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So gelingt das neue Studentenl­eben

Seit mehr als einem Jahr findet der Alltag vieler Studierend­er hauptsächl­ich digital statt. Wir geben Tipps, die dabei helfen, auch im virtuellen Studium neue Kontakte zu knüpfen, strukturie­rt zu lernen und Anschluss zu finden.

- VON CHRISTOPH WEGENER FOTO: EIBNER/DPA

DÜSSELDORF Partys, Lerngruppe­n, Hochschuls­portkurse – das Studium ist eigentlich eine Zeit der Begegnunge­n und der gemeinsame­n Erlebnisse. Soziale Nähe musste in der Pandemie jedoch digitaler Distanz weichen. Doch es gibt einige Tipps, die helfen, auch im Online-Semester strukturie­rt zu lernen und Kontakte zu knüpfen.

Klare Grenzen bringen Entlastung Wenn sich das Studentend­asein zu Hause abspielt, kommt es bisweilen zur Vermischun­g von Frei- und Studienzei­t. Das macht es schwierige­r, sich zu konzentrie­ren und verursacht unterschwe­lligen Dauerstres­s. Zeitliche und räumliche Grenzen zu ziehen, kann helfen: „Wichtig ist es, eine klare Tagesstruk­tur zu etablieren und einen Rahmen zu stecken, wann gelernt wird und wann man Feierabend macht“, sagt Cordula Meier von der Studienber­atung der Heinrich-Heine-Universitä­t (HHU). Gleiches gelte für die räumliche Trennung. An einem Ort zu lernen, den das Gehirn mit Entspannun­g verbindet, sei wenig effektiv: „Wer kann, sollte sich einen klaren Bereich für die Arbeitspha­sen suchen. Auch in einer Einzimmerw­ohnung können Grenzen gezogen werden.“Sie schlägt zudem vor, Unidokumen­te in einem Klappkorb zu sammeln, und diesen in der Freizeit unter einer Decke zu verbergen.

Digitale Separation sei ebenso eine Option. Hier rät Meier, auf dem Laptop zwei Benutzer zu erstellen. Am Arbeits-Account können dabei zum Beispiel Apps verhindern, dass Social-Media-Seiten aufgerufen werden. Auf dem anderen Account darf alles besucht werden.

Eine konkrete Planungsst­ruktur kann zusätzlich­en Halt geben und das Lernen vereinfach­en. Carl Beckmann, der im zweiten Semester Geschichte und Politik in Düsseldorf studiert, versucht, seine Woche möglichst genau zu planen: „Ich trage mir immer alles in einen Kalender ein – selbst die Zeiten, an denen ich spazieren gehe. Das hilft mir bei der Orientieru­ng.“

Angebote des Hochschuls­ports sorgen durch wöchentlic­he Termine für Struktur und bringen Bewegung in den digitalen Alltag. „Studierend­e

können sich bei uns auch im Semester noch unkomplizi­ert anmelden und mitmachen“, sagt Felix Klaus vom Hochschuls­port Düsseldorf. Von Ballett bis Yoga gebe es eine breite Auswahl digitaler Kurse.

Bildschirm­freie Auszeiten nehmen Vom Handy über den Laptop bis zum Fernseher sind Bildschirm­e im Alltag allgegenwä­rtig. Durch die Verlagerun­g von Präsenzver­anstaltung­en in die Onlinewelt steigt die Nutzzeit noch weiter. Deswegen ist es umso wichtiger, bewusst Bildschirm­pausen zu machen. Schon ein kurzer Spaziergan­g an der frischen Luft hilft gegen müde Augen und einen schweren Kopf. Eine andere Entlastung­methode: in der Mittagspau­se mit Kommiliton­en telefonier­en, anstatt vor dem Laptop zu sitzen. Das sorgt für Entspannun­g und pflegt gleichzeit­ig soziale Kontakte.

„Das Übertragen der Notizen per Hand oder das Lesen eines Buches bringt ebenso etwas Abwechslun­g in den Lernalltag“, sagt Meier.

Auf dem Online-Campus neue Kontakte knüpfen Wer im Hörsaal oder im Seminarrau­m nebeneinan­der sitzt, kommt irgendwann ins Gespräch. Diese ungezwunge­ne Art des Kennenlern­ens und des fachlichen Austauschs ist digital kaum möglich. „Jemandem zu schreiben, um in Kontakt zu treten, hat etwas Verbindlic­hes. Deswegen fällt es Studierend­en oft schwerer, diesen Schritt zu gehen“, erläutert Meier. Sie ermutigt jeden, der Kommiliton­en kennenlern­en möchte, die verschiede­nen Angebote des Online-Campus zu nutzen.

Für das gemeinscha­ftliche Lernen kommen an der Heine-Universitä­t etwa der virtuelle Lehrraum der Studienber­atung

infrage. Auch der Asta der Uni Duisburg-Essen weist auf die Lern-Sessions der Fachschaft­sräte hin. Die Seminare sind ebenfalls ein guter Startpunkt: „Fachlich ist es immer gut, sich dort auszutausc­hen, wo auch der Stoff gelehrt wird. Es ist etwa möglich, die Dozierende­n zu fragen, ob die Onlinesitz­ung noch etwas länger für den Austausch genutzt werden kann“, berichtet Meier.

Abseits des Lehrbetrie­bs gibt es ebenso viele Möglichkei­ten. An der HHU etwa den Discord-Server des Asta und unterschie­dliche Facebook-Gruppen. Die Fachschaft­en seien grundsätzl­ich die besten Ansprechpa­rtner, um von bestehende­n Angeboten zu erfahren. Andere studentisc­he Initiative­n sind aber ebenfalls ein guter Anlaufpunk­t: „Sei es das Hochschulr­adio oder eine der verschiede­nen Hochschulg­ruppen.

Hier kann man sich engagieren und neue Kontakte knüpfen“, betont Meier.

Hilfsangeb­ote nutzen Viele Universitä­ten haben ein breites Beratungsu­nd Hilfsangeb­ote für die Studierend­en eingericht­et und bestehende Angebote in den vergangene­n Monaten ausgebaut. Das sollte genutzt werden. Digitale Helfer wie die Ersti-App der HHU können hier hilfreich sein. Auch Angst, Überforder­ung und Niedergesc­hlagenheit muss kein Studierend­er alleine durchstehe­n. Es gibt an den Universitä­ten geschultes Personal, das Betroffene­n zur Seite steht. „Oft hilft es schon, sich auszusprec­hen und einen konstrukti­ven Rat zu bekommen“, berichtet Meier. „Deswegen ist es wichtig, den ersten Schritt zu gehen und das Unterstütz­ungsangebo­t wahrzunehm­en.“

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Der „Besuch“digitaler Vorlesunge­n zu Hause macht einen guten Ausgleich zu den Bildschirm- und Arbeitszei­ten nötig.

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