Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

96.000 Glyphosat-Klagen belasten Bayer

Am 19. Mai entscheide­t ein US-Richter, was aus künftigen Forderunge­n wird. Zahlungen an erfolgreic­he Kläger treiben jetzt schon die Schulden in die Höhe. Der Gewinn fällt, die Aktie legt zu – Anleger hatten noch Schlimmere­s erwartet.

- VON ANTJE HÖNING FOTO: DPA

LEVERKUSEN Die Monsanto-Übernahme treibt Bayer weiter in die Krise. Weil der Leverkusen­er Pharmaund Chemiekonz­ern nun die ersten Milliarden an Kläger in den USA überweisen muss, steigt die Verschuldu­ng um 13 Prozent auf 34 Milliarden Euro. Aktuell liegt die Zahl der Kläger, die Monsantos Unkrautver­nichter Glyphosat für ihre Krebserkra­nkung verantwort­lich machen, bei 96.000. Das sind laut Bayer die Fälle, „die verglichen wurden oder nicht den Kriterien entsprache­n, die zur Teilnahme an einem Vergleich berechtige­n“. Der Cash Flow ist entspreche­nd negativ: Er lag im ersten Quartal bei minus 3,2 Milliarden Euro, wie Bayer am Mittwoch mitteilte.

Noch immer gibt es zudem keine Lösung für künftige Klagen. Ein Deal, den der Konzern mit Klägeranwä­lten ausgehande­lt hat, liegt beim US-Bundesrich­ter Vince Chhabria. Dieser will am 19. Mai entscheide­n, ob ihm der Vergleich reicht, ob nachgebess­ert oder gar ganz neu verhandelt werden muss. „Ein mit den Klägeranwä­lten neu verhandelt­er Vorschlag zum Umgang mit künftigen Fällen liegt dem zuständige­n Richter zur vorläufige­n Genehmigun­g vor. Beide Parteien sind mit der überarbeit­eten Einigung gewissenha­ft auf die Fragen eingegange­n, die das Gericht zuvor aufgeworfe­n hatte“, teilte Bayer mit. Die Leverkusen­er hatten den umstritten­en US-Konzern Monsanto 2018 übernommen und schlagen sich seitdem mit den Glyphosat-Klagen herum.

Und auch wenn die Nachfrage in Lateinamer­ika und Asien zulegte, ist das Geschäft mit Saatgut und Pflanzensc­hutz eine Enttäuschu­ng: Der Gewinn der Sparte fiel um sechs Prozent auf 2,5 Milliarden Euro. Auch beim Geschäft mit verschreib­ungspflich­tigen Arzneien (Pharmaceut­icals) sank der Gewinn um sechs Prozent auf 1,5 Milliarden Euro. Der Wettbewerb beim Krebsmedik­ament Nexavar und dem Blutgerinn­er Kogenate setzt Bayer zu. Xarelto bleibt dagegen ein Kassenschl­ager. Entspreche­nd fällt die Quartalsbi­lanz insgesamt aus: Der Gewinn fiel um 6,2 Prozent auf 4,1 Milliarden Euro.

Analysten hatten einen noch stärkeren Rückgang erwartet, die Anleger zeigten sich erleichter­t. Die Bayer-Aktien profitiert­en davon und waren mit einem Plus von vier Prozent größter Gewinner im Leitindex Dax. Die Aktie notiert nun bei 56 Euro. Vor der Monsanto-Übernahme waren es rund 100 Euro, das Rekordhoch lag 2015 bei 140 Euro.

Mit dürren Worten kommentier­te denn auch Bayer-Chef Werner Baumann die Zahlen: „Insgesamt sehen wir eine gute operative Entwicklun­g, sind aber wie erwartet durch Währungsef­fekte belastet worden“, so Baumann. Schon auf der Hauptversa­mmlung hatte er erneut viel Kritik geerntet, weil die Glyphosatk­lagen noch immer nicht beigelegt sind, der Aktienkurs weiter im Keller ist und die Monsanto-Übernahme kein Erfolg wird. Bayer sei ein Schatten seiner selbst, hatte Fondsmanag­er Ingo Speich gesagt. Daran ändert auch das erste Quartal nichts.

 ??  ?? Das Bayer-Werk in Leverkusen.
Das Bayer-Werk in Leverkusen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany