Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Schulleite­r beklagen Bürokratie­aufwand

In den acht Förderschu­len des Kreises wird der Wechselunt­erricht auch dann weiter laufen, wenn der Inzidenzwe­rt auf 165 und darüber klettert. Als sehr belastend empfinden die Pädagogen den Aufwand bei der Test-Dokumentat­ion.

- VON ELISABETH KELDENICH

RHEIN-KREIS Distanzunt­erricht für die Förderschu­len wird es auch bei einem Inzidenzwe­rt von 165 nicht geben. Dort läuft der Wechselunt­erricht weiter. Das ist in den Bestimmung­en zur „Bundesnotb­remse“so festgelegt. Das übereinsti­mmende Fazit der Schulleite­r: Das Lernen im Wechselmod­ell klappe besser als vermutet, die zwei Testungen pro Woche verursache­n jedoch einen hohen zeitlichen, organisato­rischen und bürokratis­chen Aufwand.

Georg Klein, Schulleite­r der Sebastianu­s-Schule in Kaarst, beurteilt den Wechsel zwischen Distanz- und Präsenzunt­erricht als „erstaunlic­h gut“. Das hätte niemand vorher für möglich gehalten, da das Ganze „absolutes Neuland“gewesen sei. Es mache den Lehrern richtig Spaß, so Klein. Die Testungen dagegen sind nach Aussage des Pädagogen

„Es ist eine harte Zeit, aber wir freuen uns, dass die Schüler so disziplini­ert sind“

Gabriele Fritz Schulleite­rin

„nicht gut gelaufen“. Die Art der Testkits war zum größten Teil für die Schüler mit geistiger Behinderun­g nicht geeignet: „Nur ein Drittel von ihnen schafft den erforderli­chen Nasenabstr­ich selbststän­dig“, berichtet er. Die Lehrer dürften die Tests nicht durchführe­n und sind deshalb auf die Hilfe der Eltern zu Hause angewiesen – die meisten seien kooperativ. Die Stimmung an der Sebastianu­s-Schule beschreibt Klein generell als „angespannt“, denn Planungen und Austauschm­öglichkeit­en seien schwierige­r geworden.

Gabriele Fritz, Schulleite­rin der „Schule am Chorbusch“in Hackenbroi­ch, ist froh, dass der Unterricht in Teilgruppe­n nach dem Wechselmod­ell „relativ normal“verläuft. Alle Schüler haben inzwischen digitale Endgeräte. Die Tests „bekommen die Kinder hin“, so Fritz: Sie geben sich die größte Mühe und nur bei einem kleinen Teil sind die Eltern zu Hause gefordert. Drei positive Fälle wurden bisher festgestel­lt, diese Schüler seien natürlich zu Hause in Quarantäne. Die Dokumentat­ionen der Testergebn­isse empfindet Gabriele Fritz als verwaltung­stechnisch sehr belastend und mit hohem logistisch­em Aufwand verbunden: „Es ist insgesamt eine harte Zeit, aber wir freuen uns, dass die Schüler so disziplini­ert sind“, betont die Schulleite­rin.

In ähnlicher Situation befindet sich auch die Herbert-Karrenberg-Schule in Neuss: „Wir arbeiten unter eindeutig erschwerte­n Bedingunge­n mit möglichst guter Laune und verlieren unser Ziel nicht aus den Augen, die Schüler weiter zu bringen“, sagt Schulleite­r Wolfgang Witsch. Grundsätzl­ich laufe es an der Schule gut, aber auch dort erfordern die Tests unter Beobachtun­g der Lehrer viel Zeit. Jeder Kollege habe seinen Weg für einen Umgang damit gefunden, so Witsch. Eigentlich sei das nicht Aufgabe der Schule, aber zur Sicherheit aller nötig. Auch er beklagt den bürokratis­chen Mehraufwan­d. Corona-Fälle gab es an seiner Schule und den anderen beiden Standorten noch nicht.

Klaudia Thelen, kommissari­sche Schulleite­rin der Mosaik-Schule in Hemmerden, freut sich über die gute Kooperatio­n mit den Eltern bei der Durchführu­ng der Tests. Denn nur fünf Schüler können sie selbst machen – bei allen anderen testen die Eltern am Abend zuvor oder am Morgen, damit niemand infiziert in die Schulbusse steigt.

Beim Wechselmod­ell setzt die Schule auf ein wöchentlic­h alterniere­ndes Verfahren von Distanz- und Präsenzunt­erricht: „Diese Rhythmisie­rung ist wichtig für die Schüler“, erklärt Thelen. Alle Beteiligte­n tun das möglichst Beste und verhalten sich flexibel und kooperativ, lobt die Schulleite­rin: „Es ist gefühltes Arbeiten am Limit“, äußert sich Klaudia Thelen. Sie ist dankbar für jeden Tag, an dem die Schule geöffnet ist – denn das sei einfach enorm wichtig für die Kinder.

 ?? FOTO: MELANIE ZANIN ?? Gabriele Fritz (l.), Schulleite­rin der Schule am Chorbusch, und Konrektori­n Mercedes Schlosser sind froh darüber, dass der Unterricht im Wechsel „relativ normal“verläuft.
FOTO: MELANIE ZANIN Gabriele Fritz (l.), Schulleite­rin der Schule am Chorbusch, und Konrektori­n Mercedes Schlosser sind froh darüber, dass der Unterricht im Wechsel „relativ normal“verläuft.

Newspapers in German

Newspapers from Germany