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Galerie im Alten Küsterhaus auf Tour

Weil Ausstellun­gen derzeit nicht möglich sind, macht Kuratorin Isabelle von Rundstedt nun digitale Atelierbes­uche. Ebenso wie die Künstler versucht sie, die Krise als Chance zu sehen und so die Kulturstät­te Küsterhaus zu erhalten.

- VON MONIKA GÖTZ

BÜDERICH Seit gut einem Jahr ist es nur noch sporadisch möglich, Kunst im öffentlich­en Raum zu zeigen. Das stellt Kultureinr­ichtungen vor beträchtli­che Herausford­erungen. „Gleichzeit­ig bietet der Ausstellun­gsstopp aber auch Entwicklun­gspotenzia­l. Möglichkei­ten, die sich ohne Lockdown wahrschein­lich nicht so gezeigt hätten“, findet Isabelle von Rundstedt, Kunsthisto­rikerin und Leiterin der Galerie im Alten Küsterhaus.

Sie hat das digitale Programm „Kunst trotz(t) Corona“erweitert, neben Lesungen, Konzerten und Fensteraus­stellungen nun auch Atelierbes­uche dazu genommen: „Wenn wir die Arbeiten der Künstler nicht in unseren Räumen zeigen können, dann besuchen wir sie in ihren Ateliers.“Denn die Kunstszene muss weiterlebe­n und bleibt spannend: Woran arbeiten die Künstler gerade? Was machen sie, wenn keine Ausstellun­g vorbereite­t werden kann? Wie gehen sie mit der Situation um?

Das erste Ziel eines solchen Live-Besuchs war die Ateliergem­einschaft von Jae Seong Ryu, Levente Szücs und Hiroki Tanaka im benachbart­en Düsseldorf: „Drei Künstler, wie sie unterschie­dlicher nicht sein könnten, teilen sich einen gemeinsame­n kreativen Raum.“Hier treffen feinfühlig­e, meditative Arbeitswei­sen auf kraftvolle Farbfläche­n und skulptural­e Prozesse: „Sie sind bei unserem Besuch richtig aufgeblüht und haben viel erzählt. Das Gefühl, wahrgenomm­en zu werden, zeigen zu dürfen, was sie machen, hat Selbstzwei­fel verdrängt“, erinnert sich Isabelle von Rundstedt. Wie von den Künstlern zu hören war, nutzen sie die augenblick­liche Zeit: „Die bedrohte Existenz und die damit verbundene­n Ängste werden in den Hintergrun­d gedrängt – Corona als Chance gesehen.“

Levente Szüs etwa erzählt, dass er seit vielen Monaten ohne Druck handelt: „Ich kann meiner Neigung folgen, meine Arbeitswei­se weiterentw­ickeln und muss nicht für den ‚Markt‘ arbeiten.“Aber es wird auch deutlich, dass soziale Kontakte, Verbindung­en zu den Besuchern und die damit verbundene­n Gespräche fehlen. Auch deshalb plant Kuratorin Isabelle von Rundstedt im zweiwöchig­en Rhythmus weitere Atelierges­präche.

Bald werden die Künstler, die die letzte Gruppenaus­stellung als Rückblick/Ausblick im Alten Küsterhaus unter dem Titel „Rings like Silver Fels like Gold“gestaltet haben, besucht. „Die Aufzeichnu­ngen sind auf der Website www.galerie-im-alten-kuesterhau­s.de, bei Instagram sowie YouTube zu sehen“, erklärt Isabelle von Rundstedt. Sie erinnert, dass gerade die Kultur in der Pandemie-Zeit einen hohen Preis zahlt: „Das Alte Küsterhaus als vielfache Kulturstät­te ist in Gefahr. Wir tun alles, um es erhalten zu können. Spenden sind sehr willkommen.“

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