann sich in jedem Jahr, an jedem Tag, in jeder Stunde alles drehen.“Bleibt zu hoffen, dass es für ihn eine bessere sportliche Entwicklung in Düsseldorf gibt.