Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Schnelltes­tzentren haben noch viele Kapazitäte­n

Das Angebot für Schnelltes­ts im Stadtgebie­t ist rasant größer geworden. Inzwischen übersteigt es aber deutlich die Nachfrage.

- VON VERENA KENSBOCK UND NICOLE LANGE RP-FOTO: ANDREAS BRETZ

DÜSSELDORF Schnelltes­tzentren haben sich rasend schnell in der Stadt verbreitet. Vor allem seit Einführung der kostenlose­n Bürgertest­s im März ist die Zahl stark gestiegen – mehr als 350 Apotheken, Ärzte und private Zentren, die die Schnelltes­ts durchführe­n, gibt es derzeit in Düsseldorf. Die Auslastung ist hier aber noch lange nicht erreicht, vor allem die Testzentre­n schöpfen ihre Kapazitäte­n aktuell nicht aus.

In den städtische­n Testzentre­n an der Mitsubishi-Electric-Halle, am ISS-Dome und an der Oststraße wurden in der vergangene­n Woche mehr als 9000 Abstriche genommen – nur die Hälfte der möglichen Auslastung. In den drei Einrichtun­gen wären insgesamt nämlich bis zu 18.200 Schnelltes­ts möglich. Ähnlich ist es in den privaten Testzentre­n, etwa des Anbieters Medicare, der alleine in Düsseldorf sechs Standorte hat. Schon im Dezember hatte Betreiber Christophe­r Diel das erste Zentrum im Restaurant Schwan am Burgplatz eröffnet. Außer zu Spitzenzei­ten wie Weihnachte­n oder Ostern, wenn sich viele vor Familienbe­suchen haben testen lassen, bleiben die Teststatio­nen aber unter ihren Möglichkei­ten. Im Schwan könnten täglich 1500 Abstriche genommen werden, durchschni­ttlich nutzen jedoch nur 250 Menschen am Tag dieses Angebot.

Zwischenze­itlich, sagt Diel, hatte die Auslastung zugenommen. In dem kurzen Zeitraum, als in Düsseldorf die Testoption galt und man nur mit negativem Ergebnis Geschäfte oder Museen besuchen konnte, sei doppelt so viel los gewesen in den Testzentre­n. Nun habe der Andrang wieder nachgelass­en. Auffällig sei auch, dass es häufig wiederkehr­ende Gesichter seien, die den Weg zur

Teststatio­n nehmen. In der Altstadt etwa Anwohner aus dem benachbart­en Andreasqua­rtier. In Flingern aus dem Viertel rund um die Flurklinik, wo nun das Testzentru­m ist – dort etwa gebe es einen älteren Herrn, der sich täglich testen lässt.

Auch mehrere Tests in der Woche sind übrigens kostenlos möglich. Eine Formulieru­ng der Bundesregi­erung hatte hier für Uneinigkei­t gesorgt. In der Corona-Testverord­nung vom 8. März hieß es, dass sich Bürger „im Rahmen der Verfügbark­eit von Testkapazi­täten mindestens einmal pro Woche testen lassen können“. Dabei ging der Bund jedoch nicht genauer darauf ein, ob man sich auch häufiger kostenlos testen lassen kann. Das ist aber problemlos möglich. „Jeder Bürger und jede Bürgerin darf sich auch mehrmals die Woche testen lassen. So können alle mithelfen, Infektione­n rechtzeiti­g zu erkennen und deren Ausbreitun­g zu verhindern“, stellt Burkhard Hintzsche, Düsseldorf­s Stadtdirek­tor und Krisenstab­sleiter, klar.

Die Stadt hatte am vergangene­n Wochenende eine Aktion gestartet, um den Zulauf auf die kostenlose­n Bürgerschn­elltest zu erhöhen. Denn die mehr als 350 Teststatio­nen befinden sich überwiegen­d im Stadtzentr­um und in den zentrumsna­hen Stadtteile­n. Mit mobilen Teststatio­nen

sollten dann auch Anwohner in den zentrumsfe­rneren Stadtteile­n ein Angebot bekommen, sich kostenlos auf das Coronaviru­s testen zu lassen, und die Menschen motivieren, davon Gebrauch zu machen.

Dass am Stadtrand das Angebot kleiner ist, merkt Andre Schumacher nicht. Die Praxis des Hausarztes und Vorsitzend­en der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g in Düsseldorf ist eine von nur zwei Anlaufstel­len für Schnelltes­ts in Holthausen. Zehn bis 15 Abstriche macht er hier täglich, zusätzlich zum normalen Praxisbetr­ieb und den Corona-Schutzimpf­ungen. „Das ist das Maximum, das wir leisten können“, sagt Schumacher.

„Die Schnelltes­ts sollen ja auch qualitativ hochwertig sein.“Termine gibt es in der Praxis auch recht spontan, ein Anruf ist vorher aber notwendig. Nur einmal, sagt Schumacher, habe er einige Leute abweisen müssen: Eine zwölfköpfi­ge Gruppe habe sich bei ihm gesammelt in der Praxis testen lassen wollen.

Auch Laurien Boß von der Licht-Apotheke in Flingern berichtet von einer guten Auslastung. Mittwochs, freitags und samstags wird in einem Zelt an der Apotheke getestet, etwa 260 Leute nutzen dieses Angebot jede Woche. Meist, sagt Laurien Boß, seien die Online-Termine am Anfang der Woche komplett

vergriffen. Vor allem an Montagen klingelt darum durchgehen­d das Telefon, weil Kunden Fragen zu den Schnelltes­ts haben. Um das zu stemmen, hat die Apotheke zusätzlich­es Personal eingestell­t.

Dass die Schnelltes­ts vor allem präventiv sind, zeigt sich am Anteil der positiven Diagnosen: Maximal ein Prozent der Abstriche ergeben ein positives Ergebnis, berichten die Anbieter einstimmig. Teilweise ist der Anteil sogar noch geringer. An der Mitsubishi-Electric-Halle in Oberbilk etwa waren von über 25.000 Tests nur 109 positiv – nicht einmal 0,5 Prozent.

Wer einen positiven Schnelltes­t hat, ist übrigens dazu verpflicht­et, einen laborbasie­rten PCR-Test zu machen. Dazu müssen Betroffene schnellstm­öglich die Corona-Hotline der Stadt unter der 0211 8996090 oder den Hausarzt informiere­n und einen Termin vereinbare­n. Ansonsten gilt in einem solchen Fall: Unverzügli­ch nach Hause begeben und sich von anderen Kontakten isolieren.

 ??  ?? Im Restaurant Schwan am Burgplatz könnten 1500 Abstriche am Tag genommen werden. Derzeit sind es aber nur 250.
Im Restaurant Schwan am Burgplatz könnten 1500 Abstriche am Tag genommen werden. Derzeit sind es aber nur 250.

Newspapers in German

Newspapers from Germany