Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

„Wir wünschen uns einen Platz im Rat“

Das Sprecherte­am des Jugendrats erklärt seine Anti-Rassismus-Arbeit und sagt, was es von der Jugendpoli­tik hält.

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DÜSSELDORF Die 31 Mitglieder des Jugendrate­s vertreten die Interessen der Kinder und Jugendlich­en der Landeshaup­tstadt. Im März wurde Hafida Seghaoui, 20, aus dem Stadtbezir­k 6 zur Sprecherin gewählt, ihre Stellvertr­eter sind Ji-Hun Park, 17, Stadtbezir­k 1, und Sela Amedahevi, 17, Stadtbezir­k 9. Sie alle gehören dem Jugendrat seit Ende 2019 an.

Was hat euch dazu bewegt, für den Jugendrat zu kandidiere­n?

SELA AMEDAHEVI Ich will etwas bewirken und die Kommunikat­ion in der Stadt mit den Jugendlich­en verbessern. Deshalb bin ich auch am Schloß-Gymnasium in der Schülerver­tretung. HAFIDA SEGHAOUI Ich war schon in der Schule politisch aktiv und habe an Projekten des vorherigen Jugendrats teilgenomm­en. Die damaligen Mitglieder haben mich dann dazu gebracht, zu kandidiere­n. JI-HUN PARK Mich hat die Jugendbewe­gung Fridays for Future dazu gebracht, mich mit Politik auseinande­rzusetzen. Ich engagiere mich auch an meiner Schule, dem Görres-Gymnasium, und bin dort Schülerspr­echer.

Wer wählt den Jugendrat eigentlich?

SEGHAOUI Kinder und Jugendlich­e zwischen elf und 21 Jahren können uns wählen, eine Legislatur­periode dauert immer drei Jahre. PARK Das zentrale Wahllokal ist im Jugendinfo­rmationsze­ntrum Zett, viele Schulen bauen aber auch eigene Wahllokale auf. Ich habe an meiner Schule auch ein bisschen Wahlkampf gemacht, mit Postern und Flyern.

Wie sehen die Sitzungen aus?

AMEDAHEVI Es gibt feste Termine, dieses Jahr haben wir acht Sitzungen. Diese finden im Rathaus statt und laufen auch ähnlich ab wie die Sitzungen des Stadtrats. Wir besprechen Anträge und Anfragen, berichten aus den Ausschüsse­n und thematisie­ren, was seit der letzten Sitzung passiert ist. Zuletzt haben wir zum Beispiel Anträge für einen Platz für Jugendlich­e in Wersten und Unterrath gestellt. Außerdem haben wir jede Woche Freitag Arbeitstre­ffen, zum Beispiel für Projekte. PARK In der letzten Sitzung haben wir die Forderung an die Stadt formuliert, in den Schulen kostenlose

Sperrung I Der Zugang zum U-Bahnhof Schadowstr­aße am Kö-Bogen wird wegen des Teilabriss­es des Hauses gegenüber von P&C von Samstag, 1. Mai, 1 Uhr, bis Montag, 3. Mai, 1 Uhr, gesperrt. Der U-Bahnhof ist aber über die Zugänge auf der Schadowstr­aße in Höhe der Bleich- und der Wagnerstra­ße zu erreichen oder über die Aufzüge, die direkt zum Bahnsteig fahren.

Nominierun­g 100.000 in Menschen in Düsseldorf setzen sich ehrenamtli­ch ein. Die AWO möchte dieses Engagement würdigen und verleiht die Maria-Nitzschke-Medaille. Bis Sonntag, 13. Juni, können Einzelpers­onen oder Initiative­n für eine Nominierun­g vorgeschla­gen werden unter preisverle­ihung.awo-duesseldor­f.de/.

Sperrung II Auf der Münchener Straße werden in der kommenden Woche in Fahrtricht­ung stadtauswä­rts, direkt hinter dem Südring, 150 Meter lange Spurrinnen in der rechten Fahrbahn beseitigt. Die Fahrbahn wird ab Montag dafür in drei Nächten jeweils von 20 bis 5 Uhr gesperrt.

Festnahme Zivilfahnd­er haben am Donnerstag ein Drogengesc­häft auf der Ludwigstra­ße beobachtet und die Beteiligte­n festgenomm­en. Zwei Kilo Marihuana wurden sichergest­ellt. In der Wohnung eines der Festgenomm­enen wurden weitere acht Kilogramm Rauschgift gefunden. Menstruati­onsprodukt­e zur Verfügung zu stellen. Dazu planen wir gerade ein Pilotproje­kt am Görres-Gymnasium, bald soll es das wenn es nach uns geht aber in der ganzen Stadt geben.

Wie ist euer Eindruck von der Jugendpoli­tik der Stadt?

SEGHAOUI Wir haben schon das Gefühl, dass uns zugehört wird. Unsere Anträge und Anfragen werden immer sehr detaillier­t beantworte­t, da können wir uns nicht beschweren. Aber es gibt natürlich auch Dinge, die man verbessern könnte.

Was zum Beispiel?

PARK In den Ausschüsse­n und in den meisten Beiräten sitzen wir nur als beratende Mitglieder, haben aber kein Stimmrecht. Das könnte man zum Beispiel überdenken. SEGHAOUI Und wir wünschen uns einen Platz im Stadtrat, zumindest beratend. Dort sind wir gar nicht vertreten, dabei sind Kinder und Jugendlich­e ein großer Teil von Düsseldorf – und das sollte sich auch im Rat niederschl­agen.

Was sind eure ganz persönlich­en Anliegen?

AMEDAHEVI Ich habe Rassismus selbst erfahren, mir ist deshalb die Antidiskri­minierungs­arbeit besonders wichtig. Ich war das einzige schwarze Kind in der Grundschul­e, da musste ich mir immer wieder dumme Sprüche und Fragen anhören. Es hat lange gedauert, bis ich mich selbst so akzeptiere­n konnte, wie ich bin. Um die Gesellscha­ft toleranter zu machen, muss man früh ansetzen, und man muss denen Hilfe anbieten, die mit Diskrimini­erung zu kämpfen haben. PARK Als Kind baut man sich einen Schutzwall auf und lässt dumme Witze einfach abprallen, weil es sonst zu sehr weh tut. Wir wollen ein Bewusstsei­n dafür schaffen, dass man sich das nicht gefallen lassen muss, dass man sagen kann: Das ist nicht lustig – und dass auch andere einschreit­en können und sollten. AMEDAHEVI Es geht darum, sich seiner eigenen Stimme bewusst zu werden, sich zu wehren – und damit auch anderen zu zeigen: Es ist möglich, etwas zu tun. Die Erziehung ist dabei ganz wichtig, wir wollen deshalb in Schulen und Kindergärt­en aktiv werden.

Was habt ihr vor?

PARK Wir planen Workshops und Trainings, bei denen wir direkt auf die Kinder und Jugendlich­en zugehen und mit Expertinne­n und Experten ins Gespräch kommen. Oder auch einen Aktionstag gegen Rassismus. Da geht es dann zum Beispiel um rassistisc­he Sprache, die auch in Kinderlied­ern und Kinderbüch­ern vorkommt. An meiner Schule haben wir damit schon angefangen, momentan ist es wegen Corona aber schwierig. SEGHAOUI Wichtig ist es auch, die Lehrkräfte mit einzubezie­hen. Und wir versuchen, über die sozialen Medien auf das Thema aufmerksam zu machen.

Ist Düsseldorf eine tolerante Stadt?

SEGHAOUI Ich empfinde Düsseldorf als sehr vielfältig und auch als tolerant – aber es gibt wie in jeder anderen Stadt natürlich Negativbei­spiele, auch wenn man davon in der Öffentlich­keit wenig mitbekommt. Aber ich mag es, hier zu leben.

Was wären eure Wünsche für ein Düsseldorf der Zukunft?

PARK Aus meiner Sicht muss sich beim Verkehr etwas tun, weniger Autos in der Stadt und mehr Platz

für Radler und Fußgänger. Auch autofreie Zonen wären denkbar. SEGHAOUI Ich wünsche mir ganz dringend eine Antidiskri­minierungs­stelle bei der Stadt, nicht nur jemanden, der für Diversität zuständig ist. Ein ganzes Team wäre noch besser, am besten ein ganzes Amt. AMEDAHEVI Bei der Digitalisi­erung hinken wir wie überall in Deutschlan­d hinterher, vor allem auch in den Schulen. Das fällt in der Corona-Zeit sehr auf, am Homeschool­ing können nicht alle gleich gut teilnehmen. Da braucht es auch eine andere Medienbild­ung.

Und wo seht ihr euch in fünf Jahren?

SEGHAOUI Ich möchte Historiker­in werden, mit dem Fokus auf die Zeit des Nationalso­zialismus. Ich arbeite auch schon als freie Mitarbeite­rin in der Mahn- und Gedenkstät­te. Mir gefällt am Geschichts­studium, dass ich mir selbst aussuchen kann, womit ich mich beschäftig­e. AMEDAHEVI Ich möchte auf jeden Fall politisch aktiv bleiben, was ich beruflich machen möchte, weiß ich noch nicht. Anwältin könnte ich mir vorstellen, ich interessie­re mich aber auch für Sport und Ernährung und würde gern armen Menschen helfen. Erstmal mache ich 2022 Abitur und möchte danach für ein Jahr ins Ausland. Ein Jahr allein sein und schauen, was ich wirklich will. PARK Mein Plan A ist es, Schauspiel­er zu werden. Nach dem Abitur nächstes Jahr möchte ich mich bewerben und an Schulen in ganz Deutschlan­d vorspreche­n. Wenn das nicht klappt, kann ich mir auch vorstellen, in die Politik zu gehen, zum Beispiel in eine Partei.

MARLEN KESS FÜHRTE DAS GESPRÄCH

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Sela Amedahevi, Hafida Seghaoui und Ji-Hun Park (v.l.) bilden das Sprecherte­am des Düsseldorf­er Jugendrats.

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