Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Der Rhein wird zur Hochwasser-Attraktion

Zum Höhepunkt des aktuellen Hochwasser­s stieg der Rhein am Samstag bis knapp unter die Acht-Meter-Marke.

- VON MAXIMILIAN NOWROTH

Ein Spaziergan­g am Düsseldorf­er Rheinufer von der Altstadt zum Landtag? Das verhindert­e Deutschlan­ds längster Fluss am Samstag höchstpers­önlich an einer Stelle. Mit einem Pegelstand von 7,80 Metern war der Rhein am Dreikönigs­tag auf den höchsten Stand dieses Winters gestiegen. Bei dieser Marke bleibt der Bereich an den Kasematten nahe der Rheintrepp­e zwar gerade noch trocken. Aber das Ufer an der Wiese unterhalb der Kniebrücke wurde überschwem­mt und damit zu einer „Hochwasser-Attraktion“.

Anja aus Himmelgeis­t hatte sich mit ihren Söhnen Constantin (12) und Tristan (10) extra wasserfest­e Schuhe angezogen, um sich den Rhein im Stadtzentr­um aus der Nähe anzuschaue­n. „Auf den ersten Blick finde ich das toll“, sagte Tristan. „Aber bei genauerem Hinsehen

mache ich mir auch Sorgen um Menschen, die hier direkt am Wasser wohnen und arbeiten.“

Frank Engel, Betreiber der Gastronomi­e in den Kasematten, hat sich in den vergangene­n Tagen auf das Rhein-Hochwasser vorbereite­t. „Wir haben vieles weggeräumt und Lagerbestä­nde auf das Tagesgesch­äft reduziert, damit wir rechtzeiti­g reagieren können“, sagte Engel. Der aktuelle Pegelstand werde aber weder die Außenterra­ssen noch die Räumlichke­iten treffen. „Unter Berücksich­tigung der Prognosen ist abzuleiten, dass wir verschont bleiben.“

Viele Spaziergän­ger machten Fotos, um das Hochwasser (und sich selbst direkt davor) festzuhalt­en. Henry und Altina aus Holland zeigten sich besonders beeindruck­t von der Strömung des Flusses: „Ist der Rhein immer so schnell wie heute? Das ist schon ziemlich beunruhige­nd!“Bei den Schiffs-Anlegestel­len

nahe der Rheintrepp­e klang der Strom wie ein reißender Fluss und rauschte nur knapp unterhalb der Promenade vorbei.

An den überschwem­mten Stellen an der Apollowies­e schlug der Rhein kleine Wellen wie auf einem See. Treibholz wurde angeschwem­mt, dessen Zersetzung Schaum zurückließ. „Zum Glück liegt hier kaum

Müll herum“, sagte die Oberkassel­erin Anne. Sie ging mit ihrer Hundedame Joy an den Rheinwiese­n spazieren. „Sie ist Irish Setter und geht daher gerne ins Wasser, auch um die Gänse zu erschrecke­n“, sagte die gebürtige Norwegerin.

Auf der Oberkassel­er Rheinseite nutzten viele Kanadagäns­e, ein paar Möwen und wenige Reiher die Gelegenhei­t,

auf den überschwem­mten Wiesen nach Nahrung zu suchen. Im Wasser spiegelte sich der Lichtschei­n des Riesenrads von der gegenüberl­iegenden Rheinseite. Das Heerdter Ehepaar Gertrud und Rolf machte mit dem Smartphone ein paar „Selfies“vor der Szenerie. „Das ist schon beeindruck­end“, sagte Gertrud. „Aber wir sind auch froh, dass das Wasser bald wieder zurückgeht.“

Eine der bekanntest­en Vorhersage-Plattforme­n ist der Elektronis­che Wasserstra­ßen-Informatio­nsservice, kurz Elwis. Auf der Internetse­ite elwis.de lag der offizielle Pegelstand des Rheins am Samstag um 13 Uhr bei 783 Zentimeter­n – und damit um mehr als zwei Meter höher als noch an Neujahr. Schon am Sonntagmit­tag fiel der Pegel aber wieder auf unter 750 Zentimeter, schon in der Nacht zu Montag sollten es weniger als 700 sein. Weitere Tendenz: fallend.

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die der Strom am Wochenende
führte.
FOTO: ANNE ORTHEN Auch viele Kinder waren an der Rheinuferp­romenade fasziniert von den Wassermass­en, die der Strom am Wochenende führte.

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