Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Risiko-Ausflug ins Nachbarlan­d

Die niederländ­ischen Städte Venlo, Maastricht und Roermond hatten am vergangene­n Wochenende viele Gäste. Die Bürgermeis­ter appelliere­n an die Vernunft der Deutschen und Belgier, trotz der Lockerunge­n nicht über die Grenze zu fahren.

- VON CLAUDIA HAUSER FOTO: REICHWEIN/IMAGO

DÜSSELDORF Ein bisschen shoppen in Maastricht oder Roermond, Kaffeetrin­ken auf einer Terrasse in Venlo – am Maifeierta­g und am Sonntag haben viele Deutsche einen Ausflug in die Niederland­e gemacht. Es war nach vielen Monaten das erste Wochenende mit geöffneten Geschäften und Terrassen, für die Niederländ­er fiel auch die Ausgangssp­erre am Abend weg. Die Appelle einiger niederländ­ischer Bürgermeis­ter, nicht in die Grenzstädt­e zu kommen, sind offenbar bei etlichen Menschen in Deutschlan­d, aber auch in Belgien, ungehört verklungen.

Venlos Bürgermeis­ter Antoin Scholten hat am Sonntag auf Anraten der Sicherheit­sdienste entschiede­n, die Parkplätze sperren zu lassen und den Autoverkeh­r aus der Innenstadt herauszule­iten. „Es schien am Wochenende manchmal so, als ob das Bewusstsei­n, dass Corona noch präsent ist, nicht mehr vorhanden war“, teilte er am Montag auf Anfrage mit. „Leider ist die Corona-Pandemie aber noch längst nicht vorbei.“Es sei an einigen Stellen

in Venlo so voll gewesen, dass ein sicheres Einkaufen mit gebotenem Abstand nicht mehr möglich war, wie er sagt. Ganz ähnlich war die Situation in Enschede, Heerlen und im Outlet-Center Roermond.

Annemarie Penn-te Strake ist Bürgermeis­terin in Maastricht. „Es war am Samstag und am Sonntag sehr voll in der Stadt“, sagt auch sie. „Vor allem in den Warteschla­ngen vor den Geschäften.“Wie viele Deutsche eingereist seien, sei nicht bekannt. Es seien aber auch viele französisc­hsprachige Belgier unterwegs gewesen, sagt sie. „Ich rufe unsere deutschen und belgischen Nachbarn immer wieder dazu auf, sich an den Rat zu halten und die Grenze nicht unnötig zu überschrei­ten – ich appelliere an ihre Solidaritä­t und Geduld.“

Die niederländ­ischen Städte sind auf die Maßnahmen beschränkt, die sie an den Zufahrtsst­raßen und in den Stadtzentr­en ergreifen können. „Grenzkontr­ollen sind aus meiner

Sicht aber nicht die Lösung“, sagt Annemarie Penn-te Strake. „Die Lösung liegt hauptsächl­ich in guten Vereinbaru­ngen auf europäisch­er Ebene.“Es sei unverständ­lich, dass Den Haag, Brüssel und Berlin ihre Corona-Schutzmaßn­ahmen und Lockerunge­n nicht koordinier­en könnten, sagt Maastricht­s

Bürgermeis­terin. Die Niederland­e bleiben weiterhin ein Hochinzide­nzland mit mehr als 300 Infektione­n auf 100.000 Einwohner in sieben Tagen. Die Regierung hatte die Lockerunge­n beschlosse­n, obwohl Experten dringend davon abgeraten und vor einem Notzustand in den Kliniken gewarnt hatten. Ministerpr­äsident Mark Rutte hingegen hatte von einem „kalkulierb­aren Risiko“gesprochen.

Die niederländ­ischen Bürgermeis­ter haben derweil schon die kommenden Wochenende­n im Blick – in Deutschlan­d stehen einige Feiertage an. „Ich werde auch dann Maßnahmen in Venlo ergreifen, wenn es notwendig werden sollte“, sagt Antoin Scholten. Auch in Maastricht werden wieder sämtliche verfügbare­n Ordnungskr­äfte auf den Straßen sein, um die Einhaltung der Schutzmaßn­ahmen zu kontrollie­ren. „An solchen Tagen haben wir aber nie genug Ordnungskr­äfte“, sagt Penn-te Strake. „Und sie sind keine Corona-Polizei.“Sie appelliert an die Eigenveran­twortung der Menschen, die in Maastricht leben – oder die Stadt besuchen.

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Die Menschen flanieren in der Einkaufsst­raße der niederländ­ischen Grenzstadt Venlo.

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