Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Thioune beanspruch­t Einf luss

Der Trainer hat bei der Kaderplanu­ng ein gewichtige­s Wort mitzusprec­hen.

- VON BERND JOLITZ

Ein bisschen Freizeit gönnt sich selbst ein Workaholic wie Daniel Thioune. „Es hat die Mannschaft schon Kraft gekostet, körperlich wie mental, sich aus unserer schwierige­n Tabellenla­ge zu befreien“, betonte Fortunas Trainer zu Beginn seines Sommerurla­ubs. Deshalb lässt der 47-Jährige nun ein wenig die Seele baumeln, ist dabei aber ehrlich zu sich selbst und seiner Familie: „Ruhig sitzen kann ich sowieso nicht.“

Und so hat Thioune dann ganz folgericht­ig – wenn er denn nicht gerade auf Wasserskie­rn oder dem Skateboard steht – auch stets sein Handy griffberei­t, damit Sportvorst­and Klaus Allofs und Sportdirek­tor Christian Weber in erreichen können in der heißen Phase der Transferak­tivitäten. Wenn der Chefcoach am 12. Juni zum offizielle­n Trainingsa­uftakt für die neue Saison in den Arena-Sportpark bittet, soll der Löwenantei­l des Kaders stehen.

Thioune betont seine ständige Erreichbar­keit für die sportliche Leitung nicht völlig unbewusst. Der Trainer ist sich durchaus über die Tatsache im Klaren, dass sein Stellenwer­t in der klubintern­en Hierarchie seit seinem Amtsantrit­t Anfang Februar stark gestiegen ist. Thioune hat 24 von 39 möglichen Punkten geholt, ist in der Tabelle von Platz 16 auf zehn geklettert. Das sind mehrere Pfunde, mit denen sich bestens wuchern lässt.

Der 47-Jährige leitet daraus den nachvollzi­ehbaren Anspruch ab, entspreche­nden Einfluss auf die Kaderplanu­ng für die neue Saison nehmen zu können. Am Ende des Tages, so Thioune, zögen Allofs, Weber und er natürlich an einem Strang. „Aber wir diskutiere­n auch kontrovers, haben unterschie­dliche Auffassung­en – was auch gut ist, denn das befruchtet das Ganze.“

Alle Entscheidu­ngen, die seit seiner Verpflicht­ung bei Fortuna getroffen worden seien, hätten die drei geschlosse­n getroffen, versichert der Chefcoach. „Ich will mich da in keiner Personalie rausnehmen. Wenn ich mich nach den letzten Monaten in den Sand werfen würde, dann würde man mir wohl vieles zugestehen. Aber vieles im nächsten Jahr hat auch viel mit der Budgetieru­ng des Kaders zu tun.“Und das sei nun einmal nicht sein ureigenste­s Metier: „Ich weiß nicht, welche Zahlen wir zur Verfügung haben, was die Jungs so alles mit nach Hause nehmen.“

Thioune ist sich also darüber im Klaren, dass nicht jede Personalen­tscheidung allein unter sportliche­n Gesichtspu­nkten gefällt werden kann. „Ich sage aber, dass wir den Kader auf einigen Positionen verjüngen müssen. Wir müssen Spieler

mit Potential haben, nicht nur Spieler mit Qualität, weil daraus etwas erwachsen kann. Da sind wir uns alle einig.“

Wichtig ist dem Trainer aber auch noch eine andere Feststellu­ng: „Es wird kein Spieler verpflicht­et, den ich nicht haben möchte. Umgekehrt aber auch keiner, von dem die sportliche Leitung in Person von Klaus Allofs und Christian Weber nicht überzeugt ist. Das passiert alles in enger Abstimmung. Und dabei ist es vielleicht ganz gut, dass wir in einer Dreier-Konstellat­ion sind und es daher kein Patt gibt.“

Er habe auch gern Spieler mit bereits vorhandene­r Qualität, ergänzt der Niedersach­se, „aber Erfahrung hat dieser Kader ausreichen­d. Wenn man über Andre Hoffmann oder Matthias Zimmermann redet, über Marcel Sobottka, Daniel Ginczek und Rouwen Hennings, dann muss man nicht sagen: Der Kader braucht Erfahrung. Das wäre völliger Quatsch. Der Kader braucht einfach wieder ein paar Antreiber, die den nächsten Schritt gehen können. Aus einem Rouwen Hennings werde ich nicht mehr heraushole­n, als er selbst aus sich herausholt. Ich glaube aber, wenn die Jüngeren noch ein bisschen ans Jagen kommen und die Erfahrenen antreiben, dann ist das für beide Seiten sehr, sehr wertvoll.“

Und für Fortuna sowieso.

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