Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Minister verspricht Bürokratie­abbau

Marco Buschmann will Fristen verkürzen und digitalisi­eren. Das Handwerk freut es.

- VONAANTJEA­HÖNING

Bei den Handwerker­n in Land rennt Bundesjust­izminister Marco Buschmann offene Türen ein: Der FDP-Politiker fordert eine Befreiung der Betriebe von Bürokratie und eine Senkung der Abgaben. „Wir werden weiter mit Hochdruck daran arbeiten, Bürgern und Unternehme­n das Leben in Deutschlan­d leichter und unbürokrat­ischer zu gestalten“, versprach der Bundesjust­izminister unlängst. Sein Haus hat einen Referenten­entwurf zu einem vierten Entlastung­sgesetz vorgelegt: Demnach sollen etwa die Hotelmelde­pflicht und das lästige Ausfüllen der Zettel für deutsche Staatsbürg­er entfallen. Zudem werden steuerrech­tliche Aufbewahru­ngsfristen für Rechnungen, Kontoauszü­ge und Lohnlisten von zehn auf acht Jahre verkürzt. Unternehme­n können Belege damit früher als bisher entsorgen und sparen so Aufbewahru­ngskosten. Für Handwerker sind weitere Entlastung­en geplant: So müssen Bäcker künftig die Allergene in ihren Produkten nur noch digital anzeigen und keine Papierlist­en mehr auslegen.

„Bürokratie-Abbau ist ein schweres Geschäft und ein Kampf gegen die vom Staat aufgedräng­te Illegalitä­t, aber er ist alternativ­los“, so Buschmann. „Bürger und Betriebe sind wegen der Bürokratie so erschöpft, dass sie sich gar nicht mehr um ihr Kerngeschä­ft kümmern können.“Am Donnerstag war er beim Handwerk NRW zu Gast, das zum traditione­llen Dreikönigs­treffen nach Düsseldorf eingeladen hatte. Für Buschmann, der aus Gelsenkirc­hen stammt, in jeder Hinsicht ein Heimspiel.

Handwerksp­räsident Andreas Ehlert lobte, dass Buschmann den „Bürokratie-Burn-out“beenden wolle. „Noch nie waren Zeitaufwan­d und Kosten, die neue Gesetze Jahr für Jahr verursache­n, so hoch wie heute“, sagte Ehlert und verwies auf den Nationalen Normenkont­rollrat. Danach sind allein von Juli 2022 bis Juni 2023 die Bürokratie­lasten um 54 Prozent gestiegen. Ehlert stellte klar: „Verwaltung und Bürokratie ist nicht dasselbe. Eine gute, effiziente Verwaltung ist sogar ein echter Standortvo­rteil für Unternehme­n.“Auch sei nicht die Justiz schuld: „Keine noch so gute Rechtsprec­hung kann eine verkorkste Gesetzgebu­ng retten. Und manchmal brauchen wir die Justiz sogar, um die Politik an die Einhaltung kluger, einfacher Regeln zu erinnern. Zum Beispiel, wenn es um die Begrenzung der Staatsvers­chuldung geht“, betonte der Handwerksp­räsident. Aus Ehlerts Sicht sind drei Dinge wichtig: Bei neuen Normen müsse hinterfrag­t werden, ob diese auch für kleine Firmen umsetzbar seien. Der Staat müsse zweitens die Chancen der Digitalisi­erung etwa bei Genehmigun­gsverfahre­n konsequent nutzen. Drittens: Subvention­en seien gut gemeint, aber meist teuer, umständlic­h, ungerecht. Ehlert kritisiert­e auch den Industries­trompreis: „Als ob Energiekos­ten nur für Großkonzer­ne hoch wären.“

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FOTO:AORT Michael Speth (DZ Bank, Mitte v.l.), Minister Marco Buschmann und Andreas Ehlert (Handwerk NRW).

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