Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

FDP ist Mehrheitsb­eschaffer für Rot-Grün

- VON NORBERT STIRKEN

Für die Verabschie­dung des städtische­n Haushalts 2021 und der mittelfris­tigen Finanzplan­ung hat sich eine rot-grün-gelbe Allianz gebildet. Die Übereinkun­ft sei von einer gemeinscha­ftlichen Verantwort­ung für die Stadt Krefeld geprägt, versichert­en die Vorsitzend­en der drei Ratsfrakti­onen SPD, Die Grünen und FDP am Dienstag im Rathaus.

Die Freien Demokraten verabschie­den mit Rot-Grün den städtische­n Haushalt. Das teilten Benedikt Winzen (SPD), Heidi Matthias und Torsten Hansen (Die Grünen) sowie Joachim C. Heitmann (FDP) am Dienstag gemeinsam im Rathaus mit. Nach der Wahlpanne (wir berichtete­n) und der nötigen Korrektur des Wahlergebn­isses hatten sich die Mehrheitsv­erhältniss­e im Stadtrat geändert. Die SPD verlor ein Mandat, die CDU bekam eines hinzu, die rot-grüne Mehrheit war weg. Das war die Chance für die FDP. „Es ist gut, wenn man gebraucht wird, sonst ist man das fünfte Rad am Wagen“, sagte FDP-Fraktionsc­hef Heitmann gestern. Für die Rolle als Mehrheitsb­eschaffer holte er sich zuvor das Einverstän­dnis von Partei und Fraktion. Es sei wichtig gewesen, die Unterstütz­ung für den politische­n Kurs zu bekommen. Der sei nicht so einfach durchgegan­gen, sondern habe der Erläuterun­g bedurft.

Die FDP hat sich nach eigener Einschätzu­ng mit ihren zentralen Punkten einbringen können. So blieb ein Entwurf für einen Antrag in der Schublade, in dem viele Punkte, die nun von SPD und Grünen mitgetrage­n werden, auf die Tagesordnu­ng der entscheide­nden Ratssitzun­g für den Krefelder Haushalt am 6. Mai gekommen wären. „Der Antrag hat sich erübrigt“, kommentier­te Heitmann.

Gemeinsam mit SPD und Grünen stimmen die Liberalen dafür, die so genannten coronabedi­ngten Mehrkosten nicht auf künftige Generation­en abzuwälzen und über 50

Jahre abschreibe­n zu wollen. Sie sollen vielmehr erstens genau definiert und zweitens mit Hilfe von Rücklagen schnellste­ns getilgt werden. Ein zweiter wichtiger Punkt (und damit übernimmt die FDP ein Anliegen der CDU) besteht darin, die Verwaltung aufzuforde­rn, die Kosten für die Vielzahl von Großprojek­ten wie Neubau eines Verwaltung­sgebäudes auf dem Theaterpla­tz, Umbau des alten Stadtbades Neusser Straße, Neubau einer Veranstalt­ungshalle und vieles mehr zu beziffern und im Etat zu berücksich­tigen.

Breiten Raum nimmt auch das Klimakonze­pt 2030 ein. Zusätzlich­es Geld und zusätzlich­es Personal soll die Kommune in Sachen Umwelt-, Natur- und Klimaschut­z zukunftsfä­hig aufstellen. Von der zusätzlich­en Ausstattun­g sollen die Kernverwal­tung, das Zentrale Gebäudeman­agement und der Kommunalbe­trieb Krefeld gleicherma­ßen profitiere­n, um weiter voranzukom­men und unter anderem den CO2-Ausstoß allerorten zu minimieren. Insgesamt soll die Stadt 63,5 neue Stellen schaffen. Darunter einige für Ingenieure, die sich zunächst um die Digitalisi­erung in Schulen und Verwaltung und anschließe­nd um die Ausstattun­g öffentlich­er Gebäude mit Fotovoltai­k kümmern sollen. Mobilitäts­konzept, Parkraumko­nzept – vieles soll durch die „grüne und blaue Brille“betrachtet werden. Grün und Blau stehen für Pflanzen und Wasser, die auf öffentlich­en Plätzen und auf Dächern das Mikroklima in der Stadt verbessern helfen sollen.

Verbessern ist auch das Stichwort für die Innenstadt. Die Verwaltung soll in Zusammenar­beit mit der Wohnstätte AG eine Vision entwickeln, wie die City an Attraktivi­tät gewinnen kann. Dazu zählen nach Auffassung von SPD, Grünen und FDP Anreize für Gebäudesan­ierungen, guter und bezahlbare­r Wohnraum, eine lebendige Gastro-Szene, Handel und Kleingewer­be. Das alles müsse planungsre­chtlich begleitet werden. Es gehe darum, die Lebensund Aufenthalt­squalität zu verbessern, so die Politiker. Kultur und die freie Szene seien dabei ein wichtiges Thema.

Unterm Strich will die neue rotgrün-gelbe Allianz auch noch sparen. Mittelfris­tig will sie für 2021 einen exakt um 648.470 Euro, für das folgende Jahr um 1,059 Millionen Euro, für 2023 noch um 860.470 Euro und in 2024 um weitere 365,470 Euro höheren Überschuss erwirtscha­ften. Kommentar Seite C 3

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RP-FOTO: TL FDP-Fraktionsv­orsitzende­r Joachim C. Heitmann konnte Partei und Fraktion von der neuen Rolle als Mehrheitsb­eschaffer für Rot-Grün überzeugen.

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