Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Familienorganisation per App
Über die App Kid Coins können Kinder digitale Münzen sammeln, wenn sie zum Beispiel die Spülmaschine ausräumen, um diese in hinterlegte Wünsche einzulösen. Erfunden hat das ein Düsseldorfer Familienvater.
DÜSSELDORF Spaß und Struktur im Corona-Alltag soll die neue Familien-App Kid-Coins bieten. Entwickelt wurde das Düsseldorfer Startup von Phillipe Münzenmaier. Zum Familienalltag gehört meist auch eine Portion Chaos, und das nicht erst seit Corona. Schule, Haushalt, Kindergarten, Einkaufen, Berufstätigkeit und Hobbys, all das erfordert Koordination und immer wieder notwendige Absprachen aller Beteiligten. Münzenmaier (47) ist selbst Vater von drei Kindern und kennt die Anforderungen an die tägliche Organisation. „Wir haben überlegt, wie wir auch die Kinder besser einbinden können“, sagt er. Es folgte eine kleine Familienkonferenz, dann erste analoge Ideen, aus der später dann das neue Unternehmen entstand. „Unsere Familien-App ist keine Einbahnstraße, sondern ein Miteinander, das allen Spaß machen soll“, sagt er.
20 Jahre lang arbeitete Phillipe Münzenmaier in der Unternehmensberatung und betreute große IT-Projekte, vor zwei Jahren machte er sich selbständig und gründete das Düsseldorfer Start-up, die KidCoins GmbH. „Der Familienplaner in unserer App ermöglicht es, dass alle Familienangehörigen an jedem Ort und zu jeder Zeit Termine und Aktivitäten einsehen können“, sagt er. Ein Werkzeug, das mittlerweile 20.000 Nutzer hat. „Das finden auch Patchwork-Familien sehr gut, die ihre Haushalte und Termine an verschiedenen Orten planen müssen.“
Die App gibt es neben Deutsch auch in Englisch und Spanisch. Aktuell nutzen 90 Prozent der User die App in Deutschland, doch die Nutzung im Ausland steigt ebenfalls an.
Entstanden ist das digitale Familien-Management zunächst aus einer Form des virtuellen Münzensammelns für erledigte Aufgaben. Diese kamen dann für besondere Wünsche der Kinder zum Einsatz. Jetzt strukturiert Phillipe Münzenmaier Einkaufslisten, Familienfotos, Termine und kleine Aufgaben für die Kinder in der App Kid-Coins.
Geblieben ist der Name des virtuellen Münzensammelns: Kid Coins. Eine Funktion der App, bei der Kinder selbst gewählte Aufgaben übernehmen und dafür digitale Coins sammeln. Punkte, mit denen sie sich später kleine Wünsche erfüllen können. „Dabei lernen sie, dass es Spaß machen kann, sich einzubringen“, sagt Gründer Münzenmaier. In seiner eigenen Familie sind dadurch schon einige nervenzehrende Diskussionen entfallen, wie der 47-Jährige erzählt.
„Die lästige Aufgabe, das eigene Bett zu machen, war plötzlich kein Thema mehr“, stellt der Vater fest. Gemeinsam verteilt die Familie heute Aufgaben und plant die freie Zeit. Motivierend soll das Münzen sammeln wirken, aber nicht jede Aufgabe wird so „bezahlt“. „Aber meine Familie stellt auch schon mal fest, dass ich irgendwo schludere.“
Vor einem Jahr entdeckte Robert Förster während der Corona-Krise die App. „Wir wollten damit unseren Alltag besser strukturieren“, sagt der 41-Jährige. Tisch decken, Zimmer aufräumen, den Müll raus bringen oder eine Portion Spaghetti für die Familie kochen: Münzen sammeln kann Spaß machen. Drei Kinder, Mutter und Vater nutzen jetzt das neue digitale Werkzeug für die Einkaufsliste, verschiedene Alltagsaufgaben oder den Austausch von Fotos auf der Familienpinnwand „family wall“. „Am Freitagabend machen wir einen gemeinsamen Wochenabschluss, planen und tauschen unsere
Ideen aus, das macht uns wirklich Spaß“, sagt Förster.
Mit der „Family-Wall“schuf Phillipe Münzenmaier in der App einen geschützten Raum, in dem persönlichen Foto-Momente auf einer Art Pinnwand geteilt werden können. „Das ist schön, wenn Großeltern in der Ferne wohnen“, sagt er. Aus den besonderen Momenten jedes Familienmitglieds könne außerdem am Ende des Jahres automatisch ein Fotobuch oder ein Kalender erstellt werden.
Es könnten noch weitere Funktionen hinzukommen: Gemeinsam mit den Nutzern entwickelt das Unternehmen die App ständig weiter und passt sie den Bedürfnissen an. Demnächst können auch Kinder Münzen an ihre Eltern verteilen, ein Wunsch, der von Seiten der Nutzer an das Unternehmen herangetragen wurde. Schon jetzt plant Phillipe Münzenmaier unter der Dachmarke Made4Families außerdem weitere Angebote auf den Markt zu bringen.