Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Lollitests kommen bis Mitte Mai
Anders als in Kitas werden die Tests in Schulen trotz hohen Aufwands eingesetzt.
DÜSSELDORF Die Absage der Lollitests in Kitas wird die Debatte über den geplanten Einsatz an Grundund Förderschulen weiter befeuern. In den vergangenen Tagen hatte nach Informationen unserer Redaktion eine interne Dienstmail des Schulministeriums an die Bezirksregierungen für Aufsehen gesorgt. Aus dem Schreiben, das unserer Redaktion vorliegt, geht hervor, wie groß der organisatorische Aufwand vor Ort ist.
Bei einem Lollitest lutschen Kinder auf Wattestäbchen, die in ein gemeinsames Pool-Behältnis kommen und von einem externen Labor ausgewertet werden. Sollte ein positiver Test darunter sein, müssen alle Kinder des betroffenen Pools einen Selbsttest mit ihren Eltern zu Hause durchführen. Vorteil dieser Methode ist, dass sie als kindgerechter gilt und genauer ist, da es sich um einen PCR-Test handelt.
Doch die Organisation ist komplex: In dem internen Schreiben heißt es, Lehrkräfte müssten verbindliche Listen für die festen Pools in den Lerngruppen erstellen und diese an den Testtagen dokumentieren. Wenn Nachtestungen erforderlich seien, müssten auch die Einzeltest-Röhrchen dokumentiert werden und an die Erziehungsberechtigen weitergeleitet werden.
Außerdem sollen Lehrkräfte die Pooltest-Behälter für den Logistik-Abholdienst
pünktlich und verlässlich bereitstellen und den Eltern bei Fragen zur Verfügung stehen. Unmut verursacht auch, dass Lehrer als Kontaktpersonen für die Labore notfalls mit ihrem Privathandy bis 21 Uhr abends erreichbar sein müssen.
„Sollten Schulleitungen um 21 Uhr von einem positiven Test erfahren, müssen sie dann noch sämtliche Eltern abtelefonieren und den nächsten Schultag komplett neu planen“, sagte Maike Finnern, Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW ), unserer Redaktion. Dennoch hält sie die Tests für gut geeignet: „Der bürokratische Aufwand ist aber enorm.“Finnern fordert daher eine Unterstützung
der Schulleitungen, etwa durch Hilfsorganisationen.
„Wir begrüßen die Lollitests. Die Organisation geht aber völlig an der Praxis vorbei“, sagte die bildungspolitische Sprecherin der oppositionellen Grünen-Fraktion, Sigrid Beer. Die Logistik sei völlig unzumutbar. Hinzu komme, dass viele Grundschulen kaum noch Sekretariatskapazitäten hätten und Schulleiter häufig auch noch sehr viel unterrichten müssten. Auch Beer fordert Unterstützung durch externe Kräfte.
Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) warb bei den Schulleitungen um Verständnis: „Das Verfahren erfordert eine gemeinsame Kraftanstrengung aller Beteiligten. Aber der Aufwand lohnt sich. Die Tests sind noch sicherer und kindgerechter.“NRW sei das erste Bundesland, das dieses Verfahren flächendeckend mit mehr als 35.000 täglichen Testungen für 735.000 Schüler einführe. Ziel sei es, die Lollitests bis Mitte Mai an rund 3700 Grund- und Förderschulen in NRW anzubieten, hieß es im Schulministerium. Die Logistik werde vom Land mithilfe der Schulträger zentral organisiert, sodass es zu keiner Mehrbelastung von schulischem Personal komme. Und Listen gebe es ohnehin, da dies zur Kontaktnachverfolgung erforderlich sei. Im Pilotprojekt in Köln seien von insgesamt 757 Testungen nur sieben positive dabei gewesen. Zusätzliches externes Personal sei daher nicht notwendig.