Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Corona gefährdet den Badesommer

Wegen der Pandemie ist unklar, wann und wie Freibäder öffnen dürfen. Betreiber erwägen eine Testpflich­t oder einen Impfnachwe­is.

- VON VIKTOR MARINOV

DÜSSELDORF 100.000 Besucher zählte das Freibad Wolfssee in Duisburg im vergangene­n Jahr. Strand, Sonne, mitten in der pittoreske­n Sechs-Seen-Platte: Für viele war das eine willkommen­e Ablenkung von der Pandemie. Wie viele Besucher es dieses Jahr werden könnten, ist aber kurz vor dem Saisonstar­t noch ungewiss. „Wirtschaft­lich wird es kein Super-Jahr werden, das wissen wir jetzt schon“, sagt Frank Skrube. Er ist Vorsitzend­er der DJK Poseidon, der Verein betreibt neben dem Freibad Wolfssee auch das Freibad Großenbaum in Duisburg. Skrube und die anderen Betreiber in NRW stochern auch Ende April noch mit ihren Planungen im Nebel der Corona-Maßnahmen: Welche Regeln für sie gelten, weiß niemand so genau.

„Aufgrund der fehlenden Planungssi­cherheit nimmt der Optimismus in der Branche zunehmend ab“, sagt Christian Mankel, Geschäftsf­ührer der Deutschen Gesellscha­ft für das Badewesen (DGfdB). Selbst die Frage, ob es überhaupt eine Freibadsai­son geben wird, scheint für den Interessen­vertreter der Branche noch nicht abschließe­nd geklärt zu sein. Geschweige denn die Frage, wann die diesjährig­e Saison beginnen könnte. „Wir glauben zwar noch an eine Freibadsai­son“, sagt Mankel. „Wir fürchten aber, dass diese nicht bundesweit einheitlic­h zum 1. Mai starten wird“, ergänzt er.

Die Betreiber in NRW haben Anfang Mai als Auftakt schon abgeschrie­ben. Das Wetter ist noch zu kühl, die Infektions­zahlen zu hoch. „Es müssen draußen schon über mehrere Tage beständig 20 Grad sein, damit eine Eröffnung Sinn ergibt“, sagt Skrube. Ähnlich sieht es sein Kollege Wilfried Meyer vom Naturbad Xantener Südsee: „Ab 16 Grad Wassertemp­eratur wird das Naturbad freigegebe­n.“Er hofft auf eine Eröffnung Mitte Mai – vorausgese­tzt, es ergeht die entspreche­nde Erlaubnis. Andere Betreiber in der Region sind weniger optimistis­ch. Für die Freibäder in Krefeld ist Anfang Juni das potenziell­e Eröffnungs­datum, heißt es auf Anfrage. Die Bädergesel­lschaft Düsseldorf hält sich alle Optionen noch offen. „Ob die Saison 2021 stattfinde­t und wann diese beginnt, liegt im Auftrag des Landes NRW“, sagt eine Sprecherin. Die Vorfreude und die Hoffnung seien allerdings sehr hoch.

Unklarheit­en hin oder her – die Freibäder bereiten sich längst auf die Eröffnung vor. Becken werden gereinigt, Winterschä­den repariert, kaputte Fliesen ausgetausc­ht. „Wir müssen einen Plan haben, man kann nicht kurz vor Start damit anfangen“, sagt Frank Skrube aus Duisburg. Auch pandemiege­rechte Lösungen fürs Schwimmen müssten her – manche haben sich bereits im Vorjahr etabliert. So wird es auch in dieser Saison für den Zugang zum Wolfssee ein elektronis­ches Ticketsyst­em geben und keine Karten vor Ort. Das hat mehrere Vorteile: Es wird kein Bargeld ausgetausc­ht, Besucher müssen keine Formulare vor Ort unterschre­iben und stehen dazu nicht in langen Schlangen vor dem Freibad.

Automatisc­h erfasst das System, wer wann ein- und ausgeht: Für das Gesundheit­samt sind das wichtige Informatio­nen. Um die Abstandsre­geln zu wahren, verkaufte Skrube schon 2020 nur eine begrenzte Ticketanza­hl am Tag. Je nach den Regeln der Corona-Schutzvero­rdnungen, die sich immer wieder änderten, durften 800 bis 1500 Besucher hinein. „Damit haben wir eine Auslastung von 25 bis 30 Prozent“, sagt Skrube. Vor Corona konnten mehr als 6000 Leute am Wolfssee baden. Auch für die kommende Saison rechnen die Betreiber fest mit einer ähnlichen Regelung.

Neben Masken, Abstand und eingeschrä­nkter Besucherza­hl könnte die kommende Saison weitere Regeln mit sich bringen. Für denkbar halten es einige Freibadbet­reiber, dass sie ihre Kunden künftig nur mit einem negativen Corona-Test einlassen dürfen. Skrube meint sogar, künftig könne eine Impfung Voraussetz­ung für den Einlass sein. „Aber das ist noch alles Spekulatio­n“, sagt er.

Die DGfdB spricht sich in ihrem „Pandemiepl­an 4.0“auch für die Nutzung einer Kontaktnac­hverfolgun­gs-App in Hallen- und Freibädern aus. Laut Geschäftsf­ührer Christian Mankel müsse die App feste Kriterien erfüllen – etwa beim Datenschut­z und der Benutzerfr­eundlichke­it. In einem Schreiben an die Bundeskanz­lerin und die Ministerpr­äsidenten der Länder warb die DGfdB zudem für eine vorrangige Öffnung der Schwimmbäd­er. Der Verband berief sich dabei unterem anderem auf eine Untersuchu­ng der

Technische­n Universitä­t Berlin. Sie besagt, dass Bäder sicherer sind als etwa Restaurant­s oder Supermärkt­e.

„Die Untersuchu­ng zeigt, dass Einrichtun­gen, die jetzt bereits diskutiert werden, wie Restaurant­s, Kinos oder Supermärkt­e, hier bei einem situations­bezogenen R-Wert von 1 liegen, Schwimmbäd­er allerdings, gemeinsam mit Theatern, Opernhäuse­rn und Museen, weit vorne mit einem Wert von 0,5“, hieß es in dem Schreiben. Darüber hinaus seien Bäder auch ein wesentlich­er Bestandtei­l der Daseinsvor­sorge der Menschen.

Ob der Verband damit Erfolg bei der Politik hat, ist noch offen. Skrube und seine Kollegen stehen derweil in den Startlöche­rn. „Man muss täglich mit neuen Bestimmung­en rechnen“, sagt der Duisburger. „Ich hoffe nur, dass es die letzte Corona-Saison ist, sonst wird es schwierig. Es erfordert derzeit viel Kraft.“

 ?? FOTO: CHRISTOPH REICHWEIN ?? Rund 100.000 Besucher haben im vergangene­n Jahr das schöne Wetter am Freibad Wolfssee in Duisburg genossen.
FOTO: CHRISTOPH REICHWEIN Rund 100.000 Besucher haben im vergangene­n Jahr das schöne Wetter am Freibad Wolfssee in Duisburg genossen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany