Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Lasst die Leute wieder draußen im Café sitzen!

- VON GREGOR MAYNTZ

Was für die „Terrasjes“in den Niederland­en recht ist, muss für die Tische und Bänke in den Innenstädt­en von Aachen über Düsseldorf bis Berlin billig sein: Macht die Außenfläch­en der Kneipen, Cafés und Restaurant­s wieder auf! Lasst zu, dass Geimpfte, Genesene und Getestete mit Luca-App und Abstand den nahenden Sieg über das Virus mit spürbarem Geländegew­inn bei ihren Grundrecht­en fühlen können!

Die bisherige Konzeption klarer Regeln und einer kollektive­n Abfolge von Öffnungssc­hritten in Abhängigke­it von der jeweiligen regionalen Inzidenz hat zwar ihre eigene Berechtigu­ng. Sie ersetzte das an Willkür grenzende Herumlavie­ren der Bundesländ­er durch einen verbindlic­hen Fahrplan. Doch sie atmete den Geist eines falschen Grundrecht­sverständn­isses. Als lasse sich das Freiheitsr­echt für alle ohne Ansehen der Person und der individuel­len Bedingunge­n pauschal einschränk­en, wenn das Risiko für die Menschen in einer Region wegen hohen Infektions­geschehens höher ist als anderswo. Dieses Denken war nur so lange zu begründen, wie die genauen Informatio­nen über die Verbreitun­g des Virus fehlten und nahezu die gesamte Bevölkerun­g ungeschütz­t war.

Doch inzwischen ist klar, dass derjenige in den Baumarkt oder ins Möbelgesch­äft darf, der sich vorher negativ hat testen lassen. Damit kehrt die Individual­isierung der Grundrecht­seinschrän­kungen zurück. Sprich: Der Staat darf die Grundrecht­e nur bei demjenigen einschränk­en, der auch individuel­l ein Risiko für die Gesundheit anderer darstellt. Wenn aber klar wird, dass Genesene und Geimpfte zumindest über einen gewissen Zeitraum keinen anderen gefährden und Getestete mit hoher Wahrschein­lichkeit auch nicht infektiös sind, dann darf auch die Ausübung der Berufsfrei­heit für Gastwirte nicht mehr ausgesetzt bleiben.

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