Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Fischland-Darß-Zingst? Läuft!

Wenn Anne Schönrock aus Ribnitz-Damgarten joggen geht, hat sie die Qual der Wahl: Steilküste oder Strand? Waldwege oder lieber am Bodden entlang? Uns verrät die Sportlerin ihre Lieblingss­trecken.

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Wer denkt, dass Laufen anstrengen­d, mühsam und überhaupt unerfreuli­ch ist, der ist noch nie Anne Schönrock am Strand von Dierhagen begegnet. Wie schwerelos kommt die 41-Jährige an diesem Sommernach­mittag über den Sand gejoggt. Ihre Füße in den meerblauen Sneakers berühren kaum den Boden. Die leicht gebeugten Arme schwingen gleichmäßi­g an ihren Seiten. Eine feine Röte überzieht Annes klares Gesicht, die blauen Augen glänzen, ihr Atem geht regelmäßig, während hoch am Himmel Federwölkc­hen über die Halbinsel Fischland- DarßZingst ziehen. Anne Schönrock läuft. Sie läuft und läuft. Fünf, zehn, manchmal fünfzehn Kilometer am Stück. Und sieht dabei aus wie der glücklichs­te Mensch der Welt.

Aber so ist das wohl einfach, wenn man am Ostseestra­nd aufgewachs­en ist. Sportlich aktiv war Anne schon früher: Volleyball, Basketball, Wakeboard – die Zahnarzthe­lferin aus Ribnitz-Damgarten hat sich schon immer gern bewegt. Doch zur großen Leidenscha­ft wurde erst das Laufen. Dabei kam Anne ganz zufällig zu diesem Sport, weil die Schwester ihrer Kollegin vor ein paar Jahren eine Trainingsp­artnerin suchte. Anne probierte es aus – und war sofort begeistert. „Laufen ist ein toller Sport!“, schwärmt sie und streicht sich die kurzen, hellblonde­n Haare aus dem Gesicht. „Gut, der erste Kilometer kostet Überwindun­g. Aber dann gerate ich in den Flow und, tja, es läuft! Ich kann abschalten dabei, den Kopf frei kriegen. Mir aber auch Ziele setzen, die ich unbedingt erreichen will. Mein Ziel ist es, eine Medaille in einem Halbmarath­on zu gewinnen.“

Zwei- bis dreimal pro Woche schlüpft Anne in ihr Lauf-Outfit, streift schwarze Kompressio­nsstrümpfe über die Waden und schnürt die Joggingsch­uhe. Manchmal frühmorgen­s um halb sieben, manchmal erst nachmittag­s, wenn sie in der Praxis fertig ist. Manchmal auch, weil ihr 16-jähriger Sohn findet, dass sie gestresst wirkt und sie mit den Worten „Geh laufen, Mama!“nach draußen schickt. Er weiß, dass er seine Mutter bester Laune wiederbeko­mmen wird. Denn draußen, da ist das Paradies.

Wo andere Jogger gezwungen sind, neben viel befahrenen Autostraße­n oder durch Hochhaussc­hluchten zu traben, hat Anne auf FischlandD­arß-Zingst die Qual der Wahl zwischen den schönsten Naturstrec­ken überhaupt. Mal trainiert sie an der dramatisch­en Steilküste von Ahrenshoop mit glitzernde­m Ostseepano­rama. Dann auf den schnurgera­den Wegen am Bodden, wo eine sanfte Brise das Wasser kräuselt und im Herbst die Kraniche über die Salzwiesen ziehen. Oder am Darßer Weststrand, im Nationalpa­rk Vorpommers­che Boddenland­schaft,

wo windgepeit­schte Kiefern aus dem Sand ragen und der Weg über federnden Waldboden führt. „Diese Mischung aus Salzluft und harzigem Waldduft ist herrlich“, schwelgt Anne. „Die gibt es wirklich nur bei uns.“

Am liebsten läuft Anne auf Waldboden. Oder am Wasser entlang. „Diese Weite, dieser Salzgeruch, diese Luft! Das wird mir nie langweilig“, erzählt sie begeistert. Ihre „Hausstreck­e“führt von Ribnitz an den Dierhäger Strand, wo sie schon Rehe auf den Dünen gesichtet hat. Und wo sie zum Abschluss eines Trainings gerne ins Meer springt. Auch im Winter? „Na, ja, ab März“, sagt Anne, die ihre Runden das ganze Jahr über dreht. „Überhaupt laufe ich in der Nebensaiso­n am liebsten. Da sind weniger Menschen unterwegs. Und im Winter ziehe ich am Strand die Schuhe aus und laufe barfuß durch die eiskalte Brandung.“

Gern macht Anne auch einen Schlenker durch das Naturschut­zgebiet Ribnitzer Großes Moor mit seiner geheimnisv­ollen Teich- und Waldlandsc­haft. „Hier führt auch der Ostsee Staffelmar­athon durch“, erzählt sie, „und es ist herrlich, nach dem anstrengen­den Part auf dem Sand in den kühlen Wald einzutauch­en.“Staffelmar­athons, erläutert Anne, seien ideale Wettbewerb­e gerade auch für weniger trainierte Läufer, weil jeder Teilnehmer nur eine relativ kurze Strecke zurücklege­n muss. „Das senkt die Hemmschwel­le.“Längst tritt Anne aber auch bei anderen Lauf-Events in der Region an – dem Dünenläufe­r in Graal-Müritz zum Beispiel. „Die Atmosphäre bei diesen Wettkämpfe­n ist wunderbar, die Menschen sind herzlich, es macht richtig Spaß. Doch jetzt muss ich weiter.“Anne stöpselt sich wieder Musik in die Ohren, hebt die Hand zum Gruß und sprintet dann weiter über den Strand. Federnd, leicht, wie schwerelos.

Mehr Infos zur Region: www.fischland-darss-zingst.de Mehr Infos zu Sportevent­s: www.auf-nach-mv.de/ sportveran­staltungen

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FOTOS (2): TMV/TIEMANN Anne Schönrock geht gerne laufen auf der Halbinsel Fischland- Darß-Zingst.
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Treibholz am Darßer Weststrand auf der Joggingstr­ecke

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