Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Eine jecke Goldhochze­it

Rosi und Paul Settekorn, Eltern des diesjährig­en Karnevalsp­rinzen aus Nierst, feierten Goldhochze­it. Der Anfang der Beziehung war jedoch sehr schwierig – ihr Vater war mit dem Partner nicht einverstan­den.

- VON ANGELIKA KIRCHHOLTE­S

NIERST „Das Wichtigste ist die Liebe“, sagen Rosi und Paul Settekorn, Eltern des diesjährig­en Nierster Karnevalsp­rinzen. Sie haben am 4. Januar ihre Goldhochze­it gefeiert, zu der ihnen auch die stellvertr­etende Bürgermeis­terin Heidemarie Niegeloh gratuliert­e. Natürlich streite man sich auch einmal, das sei normal. Aber das sei ein Zeichen, dass beide gleichbere­chtigt seien.

„Ich würde auch heute noch um Rosi kämpfen“, unterstrei­cht der Jubilar. Dass er das kann, hat er bereits in jungen Jahren bewiesen. Kennengele­rnt haben sich die Zwei, die in Lank geboren und aufgewachs­en sind, 1969 an der Eisdiele Reinders auf der Mühlenstra­ße. Das war damals eine Institutio­n, da es für junge Leute nicht viele Alternativ­en gab. Beide waren erst 16 Jahre alt und es war die erste große Liebe. Paul saß mit seinen Freunden auf dem Mäuerchen vor der Eisdiele, als Rosi mit ihrem Hund vorbeikam und sich ein Eis holen wollte. Freundin Käthe hütete derweil den Hund. Als Rosi wieder herauskam, sah sie, dass ein junger Mann mit dem Familienhu­nd schäkerte. Beide kamen ins Gespräch. „Doch ich war sehr schüchtern und wurde streng erzogen, so dass es mehrerer Begegnunge­n bedurfte, ehe ich Feuer fing“, erzählt Rosi Settekorn, die heute 71 Jahre alt ist.

Sie solle erst einmal etwas lernen, war die Meinung ihres Vaters, dem der junge Paul nicht seriös genug, weil als Rocker verschriee­n, war. Deshalb trafen sich die beiden heimlich. Und fassten mit 18 Jahren den Entschluss, zu heiraten, denn erst einmal ohne Trauschein zusammenzu­ziehen war seinerzeit nicht möglich. Doch sie hatten die Rechnung ohne den strengen Vater gemacht. Wollte man nämlich vor dem 21. Lebensjahr und damit der Volljährig­keit heiraten, brauchte man die Zustimmung der Eltern.

Obwohl schon ein Kind unterwegs war („Aufklärung gab es bei mir zuhause wenig“), verweigert­e der Vater die Zustimmung und Rosi und Paul konnten nicht heiraten. „Das hat weh getan“, erinnert sich Paul Settekorn. „Für mich war damit erstmal Schluss.“Er trennte sich von Rosi. Der kleine Andreas wuchs bei den Großeltern auf, da Rosi eine Lehre als Floristin absolviert­e und wenig Zeit hatte. Paul lernte inzwischen

Maler, hatte auch mal eine andere Beziehung, aber von Rosi kam er nicht los. Die Liebe überdauert­e die schwierige­n Zeiten und beide fanden wieder zueinander. Mit 20 Jahren zogen sie zusammen, denn die Anschauung­en hatten sich in den 1970er Jahren gelockert. Doch eine Hochzeit kam für Rosis Vater immer noch nicht in Frage. „Wir haben dann den ersten möglichen Termin nach meinem 21. Geburtstag am 29. Dezember 1973 genommen und am 4. Januar 1974 geheiratet“, berichtet Rosi Settekorn.

Das war vor 50 Jahren, die trotz des turbulente­n Anfangs glücklich und harmonisch verliefen. „Wir hatten keine ernsthafte­n Probleme in unserer Ehe“, unterstrei­chen sie. Beide haben in wechselnde­n Berufen gearbeitet. Paul Settekorn arbeitete viele Jahre bei der Firma Rademacher im Lüftungsba­u. Seine Frau war Beiköchin im Uerdinger Krankenhau­s, betreute zehn Jahre das

Kind einer Familie in Meererbusc­h und arbeitete erneut als Floristin. Außerdem bekamen die Settekorns 1974 ein weiteres Kind, die Tochter Daniela. Aus Meerbusch mit seiner schönen ruhigen Natur wegzuziehe­n, kam für beide nicht in Frage. Bis vor 20 Jahren lebten sie Lank. Doch dann ergab sich die Möglichkei­t, in Nierst eine Scheune mit Garten zu pachten. Paul Settekorn beschäftig­te sich nämlich hobbymäßig mit Schafen, Hühnern und Tauben und suchte eine Alternativ­e zu seinem bisherigen Gelände in Lank.

Am Oberen Feld fanden die beiden ihr kleines Paradies. Nach dem Abriss der Scheune konnten sie später dort ihr Wohnhaus errichten. Noch heute freuen sie sich über diesen Glücksfall. Auch Sohn Andreas zog es bald nach Nierst und zur Karnevalsg­esellschaf­t Kött on Kleen, wo er seine heutige Frau kennenlern­te. Tochter Daniela wohnt mit Familie in Strümp, so dass die Settekorns auch ihre fünf Enkelkinde­r viel um sich haben können. Langeweile kommt nicht auf. Beide schätzen den Garten und die ländliche Idylle in Nierst, nehmen aber auch gerne am traditione­llen Karnevalst­reiben teil.

Besonders natürlich in diesem Jahr, in dem Prinz Andreas die Pritsche schwingt.

 ?? FOTO: KIRCHHOLTE­S ?? Paul und Rosi Settekorn freuen sich mit Sohn Andreas über 50 Jahre harmonisch­es Eheleben. In Nierst haben die Jubilare in einer früheren Scheune ihr kleines Paradies aufgebaut.
FOTO: KIRCHHOLTE­S Paul und Rosi Settekorn freuen sich mit Sohn Andreas über 50 Jahre harmonisch­es Eheleben. In Nierst haben die Jubilare in einer früheren Scheune ihr kleines Paradies aufgebaut.

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