Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Der Widersinn der NRW-Teststrategie
Das Hin und Her um die Lollitests ist ein Paradebeispiel für fehlende Bodenhaftung im Kampf gegen die Pandemie. Es ist zwar richtig, dass sich die Kinder in Kita und Schule regelmäßig testen, um Infektionsfälle frühzeitig zu entdecken. Es ist aber unverständlich, dass es den Kindern nicht zumutbar sein soll, sich mit einem Wattestäbchen im vorderen Nasenbereich selbst zu testen. Stattdessen müssen es die in der Logistik deutlich aufwendigeren Lollitests sein. Wie aufwendig diese sind, hat NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP) nun festgestellt und sie erst einmal gestoppt: Kita-Kinder machen nun also weiter die Nasentests. Für die älteren Kinder in der Primarstufe aber sind dennoch die Lollitests vorgesehen. Wie widersinnig.
Auf die Schulleitungen kommt damit einiges an Mehrbelastung zu. Sie müssen Listen führen, die Behältnisse verpacken, Eltern informieren und fast rund um die Uhr für die Labore erreichbar sein. Einmal mehr zeigt sich: Beim Thema Testen hat die Landesregierung kein gutes Händchen. Zuletzt wurden für die Schulen Tests bestellt, die Lehrkräfte vor Ort erst noch portionsweise abfüllen mussten. All das ist teuer. Allein für die Kitas gab das Familienministerium einen hohen zweistelligen Millionenbetrag für Selbsttests aus. Bei Luftfiltern für Klassenzimmer hingegen ist die Landesregierung weit weniger spendabel. Das bisher aufgelegte Programm des Bauministeriums können Schulen nur für solche Klassenzimmer in Anspruch nehmen, die überhaupt nicht zu belüften sind. Eine Nachbesserung dieses Programms ist aber nicht in Sicht.
Kürzlich bezeichnete Stamp es im Familienausschuss des Landtags als Mikromanagement, wenn sich Politiker in Debatten über den richtigen Test verzetteln. Wie recht er hatte.
BERICHT LOLLITESTS KOMMEN BIS MITTE MAI, POLITIK