Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

So läuft der Corona-Test in den Schulen

Zum Schulallta­g von Tim, Lena und Max gehören neuerdings nicht mehr nur Mathe, Deutsch und Sport, sondern auch der Corona-Selbsttest im Klassenzim­mer.

- VON MARGIT LEUCHTENBE­RG

STRÜMP An diesem Morgen sind sie alle zu Hause: Mama Christiane (45), Tim (11), Lena (10) und Max (6). Die Kinder der Familie Spennes haben schon ein paar Arbeitsblä­tter bearbeitet, Hausaufgab­en gemacht und Vokabeln gelernt, aber zur Schule müssen sie heute nicht, es herrscht Wechselunt­erricht an der Grundschul­e, und der Schüler des Städtische­n Meerbusch-Gymnasiums, Tim, hat einen Studientag. Die beiden Grundschül­er haben in ihren grünen oder gelben Gruppen dienstags und donnerstag­s oder in der anderen Woche montags, mittwochs und freitags jeweils mit der Hälfte ihrer Klassenkam­eraden vor Ort Unterricht in der Martinus Schule.

„Zum Glück sind Geschwiste­rkinder in die gleichen Gruppen eingeteilt worden,“sagt Mutter Christiane, die sich auch in der Schulpfleg­schaft der Martinus Schule engagiert. Dennoch hilft nur ein großer Plan, um den Überblick auf Stundenplä­ne, Tests, Arbeiten und Studientag­e zu behalten. Ganz neu kam für die Grundschül­er am ersten Tag nach den Osterferie­n der Corona-Selbsttest in der Schule hinzu. Lena hatte Angst, dass es wehtut. So weh, wie der Test, den sie in den Winterferi­en machen musste und der ihr die Tränen in die Augen trieb. „Nein, es hat gar nicht weh getan, aber es kitzelt in der Nase, und fast alle Mitschüler müssen dann laut niesen“, berichtet die Schülerin. Zum Glück sind die Fenster in der Klasse geöffnet, wenn die Testung läuft. Überhaupt hätten die Lehrerinne­n alles super vorbereite­t, findet auch Erstklässl­er Max. Die Lehrerin habe das Prozedere beim erst Mal vorgemacht, Infoposter hängen an der Tafel, „und außerdem habe ich mir mit Max gemeinsam in den Ferien ein gutes Erklärvide­o angesehen“, fügt Christiane Spennes hinzu. Denn gerade bei dem Schulanfän­ger habe sie Bedenken gehabt, dass die Testung klappt. Aber alles laufe reibungslo­s und nehme auch nicht zu viel Zeit vom eh kurzen Präsenzunt­erricht weg.

Die Lehrerinne­n hätten Tabletts mit den Utensilien für jedes Kind vorbereite­t, bei den Kleinen werden die Tests sogar vom Tisch durch die Pädagogen abgeräumt, und Reste werden in Spezialbeu­teln entsorgt. Max findet das ganz Prozedere auch sehr spannend: „Ich will immer wissen, ob ich positiv oder negativ bin“, sagt der Jüngste.

Bislang sei an der Grundschul­e noch kein Kind positiv getestet worden. Aber auch darauf sind Schule und Pädagogen bestens vorbereite­t, und die jungen Schüler machen sich über weitreiche­nde Folgen auch nicht die Gedanken wie die Erwachsene­n. Anders sieht es am Gymnasium aus. Tim hat, obwohl er keine Symptome aufzeigt, Angst, positiv getestet zu werden und so wie sein Freund in Quarantäne zu müssen. „Ich will nicht von meiner Familie getrennt essen müssen“, überlegt er. Tims Freund war aber außerhalb der Schule in den Ferien getestet worden und hat nun das Schlimmste bereits überstande­n. Außerdem wissen die größeren Kinder bereits genau, dass der Selbsttest nicht hundertpro­zentig aussagekrä­ftig ist und auch Fehlermeld­ungen

auftreten können. Auch Tricks zum Fälschen des Tests machen bei den jungen Leuten schon die Runde.

Mutter Christiane, die ihre Kinder gerne beim Homeschool­ing begleitet, unterstütz­t auch noch durch ihren Vater, bedauert, dass Max erst zwei Monate Präsenzunt­erricht hatte, dass Tim noch nie die Möglichkei­t hatte, Englisch in der Klasse zu sprechen, und dass Lena nicht in den Genuss des Zirkusproj­ekts kommt. Auch der Wechsel an die weiterführ­ende Schule im Sommer wird für das Mädchen anders verlaufen

als bei ihrem großen Bruder.

Selbst der Philologen­verband sieht gravierend­e Lerndefizi­te bei den Schülern bei einem andauernde­n Distanzunt­erricht. Nachhilfep­rogramme, kleine Lerngruppe­n und Diagnostik-Tools seien nötig, wenn der Präsenzunt­erricht wieder beginnt. Denn erst dann, so die Landesvors­itzende des Philologen­verbandes, Sabine Mistler, könnte der Umfang der Defizite eingeschät­zt werden.

An vieles haben sich die Schüler in den vergangene­n Monaten gewöhnen müssen: an Masken, Abstand

halten und Händewasch­en. Aber was halten die von Wechselund Distanzunt­erricht betroffene­n Kinder von Summer School in den Sommerferi­en, um ausgefalle­nen Unterricht und Stoff zu vermitteln? Tim, Lena und Max sagen spontan „Ja“zu diesen freiwillig­en Kursen, die momentan im Gespräch sind. Aber nur zu ihren Regeln: „Nicht zu früh, denn wir wollen ausschlafe­n. Nicht zu lang, denn wir wollen spielen. Und wenn wir in Urlaub fahren, muss das Lernen natürlich sofort aufhören“, sagen die drei Geschwiste­r aus Strümp einstimmig.

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FOTO: MALE Christiane, Max, Tim und Lena Spennes aus Strümp.
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FOTO: AK Die Lehrer bereiten die Test-Kits für die Grundschül­er vor.

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