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Corona gefährdet den Badesommer
Wegen der Pandemie ist unklar, wann und wie Freibäder öffnen dürfen. Betreiber erwägen eine Testpflicht oder einen Impfnachweis.
DÜSSELDORF 100.000 Besucher zählte das Freibad Wolfssee in Duisburg im vergangenen Jahr. Strand, Sonne, mitten in der pittoresken Sechs-Seen-Platte: Für viele war das eine willkommene Ablenkung von der Pandemie. Wie viele Besucher es dieses Jahr werden könnten, ist aber kurz vor dem Saisonstart noch ungewiss. „Wirtschaftlich wird es kein Super-Jahr werden, das wissen wir jetzt schon“, sagt Frank Skrube. Er ist Vorsitzender der DJK Poseidon, der Verein betreibt neben dem Freibad Wolfssee auch das Freibad Großenbaum in Duisburg. Skrube und die anderen Betreiber in NRW stochern auch Ende April noch mit ihren Planungen im Nebel der Corona-Maßnahmen: Welche Regeln für sie gelten, weiß niemand so genau.
„Aufgrund der fehlenden Planungssicherheit nimmt der Optimismus in der Branche zunehmend ab“, sagt Christian Mankel, Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen (DGfdB). Selbst die Frage, ob es überhaupt eine Freibadsaison geben wird, scheint für den Interessenvertreter der Branche noch nicht abschließend geklärt zu sein. Geschweige denn die Frage, wann die diesjährige Saison beginnen könnte. „Wir glauben zwar noch an eine Freibadsaison“, sagt Mankel. „Wir fürchten aber, dass diese nicht bundesweit einheitlich zum 1. Mai starten wird“, ergänzt er.
Die Betreiber in NRW haben Anfang Mai als Auftakt schon abgeschrieben. Das Wetter ist noch zu kühl, die Infektionszahlen zu hoch. „Es müssen draußen schon über mehrere Tage beständig 20 Grad sein, damit eine Eröffnung Sinn ergibt“, sagt Skrube. Ähnlich sieht es sein Kollege Wilfried Meyer vom Naturbad Xantener Südsee: „Ab 16 Grad Wassertemperatur wird das Naturbad freigegeben.“Er hofft auf eine Eröffnung Mitte Mai – vorausgesetzt, es ergeht die entsprechende Erlaubnis. Andere Betreiber in der Region sind weniger optimistisch. Für die Freibäder in Krefeld ist Anfang Juni das potenzielle Eröffnungsdatum, heißt es auf Anfrage. Die Bädergesellschaft Düsseldorf hält sich alle Optionen noch offen. „Ob die Saison 2021 stattfindet und wann diese beginnt, liegt im Auftrag des Landes NRW“, sagt eine Sprecherin. Die Vorfreude und die Hoffnung seien allerdings sehr hoch.
Unklarheiten hin oder her – die Freibäder bereiten sich längst auf die Eröffnung vor. Becken werden gereinigt, Winterschäden repariert, kaputte Fliesen ausgetauscht. „Wir müssen einen Plan haben, man kann nicht kurz vor Start damit anfangen“, sagt Frank Skrube aus Duisburg. Auch pandemiegerechte Lösungen fürs Schwimmen müssten her – manche haben sich bereits im Vorjahr etabliert. So wird es auch in dieser Saison für den Zugang zum Wolfssee ein elektronisches Ticketsystem geben und keine Karten vor Ort. Das hat mehrere Vorteile: Es wird kein Bargeld ausgetauscht, Besucher müssen keine Formulare vor Ort unterschreiben und stehen dazu nicht in langen Schlangen vor dem Freibad.
Automatisch erfasst das System, wer wann ein- und ausgeht: Für das Gesundheitsamt sind das wichtige Informationen. Um die Abstandsregeln zu wahren, verkaufte Skrube schon 2020 nur eine begrenzte Ticketanzahl am Tag. Je nach den Regeln der Corona-Schutzverordnungen, die sich immer wieder änderten, durften 800 bis 1500 Besucher hinein. „Damit haben wir eine Auslastung von 25 bis 30 Prozent“, sagt Skrube. Vor Corona konnten mehr als 6000 Leute am Wolfssee baden. Auch für die kommende Saison rechnen die Betreiber fest mit einer ähnlichen Regelung.
Neben Masken, Abstand und eingeschränkter Besucherzahl könnte die kommende Saison weitere Regeln mit sich bringen. Für denkbar halten es einige Freibadbetreiber, dass sie ihre Kunden künftig nur mit einem negativen Corona-Test einlassen dürfen. Skrube meint sogar, künftig könne eine Impfung Voraussetzung für den Einlass sein. „Aber das ist noch alles Spekulation“, sagt er.
Die DGfdB spricht sich in ihrem „Pandemieplan 4.0“auch für die Nutzung einer Kontaktnachverfolgungs-App in Hallen- und Freibädern aus. Laut Geschäftsführer Christian Mankel müsse die App feste Kriterien erfüllen – etwa beim Datenschutz und der Benutzerfreundlichkeit. In einem Schreiben an die Bundeskanzlerin und die Ministerpräsidenten der Länder warb die DGfdB zudem für eine vorrangige Öffnung der Schwimmbäder. Der Verband berief sich dabei unterem anderem auf eine Untersuchung der
Technischen Universität Berlin. Sie besagt, dass Bäder sicherer sind als etwa Restaurants oder Supermärkte.
„Die Untersuchung zeigt, dass Einrichtungen, die jetzt bereits diskutiert werden, wie Restaurants, Kinos oder Supermärkte, hier bei einem situationsbezogenen R-Wert von 1 liegen, Schwimmbäder allerdings, gemeinsam mit Theatern, Opernhäusern und Museen, weit vorne mit einem Wert von 0,5“, hieß es in dem Schreiben. Darüber hinaus seien Bäder auch ein wesentlicher Bestandteil der Daseinsvorsorge der Menschen.
Ob der Verband damit Erfolg bei der Politik hat, ist noch offen. Skrube und seine Kollegen stehen derweil in den Startlöchern. „Man muss täglich mit neuen Bestimmungen rechnen“, sagt der Duisburger. „Ich hoffe nur, dass es die letzte Corona-Saison ist, sonst wird es schwierig. Es erfordert derzeit viel Kraft.“