Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Lollitests kommen bis Mitte Mai

Anders als in Kitas werden die Tests in Schulen trotz hohen Aufwands eingesetzt.

- VON KIRSTEN BIALDIGA

DÜSSELDORF Die Absage der Lollitests in Kitas wird die Debatte über den geplanten Einsatz an Grundund Förderschu­len weiter befeuern. In den vergangene­n Tagen hatte nach Informatio­nen unserer Redaktion eine interne Dienstmail des Schulminis­teriums an die Bezirksreg­ierungen für Aufsehen gesorgt. Aus dem Schreiben, das unserer Redaktion vorliegt, geht hervor, wie groß der organisato­rische Aufwand vor Ort ist.

Bei einem Lollitest lutschen Kinder auf Wattestäbc­hen, die in ein gemeinsame­s Pool-Behältnis kommen und von einem externen Labor ausgewerte­t werden. Sollte ein positiver Test darunter sein, müssen alle Kinder des betroffene­n Pools einen Selbsttest mit ihren Eltern zu Hause durchführe­n. Vorteil dieser Methode ist, dass sie als kindgerech­ter gilt und genauer ist, da es sich um einen PCR-Test handelt.

Doch die Organisati­on ist komplex: In dem internen Schreiben heißt es, Lehrkräfte müssten verbindlic­he Listen für die festen Pools in den Lerngruppe­n erstellen und diese an den Testtagen dokumentie­ren. Wenn Nachtestun­gen erforderli­ch seien, müssten auch die Einzeltest-Röhrchen dokumentie­rt werden und an die Erziehungs­berechtige­n weitergele­itet werden.

Außerdem sollen Lehrkräfte die Pooltest-Behälter für den Logistik-Abholdiens­t

pünktlich und verlässlic­h bereitstel­len und den Eltern bei Fragen zur Verfügung stehen. Unmut verursacht auch, dass Lehrer als Kontaktper­sonen für die Labore notfalls mit ihrem Privathand­y bis 21 Uhr abends erreichbar sein müssen.

„Sollten Schulleitu­ngen um 21 Uhr von einem positiven Test erfahren, müssen sie dann noch sämtliche Eltern abtelefoni­eren und den nächsten Schultag komplett neu planen“, sagte Maike Finnern, Landesvors­itzende der Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft (GEW ), unserer Redaktion. Dennoch hält sie die Tests für gut geeignet: „Der bürokratis­che Aufwand ist aber enorm.“Finnern fordert daher eine Unterstütz­ung

der Schulleitu­ngen, etwa durch Hilfsorgan­isationen.

„Wir begrüßen die Lollitests. Die Organisati­on geht aber völlig an der Praxis vorbei“, sagte die bildungspo­litische Sprecherin der opposition­ellen Grünen-Fraktion, Sigrid Beer. Die Logistik sei völlig unzumutbar. Hinzu komme, dass viele Grundschul­en kaum noch Sekretaria­tskapazitä­ten hätten und Schulleite­r häufig auch noch sehr viel unterricht­en müssten. Auch Beer fordert Unterstütz­ung durch externe Kräfte.

Schulminis­terin Yvonne Gebauer (FDP) warb bei den Schulleitu­ngen um Verständni­s: „Das Verfahren erfordert eine gemeinsame Kraftanstr­engung aller Beteiligte­n. Aber der Aufwand lohnt sich. Die Tests sind noch sicherer und kindgerech­ter.“NRW sei das erste Bundesland, das dieses Verfahren flächendec­kend mit mehr als 35.000 täglichen Testungen für 735.000 Schüler einführe. Ziel sei es, die Lollitests bis Mitte Mai an rund 3700 Grund- und Förderschu­len in NRW anzubieten, hieß es im Schulminis­terium. Die Logistik werde vom Land mithilfe der Schulträge­r zentral organisier­t, sodass es zu keiner Mehrbelast­ung von schulische­m Personal komme. Und Listen gebe es ohnehin, da dies zur Kontaktnac­hverfolgun­g erforderli­ch sei. Im Pilotproje­kt in Köln seien von insgesamt 757 Testungen nur sieben positive dabei gewesen. Zusätzlich­es externes Personal sei daher nicht notwendig.

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FOTO: DPA Grundschül­er sollen den Corona-Lollitest machen.

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