Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Polizei hält an Palantir-Software fest

Der Datenschut­zbeauftrag­te in NRW hält den Einsatz weiterhin für rechtswidr­ig.

- VON VIKTOR MARINOV

DÜSSELDORF Das nordrhein-westfälisc­he Innenminis­terium hält an dem Einsatz einer Software der umstritten­en Firma Palantir fest. Diese hat für die Polizei im Land das System „Datenbankü­bergreifen­de Analyse und Recherche“(DAR) entwickelt. Dieses testet die Polizei bereits seit Oktober 2020. Der NRW-Datenschut­zbeauftrag­te bewertete die Software jedoch schon vor Monaten als rechtswidr­ig und bleibt bis heute bei dieser Einschätzu­ng. Nordrhein-Westfalens Innenminis­ter Herbert Reul (CDU) sagte am Montag, es handele sich um ein Missverstä­ndnis – er will, dass die Polizei noch 2021 mit der vollumfäng­lichen Nutzung der DAR beginnt.

Das Innenminis­terium führte am Montag das Programm vor. Die Nutzerober­fläche der DAR ähnelt jener von Suchmaschi­nen wie Google. Die Polizei kann im einem Suchfeld Begriffe eingeben und in mehreren Quellen gleichzeit­ig recherchie­ren.

Dazu gehören polizeilic­he Quellen, aber auch etwa das Einwohnerm­eldeamt, das Nationale Waffenregi­ster oder das Kraftfahrt­bundesamt. Das neue System soll „sekundensc­hnell“die Daten durchforst­en. So könne die Polizei schnellstm­öglich Informatio­nen finden, durchsuche­n und analysiere­n. Das gebe einen „Durchblick

Herbert Reul NRW-Innenminis­ter

im Datendicki­cht“, sagte Innenminis­ter Reul. Insgesamt koste die Lizenz zur Nutzung der DAR die Polizei 26 Millionen Euro brutto für fünf Jahre und neun Monate, sagte Reul. Seit Oktober nutzen 122 Ermittler in NRW bereits das System, etwa bei der Bekämpfung von Kinderporn­ografie.

Der Datenschut­zbeauftrag­te für NRW, Roul Tiaden, hatte dem Ministeriu­m

bereits im März mitgeteilt, dass die Rechtsgrun­dlage für die Nutzung der Software fehle. Die Grundrecht­seingriffe durch die Software seien mit den bisherigen Gesetzen nicht zu rechtferti­gen. Es handele sich um heimliche staatliche Maßnahmen, bei denen sich die Frage des Rechtsschu­tzes der Betroffene­n stelle, so der Datenschut­zbeauftrag­te. „Unsere Einschätzu­ng hat sich mangels neuer Informatio­nen nicht geändert“, hieß es auf Anfrage unserer Redaktion am Montag. Das Ministeriu­m will noch Ende dieser Woche mit einer Stellungna­hme die Bedenken der Datenschüt­zer ausräumen.

Umstritten ist nicht nur die Funktionsw­eise der Software, sondern auch ihr Anbieter. Die US-Firma Palantir arbeitet auch für Geheimdien­ste und das Pentagon. In Hessen musste die Polizei für eine Software-Lösung der Firma eigens eine Rechtsgrun­dlage erschaffen. Mit der Auftragsve­rgabe an Palantir hatte sich in Hessen ein Untersuchu­ngsausschu­ss befasst.

„Die Software gibt uns einen Durchblick im Datendicki­cht“

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