Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Macherin in Kunst und Literatur
Der vierte Lyrik-Band von Marlies Blauth steht vor dem Erscheinen. Die Künstlerin und Autorin engagiert sich kulturell und sozial. Bereits in jungen Jahren hat sie ihre Begeisterung für das geschriebene Wort gefunden.
Der auf sie angewandte Begriff „Macherin“überrascht Marlies Blauth. Aber nach einer kurzen Aufzählung aller Projekte, an denen sie als Bildende Künstlerin und Autorin beteiligt ist, scheint ihr die Bezeichnung nicht mehr so abwegig. Trotzdem betont sie: „In alles, was ich tue, fließt etwas Künstlerisches mit ein. Ganz außerhalb von Kunst und Literatur bin ich nicht aktiv.“Allerdings könnte ihre „mittelmäßig ausgeprägte Sammelleidenschaft“bei der Suche nach Wildkräutern für ausgefallene Gerichte etwas aus dem Rahmen fallen: „Dabei kommt mein Biologie-Studium zur Geltung.“
Marlies Blauth, 1957 in Dortmund geboren, hat außerdem Kunsterziehung und Kommunikationsdesign an der Universität Wuppertal studiert. Seit 30 Jahren lebt sie mit ihrer Familie in Osterath. Die vier Kinder wurden zwischen 1994 und 2002 geboren. Viele Aktivitäten liefen während der Zeit des Aufwachsens weiter: „Es gibt Dinge, die vom eigenen Standort aus zu regeln sind.“Zum Beispiel das Apsis-Projekt. Vor 20 Jahren als „Kunst in der Apsis“ins Leben gerufen, hat es bisher mehr als 120 Ausstellungen gegeben. „Der Start hat sich zu diesem Zeitpunkt durch die Umgestaltung der Kirche ergeben. Es stellte sich die Frage, was kommt an die Apsis-Wand?“, erklärt Marlies Blauth. Die Lösung brachten wechselnde Ausstellungen, Arbeiten von Künstlerinnen und Künstlern, die sie bis heute auswählt: „So sieht der Kirchenraum immer anders aus.“
Die Evangelische Kirchengemeinde Osterath bildet die Basis für einige Aktionen. Manchmal spielt dabei auch der Weltladen eine Rolle. Er wird an dem Verkaufserlös der Kunstkarten von Marlies Blauth beteiligt. Das gilt hin und wieder ebenfalls für Meerbusch hilft!: „Es ist mir wichtig, soziale Projekte an
meinem Wohnort zu unterstützen.“
Der Ursprung für die Zusammenarbeit mit der Kirche ist in ihrer Jugendzeit in Dortmund zu suchen: „Ich war als Jugendliche sehr kirchen-skeptisch, hatte aber
das große Glück, in eine ökumenische Jugendgruppe eingeladen zu werden, die eine andere Seite zeigte. Sie war grundlegend kulturell unterwegs, beinhaltete Themen zwischen Theologie, Party und Podiumsdiskussion.“
Die Leute in der Jugendgruppe waren engagiert, hatten hohe Bildungsansprüche und wurden auch von kirchenfernen Jugendlichen wahrgenommen: „Diese Erfahrung prägt mich vermutlich bis heute. So bin ich beispielsweise in der neuen Reihe ‚Freitags-Horizonte‘ der Gemeinde aktiver, als ich es eigentlich sein wollte. Ich denke, dass dabei die Erfahrungen, die ich vor 50 Jahren in Dortmund gemacht habe, eine Rolle spielen. Die Zeit dort in der Jugendgruppe war richtig gut, ich habe viel gelernt.“
Dass nicht nur in Osterath sprichwörtlich „die Kirche im Dorf“steht, schätzt sie sehr. Den Kontakt ist über den Kirchenchor entstanden. „Allerdings spielen sich meine künstlerischen Aktivitäten meist außerhalb Meerbuschs ab“, erklärt Marlies Blauth, Mitglied bei GEDOK, einer Künstlerinnen-Vereinigung mit Netzwerk. Kunst zu machen, ist ihr ganz wichtig: „Ich möchte im besten Sinne neugierig bleiben, vieles ausprobieren, Ideen nachgehen und einfach dranbleiben.“Sie probiert immer wieder neue Techniken aus, arbeitet einige Jahre an einer Serie, erstellt beispielsweise KohlenstaubArbeiten
und überlegt dann, wie es weitergeht.
Kunst gehört seit dem 14. Lebensjahr zu ihrem Leben. Sie wollte schon damals entsprechenden Unterricht. Da es aber keine Kunstschulen gab, besuchte sie in Dortmund die Fachhochschule für Design: „Dort habe ich gelernt, was es für Materialien gibt und vieles mehr.“Zudem hat sie über einen Zeitraum von 21 Jahren an der Universität Wuppertal Lehramtsstudenten in Druckgrafik unterrichtet – die Technik von Holz- und Linolschnitt, experimenteller Zeichnung und Radierung vermittelt. Noch heute steckt Marlies Blauth voller Energie. 2016 hatte sie die Idee, in der Evangelischen Kirche Osterath eine Schreibwerkstatt anzubieten. Dort trifft sie sich monatlich mit fünf Gleichgesinnten. Dazu passt, dass ein großer Anteil ihrer Tätigkeit das Erstellen lyrischer Werke betrifft. Das vierte Buch steht unmittelbar vor dem Erscheinen.
Ihr erster Gedichtband mit dem Titel „…zarte takte tröpfelt die Zeit“ist nach Meinung von Marlies Blauth mit einer Verspätung von fünfzig Jahren erschienen. Sie erzählt lachend: „Schon als Achtjährige arbeitete ich längst an meinem ersten Buch. Gedichte kannte ich zwar noch keine, höchstens ein paar Reime, die mich nicht wirklich interessierten, dafür sammelte ich Wörter, Bezeichnungen, Namen.“Das erste Buchprojekt, in dem es um das Spiel mit Worten und Farben ging, kam in den Müll.
Aber sie begann Gedichte zu lieben, bekam 2006 eine Einladung, einen Textbeitrag für eine Veröffentlichung zu schreiben. Nach langem Zögern steuerte sie Verse bei: „Seitdem schreibe ich Gedichte. Manchmal täglich eins, manchmal eins monatlich.“Ähnlich ist es mit allen Aktivitäten. Sie haben einen festen Platz im Leben von Marlies Blauth – mal steht die Kunst mehr im Mittelpunkt, mal die Lyrik und immer die Familie.