Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
So gelingt das neue Studentenleben
Seit mehr als einem Jahr findet der Alltag vieler Studierender hauptsächlich digital statt. Wir geben Tipps, die dabei helfen, auch im virtuellen Studium neue Kontakte zu knüpfen, strukturiert zu lernen und Anschluss zu finden.
DÜSSELDORF Partys, Lerngruppen, Hochschulsportkurse – das Studium ist eigentlich eine Zeit der Begegnungen und der gemeinsamen Erlebnisse. Soziale Nähe musste in der Pandemie jedoch digitaler Distanz weichen. Doch es gibt einige Tipps, die helfen, auch im Online-Semester strukturiert zu lernen und Kontakte zu knüpfen.
Klare Grenzen bringen Entlastung Wenn sich das Studentendasein zu Hause abspielt, kommt es bisweilen zur Vermischung von Frei- und Studienzeit. Das macht es schwieriger, sich zu konzentrieren und verursacht unterschwelligen Dauerstress. Zeitliche und räumliche Grenzen zu ziehen, kann helfen: „Wichtig ist es, eine klare Tagesstruktur zu etablieren und einen Rahmen zu stecken, wann gelernt wird und wann man Feierabend macht“, sagt Cordula Meier von der Studienberatung der Heinrich-Heine-Universität (HHU). Gleiches gelte für die räumliche Trennung. An einem Ort zu lernen, den das Gehirn mit Entspannung verbindet, sei wenig effektiv: „Wer kann, sollte sich einen klaren Bereich für die Arbeitsphasen suchen. Auch in einer Einzimmerwohnung können Grenzen gezogen werden.“Sie schlägt zudem vor, Unidokumente in einem Klappkorb zu sammeln, und diesen in der Freizeit unter einer Decke zu verbergen.
Digitale Separation sei ebenso eine Option. Hier rät Meier, auf dem Laptop zwei Benutzer zu erstellen. Am Arbeits-Account können dabei zum Beispiel Apps verhindern, dass Social-Media-Seiten aufgerufen werden. Auf dem anderen Account darf alles besucht werden.
Eine konkrete Planungsstruktur kann zusätzlichen Halt geben und das Lernen vereinfachen. Carl Beckmann, der im zweiten Semester Geschichte und Politik in Düsseldorf studiert, versucht, seine Woche möglichst genau zu planen: „Ich trage mir immer alles in einen Kalender ein – selbst die Zeiten, an denen ich spazieren gehe. Das hilft mir bei der Orientierung.“
Angebote des Hochschulsports sorgen durch wöchentliche Termine für Struktur und bringen Bewegung in den digitalen Alltag. „Studierende
können sich bei uns auch im Semester noch unkompliziert anmelden und mitmachen“, sagt Felix Klaus vom Hochschulsport Düsseldorf. Von Ballett bis Yoga gebe es eine breite Auswahl digitaler Kurse.
Bildschirmfreie Auszeiten nehmen Vom Handy über den Laptop bis zum Fernseher sind Bildschirme im Alltag allgegenwärtig. Durch die Verlagerung von Präsenzveranstaltungen in die Onlinewelt steigt die Nutzzeit noch weiter. Deswegen ist es umso wichtiger, bewusst Bildschirmpausen zu machen. Schon ein kurzer Spaziergang an der frischen Luft hilft gegen müde Augen und einen schweren Kopf. Eine andere Entlastungmethode: in der Mittagspause mit Kommilitonen telefonieren, anstatt vor dem Laptop zu sitzen. Das sorgt für Entspannung und pflegt gleichzeitig soziale Kontakte.
„Das Übertragen der Notizen per Hand oder das Lesen eines Buches bringt ebenso etwas Abwechslung in den Lernalltag“, sagt Meier.
Auf dem Online-Campus neue Kontakte knüpfen Wer im Hörsaal oder im Seminarraum nebeneinander sitzt, kommt irgendwann ins Gespräch. Diese ungezwungene Art des Kennenlernens und des fachlichen Austauschs ist digital kaum möglich. „Jemandem zu schreiben, um in Kontakt zu treten, hat etwas Verbindliches. Deswegen fällt es Studierenden oft schwerer, diesen Schritt zu gehen“, erläutert Meier. Sie ermutigt jeden, der Kommilitonen kennenlernen möchte, die verschiedenen Angebote des Online-Campus zu nutzen.
Für das gemeinschaftliche Lernen kommen an der Heine-Universität etwa der virtuelle Lehrraum der Studienberatung
infrage. Auch der Asta der Uni Duisburg-Essen weist auf die Lern-Sessions der Fachschaftsräte hin. Die Seminare sind ebenfalls ein guter Startpunkt: „Fachlich ist es immer gut, sich dort auszutauschen, wo auch der Stoff gelehrt wird. Es ist etwa möglich, die Dozierenden zu fragen, ob die Onlinesitzung noch etwas länger für den Austausch genutzt werden kann“, berichtet Meier.
Abseits des Lehrbetriebs gibt es ebenso viele Möglichkeiten. An der HHU etwa den Discord-Server des Asta und unterschiedliche Facebook-Gruppen. Die Fachschaften seien grundsätzlich die besten Ansprechpartner, um von bestehenden Angeboten zu erfahren. Andere studentische Initiativen sind aber ebenfalls ein guter Anlaufpunkt: „Sei es das Hochschulradio oder eine der verschiedenen Hochschulgruppen.
Hier kann man sich engagieren und neue Kontakte knüpfen“, betont Meier.
Hilfsangebote nutzen Viele Universitäten haben ein breites Beratungsund Hilfsangebote für die Studierenden eingerichtet und bestehende Angebote in den vergangenen Monaten ausgebaut. Das sollte genutzt werden. Digitale Helfer wie die Ersti-App der HHU können hier hilfreich sein. Auch Angst, Überforderung und Niedergeschlagenheit muss kein Studierender alleine durchstehen. Es gibt an den Universitäten geschultes Personal, das Betroffenen zur Seite steht. „Oft hilft es schon, sich auszusprechen und einen konstruktiven Rat zu bekommen“, berichtet Meier. „Deswegen ist es wichtig, den ersten Schritt zu gehen und das Unterstützungsangebot wahrzunehmen.“