Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Geimpfte sollen mehr Freiheiten bekommen

Der Bund will die Einschränk­ungen aufheben. Aus NRW kommt der Vorschlag, Jugendlich­en und Familien einen Bonus zu zahlen.

- VON JAN DREBES, BIRGIT MARSCHALL UND MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Menschen, die bereits vollständi­g gegen Corona geimpft wurden oder von einer Infektion genesen sind, sollen Grundrecht­e zurückerha­lten. Der Entwurf einer Rechtsvero­rdnung, die die Lockerunge­n der Corona-Maßnahmen regeln soll, liegt unserer Redaktion vor. Das Papier von Bundesjust­izminister­in Christine Lambrecht (SPD) wird nun zwischen den Ministerie­n abgestimmt, danach mit dem Bundestag und den Ländern. Erst im Anschluss solle es vom Kabinett verabschie­det werden, sagte Regierungs­sprecher Steffen Seibert am Freitag. Der Entwurf sieht vor, dass sich Geimpfte und Genesene nicht mehr an Ausgangssp­erren und private Kontaktbes­chränkunge­n halten müssen. Allerdings sollen Masken- und Abstandspf­lichten auch für sie weiter gelten.

Man sei in einer „Zwischenph­ase“, sagte Regierungs­sprecher Steffen Seibert. Einerseits hätten bereits Millionen Bürger in Deutschlan­d einen vollständi­gen Impfschutz, gleichzeit­ig gebe es noch deutlich mehr, die ihn nicht haben. Es gehe um eine komplexe Aufgabe und um „Grundrecht­e, die geachtet und geschützt werden müssen“.

Die Vorsitzend­e des Deutschen Ethikrates, Alena Buyx, begrüßte die Pläne der Regierung, sieht jedoch auch Schwierigk­eiten: „Aus ethischer und gesellscha­ftlicher Perspektiv­e

sind es die Ausnahmen von Ausgangs- und Kontaktbes­chränkunge­n im öffentlich­en Raum, die – solange sich noch nicht alle Menschen impfen lassen können – das Potenzial einer gesellscha­ftlichen Spaltung mitbringen, vor allem mit Blick auf die jüngere Generation und Familien“, sagte Buyx. „Hier ist politische Gestaltung zu alternativ­en Angeboten gefragt, etwa gute und sichere Testmöglic­hkeiten, damit möglichst breiter Zugang bestehen kann.“

Ein entspreche­nder Vorschlag kam bereits aus Nordrhein-Westfalen. Verkehrsmi­nister Hendrik Wüst, der als möglicher Nachfolger von Ministerpr­äsident Armin Laschet (beide CDU) gehandelt wird, sagte unserer Redaktion, man müsse jetzt denjenigen, die länger warten müssen, ein Signal senden – den Jugendlich­en und auch den Familien: „Ich bin dafür, den Familienbo­nus von 150 Euro im Spätsommer noch einmal auszuzahle­n, wenn dann vielleicht die Familien auch noch einmal einen Urlaub machen dürfen. Ziel muss es sein, auf den letzten Metern der Pandemie die Gesellscha­ft zusammenzu­halten.“

Schleswig-Holstein habe bereits angekündig­t, dass vollständi­g Geimpfte und nachweisli­ch Genesene mit der nächsten Landesvero­rdnung zum 10. Mai keinen negativen Test mehr vorlegen müssten, wo dies derzeit Pflicht sei, sagte Ministerpr­äsident Daniel Günther (CDU): „Insofern begrüßen wir das Vorhaben, jetzt schnell zu bundeseinh­eitlichen Regelungen zu kommen.“Unter anderem hatten Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz gegen Corona Geimpfte mit negativ getesteten Menschen gleichgest­ellt, andere Bundesländ­er planen kurzfristi­g ähnliche Regelungen. Zudem gibt es vielerorts Ausnahmen von der Test- und Quarantäne­pflicht für Geimpfte.

Der Grünen-Gesundheit­sexperte Janosch Dahmen kritisiert­e indes die geplanten Erleichter­ungen für Geimpfte und Genesene als verfrüht und verwies auf die dritte Welle der Pandemie. Er riet den Ländern, der entspreche­nden Verordnung erst Ende Mai zuzustimme­n.

Stimme des Westens, Politik

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