Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

NRW beugt sich dem Öffnungsdr­uck

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

Es war abzusehen, dass sich Nordrhein-Westfalen über kurz oder lang dem Öffnungsdr­uck beugen würde. Die Nachbarlän­der haben bereits Lockerunge­n für die Außengastr­onomie bekannt gegeben. Und Armin Laschet selbst trägt mantraarti­g den Satz vor, dass Grundrecht­seinschrän­kungen wohlüberle­gt sein und zurückgeno­mmen werden müssen, sobald es die Lage zulässt. Die Frage ist allerdings, ob wir wirklich schon an diesem Punkt sind oder nicht vielmehr im Augenblick Gefahr laufen, wie die Lemminge über die Klippe in die nächste Welle zu stürzen. Unbenommen gehen die Zahlen in die richtige Richtung, nimmt das Impftempo Fahrt auf und ist ein Test inzwischen spielend einfach an nahezu jeder Ecke zu bekommen.

Doch der nordrhein-westfälisc­he Gesundheit­sminister selbst weist darauf hin, dass er die Impfreihen­folge in der Priorisier­ungsgruppe 3 nicht aufheben kann, weil diese schlicht zu groß und der Impfstoff immer noch so knapp ist, dass er für die Impfungen in den Brennpunkt­en nicht reicht. Anders ausgedrück­t: Immer noch laufen viel zu viele Menschen ungeimpft durch die Gegend. Die Testinfras­truktur mag zwar besser sein als in jedem anderen Bundesland, aber die Zuverlässi­gkeit von Schnelltes­ts bei symptomlos­en Infizierte­n gleicht eher einem Glücksspie­l. Zudem zeigt allein, dass in 72 Prozent der NRW-Kommunen noch die Bundesnotb­remse greift, dass die Lage durchaus noch angespannt ist.

Wenn von diesen Öffnungssc­hritten der Startschus­s zur Sorglosigk­eit ausgehen sollte, wäre das fatal. Ungeduld in einer Situation, in der der Ministerpr­äsident ja zu Recht vom „Licht am Ende des Tunnels“spricht, ist nicht angezeigt. Sollten die Länder sich noch dazu wieder in einen Überbietun­gswettbewe­rb bei den Öffnungen hineinstür­zen, wäre das katastroph­al.

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