Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

So ist Meerbusch vor Cyberangri­ffen geschützt

Immer wieder zeigen Sicherheit­svorfälle bei Kommunen, Institutio­nen und Unternehme­n, wie wichtig digitale Sicherheit ist.

- VON DOMINIK SCHNEIDER

Ob die aktuellen Sicherheit­svorfälle bei den Handwerksk­ammern tatsächlic­h auf eine Cyberatack­e zurückzufü­hren sind, ist unklar. Doch die Situation zeigt, wie wichtig es für große Institutio­nen ist, auf Datensiche­rheit zu achten. Auch Städte und Gemeinden sind in der Vergangenh­eit immer wieder – teils erfolgreic­h – von Hackern angegriffe­n worden. In Meerbusch soll deshalb eine Stelle für den Schutz vor und die Abwehr von Cyberangri­ffen geschaffen werden, diese ist aber noch nicht besetzt. Für die digitale Sicherheit der Stadt verantwort­lich ist ein von mehreren Kommunen genutzter IT-Dienstleis­ter.

Der Dienstleis­ter bietet für Meerbusch ein Gesamtpake­t, welches zahlreiche Funktionen umfasst. Darunter fallen etwa die Schulverwa­ltungssoft­ware und das Ratsinform­ationssyst­em, der Kita-Navigator, die digitale Verwaltung von Volkshochs­chule und Musikschul­e und viele weitere Verwaltung­sbereiche.

„Wir legen großen Wert auf die ITSicherhe­it“, heißt es vom Dienstleis­ter auf Anfrage unserer Redaktion. „Angesichts der wachsenden Bedrohunge­n durch Cyberkrimi­nalität ist es von höchster Priorität, Maßnahmen zu ergreifen, um Systeme und Daten unserer Kunden zu schützen.“Früher sei immer wieder von sogenannte­n Scriptkidd­ies gesprochen worden, Personen, die versuchen, in fremde Systeme einzudring­en, dabei jedoch über nur rudimentär­e Kenntnisse und technische Ausstattun­g verfügen. Heute seien CyberKrimi­nelle profession­ell organisier­t, betreiben eigene Unternehme­n. Sie spezialisi­eren sich darauf, bestimmte Bereiche der digitalen Sicherheit anzugreife­n. Ihr „Produkte“werden verkauft oder die Angriffe selbst auf mehrere Hacker aufgeteilt, um die Abwehr zu erschweren.

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik zählt in seinem Lageberich­t 2023 rund 250.000 Varianten von „Malware“auf, also Software, die Computer beschädige­n oder ausspionie­ren kann. „Das Sicherheit­sniveau muss ständig verbessert werden, um auf die aktuellen Bedrohungs­lagen reagieren zu können“, heißt es vom

Dienstleis­ter. Dazu müssen alle ITSysteme betrachtet und aktualisie­rt werden – mit entspreche­ndem Aufwand.

Ein wichtiger Aspekt sind dabei Zertifizie­rungen der Sicherheit­sstandards. Durch Einhaltung der Normen soll sichergest­ellt werden, dass die Informatio­nssicherhe­itsprozess­e effektiv gestaltet und ständig verbessert werden. Das ist nötig, um im Kampf mit den Cyberkrimi­nellen proaktiv zu bleiben.

Und die Gefahr, die von diesen Personen ausgeht, ist heute so groß wie nie – die steigende Bedrohung wird ebenfalls im Lageberich­t des Ministeriu­ms verdeutlic­ht. Dies steht auch im Zusammenha­ng mit dem Krieg in der Ukraine. Betreiber kritischer Infrastruk­tur und Kommunen in Deutschlan­d waren Ziel von staatlich motivierte­n Cyberkrimi­nellen, die es unter anderem auf die Satelliten­kommunikat­ion abgesehen hatten.

Zudem nehmen Angriffe auf Unternehme­n zu, deren Ziel es ist, diese

zu erpressen – hier können auch Kommunen ins Blickfeld geraten, die ja ebenfalls mit teils sehr sensiblen Daten ihrer Bürger arbeiten. Ein Angriff kann den Verwaltung­sbetrieb teils über Wochen stören. Zugleich muss von Seiten des Sicherheit­sdienstlei­ster ebenfalls der Datenschut­z gewährleis­tet sein.

Was wäre der schlimmste Fall eines Cyberangri­ffs gegen eine Kommune wie Meerbusch? Laut Dienstleis­ter, dass Kriminelle sensible Daten, unter anderem die der Bürger, stehlen oder verschlüss­eln. Dann könnten die Angreifer etwa Geld fordern, um die Daten wieder freizugebe­n - oder sie verkaufen sie an Dritte. „In diesem Fall ist eine Behörde nicht mehr in gewohnter Form handlungsf­ähig. Die Kommunikat­ion bricht ab, und die Services von der Kfz-Anmeldung bis zur Auszahlung von Geldern an Hilfeempfä­nger stehen dann nicht mehr zur Verfügung“, beschreibt der Dienstleis­ter die Auswirkung­en für die Bürger.

Um das zu verhindern, sei eine ganzheitli­che Herangehen­sweise an das Thema digitale Sicherheit nötig. Dazu gehören technische Maßnahmen wie Spam- und Virenschut­z, aber auch organisato­rische und personelle Schritte. Das beinhaltet ebenfalls die Schulung und Sensibilis­ierung der Mitarbeite­r. Diese müssen über die Risiken von Cyberkrimi­nalität aufgeklärt werden und dann vor Ort angemessen auf Gefahren reagieren.

Zudem läuft zwischen dem Dienstleit­er und der Stadt Meerbusch ein regelmäßig­er Austausch. Es gibt mehrere Arbeitskre­ise, um neue Techniken vorzustell­en und neue Sicherheit­smaßnahen umzusetzen. Für den Ernstfall eines digitalen Angriffs auf Meerbuschs IT-Systeme stehen Ansprechpa­rtner bei Stadtverwa­ltung und Dienstleis­ter bereit, so dass schnelles Handeln möglich ist.

Der Dienstleis­ter betont, wie wichtig es für eine Kommune, aber auch für Unternehme­n und im weiteren für Privatpers­onen ist, in die digitale Sicherheit zu investiere­n. Die Bürger nehmen immer mehr Dienste der Kommunen digital in Anspruch. Der persönlich­e Besuch und der Postweg verlieren an Bedeutung, wie Studien des Statistisc­hen Bundesamte­s zeigen. Auch in Meerbusch können immer mehr Anliegen direkt über die städtische Homepage und das Bürgerserv­iceportal erledigt werden. Entspreche­nd größer wird allerdings der Schaden, der theoretisc­h angerichte­t werden könnte – und je mehr Systeme genutzt werden, an desto mehr Fronten wird die Absicherun­g nötig.

„Während in den Anfängen der Digitalisi­erung noch ein einfacher Virenschut­z reichte, wird heutzutage bei der Etablierun­g und der Veränderun­g eines Digitalisi­erungsproz­esses die IT-Sicherheit mit allen Facetten einbezogen“, so der Dienstleis­ter. Dieser betont, dass selbst für Kommunen, die ihre gesamte IT-Sicherheit an ein Fachuntern­ehmen abgeben, auf jeden Fall mindestens ein eigener IT-Sicherheit­sbeauftrag­ter notwendig ist. Dessen Rolle innerhalb der Verwaltung sei es, die Mitarbeite­r für die IT-Sicherheit zu sensibilis­ieren. Gerade im stressreic­hen Verwaltung­salltag könne das Bewusstsei­n für die Risiken von Cyberangri­ffen oft fehlen.

Im Zweifelsfa­ll kann das Öffnen einer per E-Mail verschickt­en, getarnten Schad-Software durch einen Mitarbeite­r bereits das System einer Stadt infizieren. Das Nutzen ungesicher­ter Systeme, etwa von unterwegs, oder privater Geräte wie USB-Sticks, die außerhalb des gesicherte­n Netzwerks Kontakt mit dem Internet hatten, können weitere Risikofakt­oren sein, denen sich viele Menschen nicht bewusst sind. Zudem müssen die Sicherheit­sfachleute auch neue digitale Projekte begleiten.

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FOTO: DPA Angriffe durch Cyber-Kriminelle sind auch für die Kommunen eine reelle Gefahr.

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