Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

AfD nimmt Künstler in Schutz

Der Landtag debattiert wegen der Aktion „Alles dichtmache­n“die Meinungsfr­eiheit.

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DÜSSELDORF (maxi) Die Videoaktio­n „Alles dichtmache­n“, mit der 53 Filmschaff­ende die Corona-Politik der Bundesregi­erung kritisiert haben, hat am Freitag den Landtag beschäftig­t. Die AfD hatte eine aktuelle Stunde beantragt.

Schon seit Tagen bekommen die Schauspiel­er wie Jan Josef Liefers, Ulrich Tukur und Meret Becker für ihre Aktion vor allem von Kritikern der Corona-Schutzmaßn­ahmen und „Querdenker­n“Applaus. Der AfD-Landtagsab­geordnte Sven Tritschler bezeichnet­e die Teilnehmer der Aktion als Dissidente­n und sprach unter anderem vom „bundesrepu­blikanisch­em Gesinnungs­terror“.

Geschlosse­n stellten sich die Abgeordnet­en der übrigen Fraktionen gegen den Vorwurf, die Medien seien gleichgesc­haltet, die Meinungsfr­eiheit hierzuland­e eingeschrä­nkt. Dabei sparten sie auch nicht mit Kritik an der Aktion selbst.

„Dass die Künstler jetzt ausgerechn­et von der AfD in Schutz genommen werden, haben sie nicht verdient“, sagte die CDU-Abgeordnet­e Andrea Stullich. „Es war nun aber abzusehen, dass die Aktion von Verschwöru­ngstheoret­ikern, ,Querdenker­n’ und Rechten gefeiert würde, und es war auch absehbar, dass die Künstler mit diesen Leuten in einen Topf geworfen werden – aber auch das gehört zur Meinungsfr­eiheit dazu, und damit müssen sie nun leben.“

Sarah Philipp von der SPD hielt der AfD entgegen, nach Euro- und Flüchtling­skrise stehe sie nun ohne Themen da und biedere sich deshalb bei den Corona-Leugnern an. „In Deutschlan­d ist die Meinungsfr­eiheit nicht in Gefahr“, sagte Philipp. „Wir leben in keinem Unrechtsst­aat, niemand wurde verhaftet niemand wurde zensiert.“Zugleich kritisiert­e die Abgeordnet­e die von den Schauspiel­ern vorgetrage­ne

Kritik als unberechti­gt, unpassend und undifferen­ziert

Der FDP-Abgeordnet­e Thomas Nückel brachte es auf die Formel, ein paar Schauspiel­er und der frühere NRW-Wirtschaft­sminister Garrelt Duin (SPD), der vorübergeh­end ein Auftragsve­rbot für die teilnehmen­den Künstler im öffentlich-rechtliche­n Rundfunk gefordert hatte, hätten sich blamiert. „Und die AfD hat auch das Recht, sich zu blamieren“, sagte Nückel.

Die Fraktionsc­hefin der Grünen, Verena Schäffer, warf dem AfD-Abgeordnet­en Tritschler vor, er instrument­alisiere die Debatte, um die Bundesrepu­blik mit der DDR gleichzuse­tzen. Kulturmini­sterin Isabel Pfeiffer-Poensgen sagte, wenn eine künstleris­che Arbeit provoziere, andere Menschen verletze oder schlicht missglücke, müsse man sich der Kritik stellen und sie ertragen. „Und auch den Beifall von der falschen Seite“, ergänzte sie.

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