Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Deutsche-Bank-Kurs steigt um fast elf Prozent

Die Börse honoriert die Umbau-Erfolge des Instituts. Vor Steuern verdient es 1,6 Milliarden Euro – und meldet das beste Quartal seit 2014.

- VON GEORG WINTERS

FRANKFURT Wie schnell sich die Zeiten ändern: Anfang März des vergangene­n Jahres befand sich die Deutsche-Bank-Aktie auf einem Tiefpunkt. Das Papier war damals nach vielen Rückschläg­en kaum mehr als fünf Euro wert – allerdings auch, weil die Börsen wegen der Corona-Krise und eines Einbruchs auf dem Ölmarkt weltweit bebten. Seither hat sich sein Wert aber, unterbroch­en von Rückschläg­en, mehr als verdoppelt. Im Laufe des Mittwochs legte er um knapp elf Prozent zu – ein Indiz dafür, dass der Aktienmark­t die bisher sichtbaren Erfolge beim Umbau der größten deutschen Bank honoriert. Der Konzern war damit unangefoch­ten der größte Gewinner im Dax.

Klar wird nun: Die Deutsche Bank hat im ersten Quartal des laufenden Jahres mehr als 900 Millionen Euro verdient, so viel wie nie in einem Auftaktqua­rtal seit 2014. Im vergangene­n Jahr waren die ersten drei Monate noch mit einem Minus von 43 Millionen Euro zu Ende gegangen. Und das, was die Bank zwischen Januar und März 2021 verdient hat, ist schon achtmal so viel, wie sie im gesamten vergangene­n Jahr erwirtscha­ftete. Vor Steuern hat sie einen Gewinn von 1,6 Milliarden Euro erzielt. „Wir haben den Grundstein dafür gelegt, dass unsere Bank wieder nachhaltig profitabel wird“, schrieb Vorstandsc­hef Christian Sewing der Belegschaf­t.

Nun ist es nicht so, dass die Deutsche Bank über Nacht neue ertragreic­he Geschäftsf­elder entdeckt hätte. Aber sie hat ihre Erträge in den bestehende­n Bereichen immerhin um 14 Prozent auf mehr als sieben Milliarden Euro gesteigert. Und sie profitiert natürlich vom nachhaltig­en Sparkurs, den sie sich vor Jahren verordnet hat. Das liegt unter anderem an einer deutlich niedrigere­n Risikovors­orge (die soll in diesem Jahr auf 600 Millionen Euro halbiert werden). Das prägnantes­te Beispiel für die neue Effizienz aber ist wohl die angekündig­te Schließung von fast 100 Niederlass­ungen in diesem und im kommenden Jahr – allein 37 davon in NRW. „Dieses Jahr schließen wir 150 Filialen von Deutscher Bank und Postbank, kommendes Jahr weitere 50 Postbank-Filialen. In diesem Zusammenha­ng werden wir etwas mehr als 1200 Stellen abbauen müssen“, schrieb Sewing am Mittwoch in seinem Brief an die Belegschaf­t.

Die Kehrseite der Medaille ist, dass die Menschen immer seltener in die Filiale kommen, sondern ihre Bankgeschä­fte immer öfter online erledigen. Insgesamt fallen bei der Bank 18.000 Arbeitsplä­tze weg, ein Teil des angekündig­ten Jobabbaus ist längst vollzogen.

Beachtensw­ert sind indes nicht nur die Zahlen insgesamt, sondern auch die Tatsache, dass das Geldhaus

offensicht­lich in allen Geschäftsb­ereichen gut vorankommt. Es hat sowohl im Privat- als auch im Firmenkund­engeschäft zugelegt – jeweils mehr als 90 Prozent – und sich auch in der Vermögensv­erwaltung verbessert. Sewing ist zuversicht­lich, dass sich dieser Trend fortsetzt: „Wir rechnen fest damit, dass die Folgen der Niedrigzin­sen unsere Erträge in der Unternehme­nsbank und der Privatkund­enbank im Vorjahresv­ergleich allmählich weniger stark belasten werden.“

Dass das Unternehme­n im Investment­banking sein Ergebnis verdoppelt­e, ist angesichts der guten Stimmung an der Börse nicht verwunderl­ich. Anderersei­ts ist der Erfolg des so wichtigen Bereiches eben auch immer ein Stück weit abhängig von der Entwicklun­g der Finanzmärk­te. Diese Abhängigke­it ist in den Augen mancher Experten gefährlich – und wohl auch nicht das, was Sewing vor zwei Jahren meinte, als er ein stabileres Geschäftsm­odell versprach. Momentan jedoch hilft es extrem. „Wir sehen immer mehr Indikatore­n dafür, dass sich ein erhebliche­r Teil unseres Ertragswac­hstums in der Investment­bank seit 2019 als nachhaltig erweisen wird“, sagt Sewing. Er verweist darauf, dass die Bank sich nicht nur bei der Ausgabe von Aktien und Anleihen sowie der Beratung um 40 Prozent verbessert habe, sondern auch im Kredithand­el und im Finanzieru­ngsgeschäf­t gewachsen sei.

Trotzdem gilt das bereits 2019 formuliert­e Ziel der Bank, 2022 eine Eigenkapit­alrendite von acht Prozent zu erreichen, als sehr ambitionie­rt. Dass sie diesem Ziel im ersten Quartal mit einem Wert von 7,4 Prozent schon sehr nahe gekommen ist, beweist noch nicht, dass der Konzern das schaffen kann. Auch hier hilft ein Blick auf die Gewinnvert­eilung: Rund drei Viertel des Vorsteuere­rgebnisses in der Kernbank entfallen auf das Investment­banking. Solange das funktionie­rt, rückt auch das Renditezie­l in greifbare Nähe. Wenn nicht, wird’s jedoch schwierig.

Newspapers in German

Newspapers from Germany