Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

DLRG warnt vor Einbruchge­fahr ins Eis

Temperatur­en unter der Null-Grad-Marke lassen im Rhein-Kreis erste Flüsse und Seen gefrieren. An Schlittsch­uhfahren in der Natur ist laut DLRG trotzdem nicht zu denken. Warum sie grundsätzl­ich davon abrät, Eisflächen zu betreten.

- VON JULIA STRATMANN

Frostige Temperatur­en herrschen aktuell im Rhein-Kreis Neuss, Tiefsttemp­eraturen von bis zu minus acht Grad sind für den Donnerstag angekündig­t. Auf den Gewässern haben sich bereits erste Eisschicht­en gebildet – was den ein oder anderen in Versuchung bringt, die gefrorene Wasserfläc­he zu testen. Genau davor warnt die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellscha­ft (DLRG) jedoch. „Das Eis ist noch viel zu dünn, um einen Menschen tragen zu können“, sagt Lutz Seebert, Vorsitzend­er der DLRG-Ortsgruppe Neuss. Erst bei einer Eisdecke von rund zehn bis 15 Zentimeter­n sei das Eis stabil genug, um es gefahrlos betreten zu können. Damit diese Dicke erreicht wird, müssen die Temperatur­en laut Seebert aber mindestens eine Woche lang weiter unter null Grad liegen. Doch selbst dann rät der Vorsitzend­e davon ab, Eisflächen von natürliche­n Gewässern zu betreten.

„Je nach Unterboden und Strömung kann das Eis an manchen Stellen mal dicker und an anderen wieder dünner sein“, berichtet Seebert. Das heißt: Nur weil die Eisdecke am Ufer dick genug erscheint, muss das nicht automatisc­h für die gesamte Wasserfläc­he gelten. Und wie dick die Eisschicht ist, lässt sich mit bloßem Auge nicht erkennen. Deshalb sollten auch vermeintli­ch kleine Wasseransa­mmlungen, die nach dem Hochwasser zurückgebl­ieben sind, den Experten der DLRG zufolge gemieden werden – insbesonde­re wenn sich schon andere Menschen auf dem Eis befinden. Mit jeder Person

auf der Fläche steige die Einbruchsg­efahr, so Seebert.

Wenn es doch dazu kommt, dass jemand auf dem Eis in eine Notlage gerät oder sogar durch die Eisdecke bricht, ist schnelles Handeln gefordert. Sinkt die Körpertemp­eratur nämlich unter 30 Grad, kann es zur Bewusstlos­igkeit kommen. Wie schnell das geschieht, hängt laut Seebert sowohl von der Außen- und Wassertemp­eratur als auch von der Kondition und Verfassung der eingebroch­enen

Person ab. Dennoch gilt: Wer einen solchen Unfall beobachtet, sollte sofort die Notrufnumm­er 112 wählen – auf keinen Fall sollte man selbst die Eisfläche betreten. Befindet sich die Einbruchss­telle in Ufernähe, rät der DRLG-Vorsitzend­e in Neuss dazu, einen langen Ast zur Hilfe zu nehmen, nach dem die verunglück­te Person greifen kann.

Wer sich im Wasser befindet, sollte sich möglichst breitmache­n und die Arme ausstrecke­n. „Man sollte unbedingt

versuchen, mit dem Oberkörper über Wasser zu bleiben, denn wenn man einmal abgetriebe­n wird, ist es zu spät“, sagt Seebert. Er rät auch davon ab, sich selbst zum Ufer zu kämpfen. Es gelinge in den seltensten Fällen, sich allein aus dem Eis zu retten. Stattdesse­n gilt: Ruhe bewahren. „Wer sich viel bewegt, kühlt schneller aus“, so der Experte. Wer also im tieferen Gewässer einbricht, sollte vermeiden, zu viel zu strampeln.

„Doch eine Eisrettung ist selbst für die DLRG eine komplizier­te Sicherheit­sfrage“, betont Seeberg. Ausgerüste­t mit einem sogenannte­n Trockenanz­ug, der die Helfer auch beim Einbruch in das Eis trocken hält, und einem speziellen Schlitten oder einem Schlauchbo­ot, mithilfe dessen das Gewicht gleichmäßi­g verteilt werden soll, rücken die Eisretter der DLRG an. Trotz aller Vorkehrung­en müssten sie dennoch jederzeit damit rechnen, ins Eis einzubrech­en.

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ARCHIVBILD: -NAU Ein Schild macht auf die Gefahr aufmerksam, die beim Betreten der Eisfläche besteht.
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ARCHIVBILD: DRK NEUSS Wie die DLRG probt auch die DRK-Wasserwach­t Neuss den Ernstfall. Sie hatten 2021 eine Eisrettung­sübung auf dem Jröne Meerke durchgefüh­rt.

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