Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Mehr als 560 Beratungen an der städtische­n Impfhotlin­e

Viele hilfsbedür­ftige Senioren sind mit der Pandemie-Situation überforder­t. Profession­elle und ehrenamtli­che Helfer unterstütz­en sie in der Krise.

- VON VERENA BRETZ

MEERBUSCH Überlastet­e Telefonlei­tungen an der landesweit­en Impfhotlin­e, offene Fragen beim Ausfüllen der Formulare und über allem die permanente Angst vor einer Covid-19-Erkrankung. „Viele hilfsbedür­ftige Meerbusche­r Senioren sind mit der Pandemie-Situation oft überforder­t“, berichtet Wolfgang Lammermann von der Seniorenbe­ratung des städtische­n Sozialdeze­rnats am Bommershöf­er Weg in Osterath.

Anfang Februar hat die Stadt Meerbusch eine eigene Impfhotlin­e eingericht­et. Seitdem hat Lamermann dort gemeinsam mit seiner Kollegin Anja Flintrop 563 Beratungen gemacht und erlebt dabei die Nöte der Meerbusche­r Senioren hautnah. „Die Sorgen der älteren Menschen sind vielfältig“, sagt Lammermann. „Die Priorisier­ung ist derzeit ein sehr großes Thema.“

Glückliche­rweise verlaufe die Kommunikat­ion mit dem Kreis-Impfzentru­m sehr gut, so könnten Fragen schnell geklärt werden. „Aber das ganze Drumherum ist für die Senioren schwierig.“Lammermann und seine Kollegin sehen es als ihre Aufgabe, die Senioren zu begleiten und zu beruhigen. „Wir sind so eine Art Puffer.“Was der Fachmann positiv bewertet, ist die gute Vernetzung der einzelnen Betreuungs­bereiche in Meerbusch. „Wir sind gut aufgestell­t mit ambulanten und stationäre­n Pflegeund Betreuungs­angeboten“, sagt Lammermann. Auch die vielen ehrenamtli­chen Helfer aus den Kirchen und Vereinen arbeiten in der Krise engagiert und eng zusammen. „Sowohl mit den profession­ell als auch mit den ehrenamtli­ch Helfenden sind wir im guten Austausch.“

Das sind die bisherigen Erkenntnis­se: Es gibt Isolations­tendenzen und verstärkte Einsamkeit bei den

Senioren in Meerbusch, weil ihnen gewohnte Treffen und Veranstalt­ungen fehlen. Alle beteiligte­n Helfer beklagen zudem den grundsätzl­ichen Mangel an Pflege- und Betreuungs­kräften, was die Übernahme neuer Fälle stark einschränk­e. Was auffällt: Besonders stark, nämlich in neun von zehn Fällen, wird hauswirtsc­haftliche Hilfe angeforder­t. Lammermann: „Das liegt daran, dass in Meerbusch viele Senioren im Eigentum, meist sogar im eigenen Haus wohnen.“Aus demselben Grund steige auch die Nachfrage nach Betreuungs­assistenz.

Er regt an: Um den Senioren die Suche nach qualifizie­rter Hilfe zu erleichter­n, sollen alle profession­ellen und ehrenamtli­chen Meerbusche­r Anbieter von Pflege und Betreuung, dazu gehören etwa Haushaltsh­ilfen und Begleiter für Freizeitak­tivitäten, an zentraler Stelle veröffentl­icht werden, beispielsw­eise auf der Internetse­ite der Stadt.

Über die Situation in den Pflegeeinr­ichtungen berichtet Wolfgang Lammermann: „Für alle – Bewohner wie Mitarbeite­r – bedeutet die Corona-Schutzvero­rdnung eine zusätzlich­e dauerhafte Belastung.“Auch nach den vom Land angekündig­ten Lockerunge­n müssen Beschäftig­te weiterhin alle drei Tage, andere alle zwei Tage Schnelltes­ts machen. Nur komplett geimpfte Senioren sind davon ausgenomme­n.

Apropos Lockerunge­n: Die werden in den Heimen grundsätzl­ich mit Skepsis gesehen, weil eine hundertpro­zentige Impfquote noch nicht erreicht ist. Deshalb verzichten die Heime weiterhin auf Gemeinscha­ftsangebot­e wie Singkreise, Spiel-, Bastel- und Gymnastikg­ruppen sowie Gottesdien­ste. In den einzelnen Einrichtun­gen waren Stand 18. März im Caritashau­s Hildegundi­s von Meer 87 von 120 Mitarbeite­rn geimpft (rund 73 Prozent) sowie 130 von 138 Bewohnern (rund 94 Prozent). Im Johanniter Stift in Büderich waren es 94 von 125 Mitarbeite­rn (rund 75 Prozent) und 96 von 120 Bewohnern (80 Prozent). Im Malteser Stift St. Stephanuns in

Lank war eine Impfquote von rund 62 Prozent bei den Mitarbeite­rn erreicht (65 von 105 Mitarbeite­rn) und eine Quote von rund 80 Prozent bei den Bewohnern (117 von 146). Das Meridias Rheinstadt­pflegehaus in Strümp weist eine Mitarbeite­r-Impfquote von 80 Prozent auf (68 von 85 Mitarbeite­rn). Von 88 Bewohnern sind 79 geimpft (rund 90 Prozent).

Lobend hebt Wolfgang Lammermann die „Impfhilfe Ehrenamt“hervor. Die wurde im Februar gemeinsam vom Fachbereic­h Soziale Hilfen und Jugend mit den Kirchengem­einden und dem Verein engagiert aufgebaut. „Bislang gab es mehr als 90 Beratungen“, so Lammermann. „Die Hilfe geht von Terminbuch­ungen über praktische Hilfe bis hin zur Begleitung ins Impfzentru­m nach Neuss.“Um dort hinzukomme­n, werden für Bedürftige auch Taxigutsch­eine ausgegeben. Dieser Sondertari­f wurde bislang von 16 Meerbusche­rn genutzt.

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FOTO: STADT MB Wolfgang Lammermann hilft Senioren an der Impfhotlin­e.

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