Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Schulleiter beklagen Bürokratieaufwand
In den acht Förderschulen des Kreises wird der Wechselunterricht auch dann weiter laufen, wenn der Inzidenzwert auf 165 und darüber klettert. Als sehr belastend empfinden die Pädagogen den Aufwand bei der Test-Dokumentation.
RHEIN-KREIS Distanzunterricht für die Förderschulen wird es auch bei einem Inzidenzwert von 165 nicht geben. Dort läuft der Wechselunterricht weiter. Das ist in den Bestimmungen zur „Bundesnotbremse“so festgelegt. Das übereinstimmende Fazit der Schulleiter: Das Lernen im Wechselmodell klappe besser als vermutet, die zwei Testungen pro Woche verursachen jedoch einen hohen zeitlichen, organisatorischen und bürokratischen Aufwand.
Georg Klein, Schulleiter der Sebastianus-Schule in Kaarst, beurteilt den Wechsel zwischen Distanz- und Präsenzunterricht als „erstaunlich gut“. Das hätte niemand vorher für möglich gehalten, da das Ganze „absolutes Neuland“gewesen sei. Es mache den Lehrern richtig Spaß, so Klein. Die Testungen dagegen sind nach Aussage des Pädagogen
„Es ist eine harte Zeit, aber wir freuen uns, dass die Schüler so diszipliniert sind“
Gabriele Fritz Schulleiterin
„nicht gut gelaufen“. Die Art der Testkits war zum größten Teil für die Schüler mit geistiger Behinderung nicht geeignet: „Nur ein Drittel von ihnen schafft den erforderlichen Nasenabstrich selbstständig“, berichtet er. Die Lehrer dürften die Tests nicht durchführen und sind deshalb auf die Hilfe der Eltern zu Hause angewiesen – die meisten seien kooperativ. Die Stimmung an der Sebastianus-Schule beschreibt Klein generell als „angespannt“, denn Planungen und Austauschmöglichkeiten seien schwieriger geworden.
Gabriele Fritz, Schulleiterin der „Schule am Chorbusch“in Hackenbroich, ist froh, dass der Unterricht in Teilgruppen nach dem Wechselmodell „relativ normal“verläuft. Alle Schüler haben inzwischen digitale Endgeräte. Die Tests „bekommen die Kinder hin“, so Fritz: Sie geben sich die größte Mühe und nur bei einem kleinen Teil sind die Eltern zu Hause gefordert. Drei positive Fälle wurden bisher festgestellt, diese Schüler seien natürlich zu Hause in Quarantäne. Die Dokumentationen der Testergebnisse empfindet Gabriele Fritz als verwaltungstechnisch sehr belastend und mit hohem logistischem Aufwand verbunden: „Es ist insgesamt eine harte Zeit, aber wir freuen uns, dass die Schüler so diszipliniert sind“, betont die Schulleiterin.
In ähnlicher Situation befindet sich auch die Herbert-Karrenberg-Schule in Neuss: „Wir arbeiten unter eindeutig erschwerten Bedingungen mit möglichst guter Laune und verlieren unser Ziel nicht aus den Augen, die Schüler weiter zu bringen“, sagt Schulleiter Wolfgang Witsch. Grundsätzlich laufe es an der Schule gut, aber auch dort erfordern die Tests unter Beobachtung der Lehrer viel Zeit. Jeder Kollege habe seinen Weg für einen Umgang damit gefunden, so Witsch. Eigentlich sei das nicht Aufgabe der Schule, aber zur Sicherheit aller nötig. Auch er beklagt den bürokratischen Mehraufwand. Corona-Fälle gab es an seiner Schule und den anderen beiden Standorten noch nicht.
Klaudia Thelen, kommissarische Schulleiterin der Mosaik-Schule in Hemmerden, freut sich über die gute Kooperation mit den Eltern bei der Durchführung der Tests. Denn nur fünf Schüler können sie selbst machen – bei allen anderen testen die Eltern am Abend zuvor oder am Morgen, damit niemand infiziert in die Schulbusse steigt.
Beim Wechselmodell setzt die Schule auf ein wöchentlich alternierendes Verfahren von Distanz- und Präsenzunterricht: „Diese Rhythmisierung ist wichtig für die Schüler“, erklärt Thelen. Alle Beteiligten tun das möglichst Beste und verhalten sich flexibel und kooperativ, lobt die Schulleiterin: „Es ist gefühltes Arbeiten am Limit“, äußert sich Klaudia Thelen. Sie ist dankbar für jeden Tag, an dem die Schule geöffnet ist – denn das sei einfach enorm wichtig für die Kinder.