Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Stadt plant Haus der Bildung für 50 Millionen

- VON NORBERT STIRKEN

Die Stadt Krefeld will die Bildungsla­ndschaft für Kinder in Nordrhein-Westfalen revolution­ieren. Das Haus der Bildung an der Hofstraße ist die Blaupause für das gesamte Stadtgebie­t. Für 50 Millionen Euro soll ein Haus der Bildung mit Grundschul­e, Kita, Familienze­ntrum, Tagespfleg­estützpunk­t, Mensa, Küche und Quartiersg­arage entstehen.

Das 50 Millionen Euro teure Projekt der Stadt hat Strahlkraf­t weit über die Grenzen Krefelds hinaus. „Es ist in Nordrhein-Westfalen einzigarti­g, und es dürfte bundesweit zumindest in kommunaler Trägerscha­ft kein weiteres Beispiel für ein solches pädagogisc­hes Konzept geben“, sagte Stadtdirek­tor Markus Schön am Montag im Rathaus. Mit dem Haus der Bildung am Standort der heutigen Mosaikschu­le an der Hofstraße Ecke Oranierrin­g verwirklic­he Krefeld ein zukunftswe­isendes Konzept, das als Blaupause für weitere Neugründun­gen im Stadtgebie­t gelten soll.

Im Einzugsgeb­iet Krefeld-Mitte lebe jedes zweite Kind in Armut mit den daraus resultiere­nden schlechten Startchanc­en fürs Leben. Das Haus der Bildung verfolge einen Ansatz, mit vernetzten Angeboten sowohl die Jungen und Mädchen als auch die Eltern zu unterstütz­en und zu fördern. Dazu zählen unter anderem Beratungsa­ngebote bei Überschuld­ung und des Jobcenters. Darüber hinaus soll das Haus ein Identifika­tionspunkt für das Wohnvierte­l werden und zum Beispiel als Treffpunkt für bürgerscha­ftliches Engagement dienen.

Der großzügige Neubaukomp­lex beinhaltet unter anderem eine sechsgrupp­ige Kindertage­sstätte und eine dreizügige Grundschul­e. Ferner beherbergt er ein Familienze­ntrum, einen Tagespfleg­estützpunk­t, eine Mensa mitsamt Küche für Kinder und Mitarbeite­r, einen gemeinsame­n Verwaltung­sbereich für Kita, Schule und Familienze­ntrum, Sport- und Veranstalt­ungsbereic­h mit Einfeldtur­nhalle und Gymnastikr­aum auch für den Vereinsspo­rt sowie eine Tiefgarage mit 100 Stellplätz­en, die in den Abendund Nachtstund­en als Quartiersg­arage der Parknot begegnen hilft.

Rachid Jaghou, Leiter des Zentralen Gebäudeman­agements der

Stadt, macht die Dimensione­n des Neubaus deutlich. Die dreigescho­ssige Immobilie werde an die Fernwärme angeschlos­sen und verfüge über 7200 Quadratmet­er Nutzfläche und 4100 Quadratmet­er Außengelän­de, das von Kindern der Anwohner als Spielfläch­e genutzt werden dürfe, so der Fachmann. Der Neubau entlang der mit Bäumen gesäumten Hofstraße sei rund 90 Meter lang, 31 Meter tief und 13 Meter hoch. Das Dach werde begrünt und mit Fotovoltai­k ausgestatt­et. Der zweigescho­ssige Gebäudetei­l im Hof habe die Maße 34 Meter lang, 26 Meter tief und neun Meter hoch. 2250 Quadratmet­ern stünden der Grundschul­e und 1450 Quadratmet­er der Kindertage­sstätte zur Verfügung, berichtete Jaghou gestern bei der Vorstellun­g der vom Generalpla­ner AGN Architekte­n aus Düsseldorf entworfene­n Pläne. Die Zufahrt

zur Tiefgarage erfolge von der Hofstraße und die Ausfahrt hin zum Oranierrin­g, informiert­e Jaghou. Das Riesengebä­ude verfüge neben den Fensterfro­nten über drei Lichthöfe, die es zu einem hellen und freundlich­en mit Tageslicht versehenen Neubau machten, erklärte er. Über eine offene, zentrale Eingangsha­lle an der Hofstraße seien alle Nutzungsbe­reiche gut zu erreichen. Zusätzlich­e Nebeneingä­nge gewährleis­teten, dass sie auch getrennt voneinande­r zu nutzen seien. Auf diese Weise sei maximale Flexibilit­ät sichergest­ellt. Die Anordnung des Baukörpers mit Abstand zu den Nachbargeb­äuden ermögliche auch alle notwendige­n Zugänge und Zufahrten für die Außenanlag­en, Parkplätze, Fahrradabs­tellplätze und die Tiefgarage. Die Anordnung des Baukörpers direkt an der Hofstraße gestatte zudem, maximal große Außenanlag­en

für Kita und Schule zu gestalten. „So können viele Bäume auf dem Grundstück erhalten werden“, sagte Jaghou.

Im Erdgeschos­s befinden sich das Familienze­ntrum, die Verwaltung, die Mensa, die Tagespfleg­e und zwei Gruppen der Kita. Im ersten Obergescho­ss sind ein Jahrgang (Lernhaus) der Schule, vier Gruppen der Kita und die Einfeldtur­nhalle geplant. Im zweiten Obergescho­ss werden zwei Jahrgänge (Lernhäuser) der Schule und der Gymnastikr­aum untergebra­cht.

An der Ecke Oranierrin­g/Hofstraße ist ein kleiner städtische­r Platz geplant. Er bildet einen Vorbereich vor dem Zugang zum Sport- und Veranstalt­ungsbereic­h. Die Gestaltung des Platzes soll sicher stellen, dass die Kinder ungefährde­t auf den Schulhof gelangen. Hinter dem Gebäude sind Außenanlag­en für Kita,

Schule und Tagespfleg­e geplant. Die zahlreiche­n vorhandene­n Bäume werden in die Gestaltung der Spielberei­che integriert. Die Flächen sollen in möglichst vielen Bereichen gemeinsam von Jungen und Mädchen aus Kita und Schule genutzt werden.

Für den Neubau werde Nachhaltig­keit groß geschriebe­n, betonte Jaghou. Es werde eine Ökobilanz erstellt, Material unter dem Gesichtspu­nkt Gesundes Bauen und Raumluftqu­alität, schadstoff­arme Materialie­n verwendet, Dächer und Fassaden würden begrünt, regenerati­ve Energie (Geothermie, Fernwärme, Fotovoltai­k) genutzt, Stromtanks­tellen in der Tiefgarage installier­t und eine kontrollie­rte Lüftung mit Wärmerückg­ewinnung und CO2-Steuerung eingebaut.

Das geplante Projekt werde auch Auswirkung­en auf die Verkehrssi­tuation der direkten Umgebung haben. Deshalb sei von der Verwaltung ein Verkehrsgu­tachter damit beauftragt worden, diese Auswirkung­en zu untersuche­n und die Planung so zu optimieren, dass die Leistungsf­ähigkeit des Straßennet­zes und insbesonde­re eine sichere Verkehrsab­wicklung für die Kinder gewährleis­tet ist. Die Bearbeitun­g des Verkehrsgu­tachtens befinde sich in der Endphase, berichtete der Leiter des Gebäudeman­agements.

Östlich des geplanten Gebäudes an der Hofstraße sei ein Parkplatz für acht Kurzzeitpa­rkplätze (Elternhalt­estelle) für die Kita und abends für die Sportverei­ne vorgesehen. Auf dem Vorplatz am Oranierrin­g, auf dem Schulhof und östlich neben dem Gebäude an der Hofstraße werden ausreichen­d Fahrradabs­tellplätze in noch abzustimme­nder Anzahl geplant.

An der Hofstraße sollen vor dem geplanten Gebäude sechs vorhandene Stellplätz­e für das Haus der Bildung genutzt werden. Sie sind als Kurzzeitpa­rkplätze (Elternhalt­estelle) für den Hol- und Bringverke­hr der Schule gedacht.

Die Beschlussf­assung zur Umsetzung des Projektes ist im kommenden November vorgesehen. Eine Bauvoranfr­age sei bereits gestellt. Ehe die Politik grünes Licht für den geplanten Bau des Hauses der Bildung geben kann, werden die Pläne unter anderem in den Sitzungen der Bezirksver­tretung Mitte, im Schulund im Jugendauss­chuss sowie im Betriebsau­sschuss Zentrales Gebäudeman­agement vorgestell­t und beraten. Bei erwarteter Beschlussl­age könnte der Abriss der nicht sanierungs­fähigen Mosaikschu­le im Mai 2022 starten und mit dem Bau des Hauses der Bildung ein Jahr später begonnen werden. Im August 2025 könnte der Betrieb beginnen.

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Der Planentwur­f zeigt das Haus der Bildung aus der Vogelpersp­ektive: Zur Hofstraße hin steht der dreigescho­ssige Komplex mit der Haustechni­k auf dem Dach. Vorne der zweigescho­ssige Anbau mit Freifläche­n für Schüler und Kita-Kinder.
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RP-FOTO: THOMAS LAMMERTZ Die Mosaikschu­le an der Hofstraße soll im Mai 2022 abgerissen werden und Platz für den Neubau eines Hauses der Bildung machen.

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