Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Meine elf schönsten Kirmes-Momente

- VON LAURA IHME

Unsere Autorin ist ein so großer Fan der Rheinkirme­s, dass sie dort sogar schon einmal gewohnt hat. Die erneute Absage des beliebten Volksfeste­s macht sie traurig – deshalb hat sie in ihren Erinnerung­en gekramt und ihre schönsten Momente aufgeschri­eben.

1. Leben an der Achterbahn Natürlich erinnere ich mich als Erstes daran, wie ich 2018 mit meiner Kollegin Helene Pawlitzki auf dem Festplatz gewohnt habe. In einem Wohnmobil. Mit unseren Gesichtern drauf (was am Anfang etwas befremdlic­h war). Neben der „Höllenblit­z“-Achterbahn. Das waren sehr intensive und schöne zehn Tage: Der Lautstärke­pegel war unglaublic­h, wir wurden von Tag zu Tag etwas tauber, konnten irgendwann die Ansagen der elektrisch­en „Höllenblit­z“-Puppen fehlerfrei mitspreche­n und uns sogar ein kleines bisschen Anerkennun­g der Schaustell­er verdienen.

2. Die „Infinity“-Schaukel Auch wenn ich zum Leidwesen meiner Mitpassagi­ere auf Fahrgeschä­ften immer sehr laut schreie, macht mir die Fahrt doch meistens viel Spaß. Das ist bei der „Infinity“-Schaukel anders: Sie gehört zu den Riesenscha­ukeln, von denen es viele Modelle gibt. Die meisten von ihnen pendeln rasant hin und her, überschlag­en sich jedoch nicht. Außer eben der „Infinity“-Schaukel. 2018 habe ich mich zu einer Fahrt überreden lassen. Und ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass ich nicht einmal bei meinem Fallschirm-Sprung so viel Adrenalin im Körper hatte wie in den drei Sekunden, in denen wir beim Überschlag auf dem Kopf standen und die Schaukel zu stehen schien. Sogar während ich diese Zeilen tippe, bekomme ich noch schwitzige Hände. Trotzdem: Kirmes als Grenzerfah­rung – so mag ich das.

3. Der Moment vor der Abfahrt Vor einigen Jahren hatte die große Wildwasser­bahn an der Oberkassel­er Brücke ihren letzten Auftritt auf der Rheinkirme­s. Schon als Kind bin ich mit meinem Vater immer eine Runde gefahren. Das beste an der Fahrt: Kurz vor der finalen Abfahrt verläuft die Strecke auf der neuen Wasserbahn parallel zur Oberkassel­er Brücke, wo sich immer ein paar Schaulusti­ge versammeln, denen man zuwinken kann, ehe es abwärts geht. Wo gibt es schon so etwas?

4. Gefangen im Kettenkaru­ssell Das soll ein schöner Moment gewesen sein? Irgendwie schon, auch wenn er etwas gruselig war: 2017 habe ich mit unserem Fotografen Andreas Bretz eine Übung der Höhenrette­r der Feuerwehr begleitet. Die haben für Fahrgeschä­fte in großen Höhen genaue Evakuierun­gspläne. Und regelmäßig trainieren sie auch für den Fall, dass es mal nötig wird – so wie an diesem Tag bei einem Kettenkaru­ssell, das in schätzungs­weise 60 Metern Höhe seine Runden dreht. Wir wollten natürlich nah dran sein, weshalb wir ebenfalls ins Karussell gestiegen sind. Man sagte uns vorher, das Ganze dauere etwa eine Dreivierte­lstunde. Am Ende waren es zwei Stunden. Und zwei Stunden in diesen kleinen Sitzen über dem Rhein zu schweben, das ist schon was. Anderersei­ts hatte ich nie einen so freien Blick über Düsseldorf.

5. Mit den Hosen im Uerige-Zelt Ebenfalls 2017 haben die Toten Hosen ein inzwischen legendäres Überraschu­ngs-Konzert im Zelt des Uerige gespielt – und wir als RP waren natürlich dabei. Das Wetter war gigantisch, die Stimmung auch, der Festplatz zu wenig anderem mehr zu gebrauchen, weil die Menschen sich sogar auf der benachbart­en Superrutsc­he positionie­rt hatten, um einen Blick auf Campino und seine Bandkolleg­en zu erhaschen. Danach gab es ein wenig Ärger bei Schaustell­ern und Schützen – es gab beispielsw­eise Kritik an der Informatio­nspolitik im Vorfeld. Ich halte das Konzert bis heute für eine der besten Werbungen für die Rheinkirme­s – auf welchem Volksfest sonst treten einfach so und auch noch gratis Musiker dieses Kalibers auf?

6. Eröffnungs-Ballons Die Rheinkirme­s ist ja nicht einfach nur Kirmes – mit ihr feiert der St. Sebastianu­s Schützenve­rein sein großes Heimatfest, das er jedes Jahr mit vielen Ehrengäste­n eröffnet. Dabei wird am Eingang der Kirmes immer ein Band durchgesch­nitten, und Dutzende rote und weiße Luftballon­s steigen in den Himmel, es wird Musik gespielt. Ich liebe diesen Moment – weil er bedeutet, dass nun zehn Tage Kirmes bevorstehe­n.

7. Unendliche Break-Dancer-Fahrt Wieder so ein Fahrerlebn­is mit einem Kollegen: Spätabends war unser Team von der Düsseldorf­er Lokalredak­tion vor ein paar Jahren auf der Kirmes unterwegs. Der Kollege und ich sind mit dem „Break Dancer“gefahren. Und weil nicht mehr viel auf dem Festplatz los war, hat der Betreiber für uns eine extra lange Runde geschmisse­n. Es waren bestimmt zehn Minuten – was verdammt lange auf diesem Fahrgeschä­ft ist. Es war gleicherma­ßen großartig und schwindele­rregend.

8. Blindflug auf der Achterbahn Im Jahr 2018 war die Achterbahn „Wilde Maus“erstmals in einer XXL-Version zu Gast auf der Rheinkirme­s mit einer spektakulä­ren Neuerung: Man konnte die Fahrt mit einer Virtual-Reality-Brille erleben. Also nicht den Festplatz und das Rheinpanor­ama sehen, sondern einen zu den Abfahrten passenden Film. Auf der Bahn ist man also im Grunde blind, man sieht ja nicht den Streckenve­rlauf. Das war merkwürdig – und gleichzeit­ig unfassbar spannend.

9. Zu viel Zuckerwatt­e Dies ist ein Moment, der sich für mich jedes Jahr auf der Kirmes wiederholt: Es gibt immer einen Besuch, bei dem ich beschließe, nicht die Fahrgeschä­fte aufzusuche­n, sondern jede Imbissbude, die interessan­t aussieht. Das bedeutet, dass ich mich von Zuckerwatt­e zu Langos zu Flammkuche­n zu Bratwurst zu Pommes zu Pizza zu Eis zu Mandeln zu Backfisch futtere und danach fürchterli­che Bauchschme­rzen habe – und natürlich trotzdem am Ende beschließe, dass es eine gute Idee ist, noch auf dieses eine Fahrgeschä­ft zu gehen, in dem man in alle Richtungen geschleude­rt wird. Ganz ehrlich? Wem nie von zu viel Zuckerwatt­e übel war, der hat nicht richtig gelebt.

10. Einen Frosch versenken Buden, an denen man etwas gewinnen kann, gibt es viele auf der Kirmes, Losbuden, Dosenwerfe­n, Schießen, Kamelrenne­n. Am schönsten finde ich die Bude, an der man Frösche versenken kann. Das funktionie­rt so: Auf eine Art Wippe wird ein Gummifrosc­h gelegt, mit einem Hammer schlägt man dann auf die andere Seite der Wippe – und versucht so, den Frosch in einen von mehreren Körben zu katapultie­ren. Das macht furchtbar viel Spaß, doch ich bin furchtbar schlecht darin. Nur ein einziges Mal habe ich einen Frosch versenken können – und ein kleines Frosch-Plüschtier gewonnen. Das halte ich noch heute in Ehren.

11. Das Leuchten der Kirmes Zum Abschluss noch ein Feuerwerk – also wirklich: Am letzten Kirmesfrei­tag gibt es immer das große Feuerwerk auf dem Festplatz. Meistens habe ich nicht die Geduld, zu warten, bis es losgeht, außerdem ist es auf dem Platz immer furchtbar voll, wenn Feuerwerk ist. 2019 war ich ebenfalls schon auf dem Rückweg, als es startete. Bei den ersten Raketen war ich schon auf der anderen Rheinseite auf Höhe des KIT angekommen – und musste dann doch stehen bleiben. Die bunten Bilder im Himmel und nach dem Feuerwerk dann wieder das Leuchten der Fahrgeschä­fte auf der anderen Seite – selten finde ich Düsseldorf schöner. Und hier muss ich nun doch pathetisch werden: Ich hoffe sehr, dass wir das nächstes Jahr wieder sehen dürfen. Kirmes steht für mich für pure Lebensfreu­de. Und ich will, dass sie zurückkomm­t.

 ?? RP-FOTO ANDREAS BRETZ ?? RP-Redakteuri­n Laura Ihme (Mitte) testete zahlreiche Fahrgeschä­fte auf der Rheinkirme­s.
RP-FOTO ANDREAS BRETZ RP-Redakteuri­n Laura Ihme (Mitte) testete zahlreiche Fahrgeschä­fte auf der Rheinkirme­s.

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