Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Das Rätsel Corona
Was ist einfacher zu verstehen: die Relativitätstheorie oder die Corona-Regeln? Die Antwort liegt auf der Hand: Einstein! Ganz einfach: Wir können gleichzeitig hier und woanders sein, wenn wir uns schneller als das Licht bewegen und andere, die uns sehen und nicht so bewegen, nicht. Zeitreisen gehen dann auch. Ohne Dinge, die den Raum einnehmen, gibt es keinen Raum. Irgendwie so ist das mit der Relativität, klare Angelegenheit. Aber Corona? Wir dürfen uns in der Altstadt einen Becher Kaffee holen, müssen dann aber von dort weggehen, es heißt ja nicht umsonst To-Go. Es ist uns dann gestattet, in der Maskenpflichtzone zum Trinken den Mundschutz herunterzuziehen, wir sollen aber nicht mehr allzu weit laufen, weil To-Go dann vielleicht Virenschleudern bedeutet.
Kompliziert! Nicht nur für uns, manchmal wissen selbst die Behörden nicht, was gilt und was nicht. Das zeigte sich letzthin bei der Demo von Corona-Leugnern am Rheinufer. OSD und Polizei bildeten am Burgplatz eine Kette und stoppten auch Radler. Müssen sie im Maskenpflichtgebiet auf dem Radweg der Promenade ebenfalls eine Maske tragen? Ein Polizist: ja! Zwei OSD-Leute: ja und nein! Da werde einer schlau draus. Die Nachfrage bei der Stadt ergab jetzt, dass laut Allgemeinverfügung Radler dann eine Maske tragen müssen, wenn sie den Gehweg der Promenade benutzen, auf dem Radweg aber nicht. Logisch. Heißt dann wohl auch: Wer zu Fuß geht, muss immer eine Maske tragen, auch auf dem Radweg (wer sein Rad schiebt, dann ebenfalls – oder nicht?).
Ähnlich verwirrend sind die Aussagen zu der Frage, ob Urlaubsreisende auch während der nächtlichen Ausgangssperre zum Flughafen reisen dürfen. Das Ministerium erklärte auf Nachfrage: nein. Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) befand: doch. Denn mit so einer Detailfrage sollten sich die Kontrolleure seiner Ansicht nach nicht abgeben.
Die immer neuen Bestimmungen ermüden offenbar nicht nur die Bürger, sondern auch die Behörden. Vielleicht hilft in der aktuellen Lage nur Gelassenheit. Selbst Einstein hätte bei den Corona-Regeln vermutlich längst nicht mehr durchgeblickt.