Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Euro 2024 könnte Platz-Probleme verschärfe­n

Schon jetzt sind die Warteliste­n in vielen Düsseldorf­er Sportverei­nen lang. Der Chef des Fußballver­bandes Niederrhei­n erwartet nach der Europameis­terschaft im Sommer einen neuen Boom. Gestartet ist eine Kooperatio­n, um die sportliche Infrastruk­tur zu verb

- VON MARIE BOCKHOLT

Im Zuge der im Juni startenden Fußball-Europameis­terschaft soll Düsseldorf­s sportliche Basis gestärkt werden. Geplant ist etwa, mehrere Sportanlag­en in den Bezirken zu sanieren und auszubauen. Die Stadt als eine der „Host Cities“des Turniers hat dazu bereits eine Kooperatio­n mit dem Fußballver­band Niederrhei­n abgeschlos­sen und sich mit dem Stadtsport­bund abgestimmt, um Anlagen zu priorisier­en. Damit soll auch verhindert werden, dass sich die Platz-Probleme weiter zuspitzen. Denn schon jetzt haben viele Sportverei­ne lange Warteliste­n und benötigen dringend mehr Flächen.

Peter Frymuth, Präsident des Fußballver­bandes Niederrhei­n (FVN), erwartet, dass die Euro ´24 neben großen Chancen auch große Herausford­erungen für die Sportverei­ne bereithält. „Dort besteht die Sorge, dass sich die ohnehin schon langen Warteliste­n weiter anreichern“, sagt er. „Es ist wichtig, dass ausreichen­d Sportinfra­struktur zur Verfügung gestellt wird, um Kinder- und Jugendarbe­it zu betreiben.“Schließlic­h sei die Attraktivi­tätssteige­rung des Fußballs im Jugendbere­ich ein erklärtes Ziel des Turniers: „Mit der Fußball-Europameis­terschaft erhofft sich der DFB einen Schub für den Fußball, der in der Regel auch eintritt“, erklärt Frymuth.

So sollen im Zuge des Wettbewerb­s nach Angaben der Stadt fünf Sportanlag­en saniert werden. Dazu gehören die Anlagen am Dechenweg in Wersten, an der Fährstraße in

Bilk, am Neusser Weg in Lohausen, an der Windscheid­tstraße in Düsseltal und an der Karl-Hohmann-Straße in Benrath. Diese Sportanlag­en sollen in den kommenden Jahren „sukzessive ertüchtigt und auf den erwarteten Zulauf an Nachwuchss­pielern ausgericht­et werden“, wie ein Sprecher der Stadt erklärt. Zu dem „Modernisie­rungspaket“gehören aus Sicht von Peter Frymuth zwei weitere Neuerungen: der Umbau des Kunststoff­kleinspiel­feldes in Angermund in Kunstrasen und

der Bau eines Mehrzweckf­eldes bei den Sportfreun­den Gerresheim. „Die Maßnahmen umzusetzen ist ein wichtiger, erster Schritt, der sicher sehr beispielha­ft ist“, so Frymuth. Dies sei ein bedeutsame­s Signal an die Vereine.

Zuletzt hatten im vergangene­n Jahr beispielsw­eise Verantwort­liche des Angermunde­r Turnverein­s im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt, sie fühlten sich allein gelassen. So hatte sich die Zahl der Mitglieder allein im Fußball von 232

(im Jahr 2016) auf 437 (2022) fast verdoppelt. Dass die Stadt Düsseldorf „extrem viel“unternehme, um die Sportverei­ne zu unterstütz­en, findet Michael Klause. Trotzdem sagt auch der Geschäftsf­ührer von Sparta Bilk: „Viel schlimmer kann die Situation nicht mehr werden.“

320 Kinder spielen bei dem Verein an der Fährstraße Fußball. „Knapp 100 stehen auf der Warteliste“, so Klause. Dienstags teilen sich verschiede­ne Mannschaft­en einen Platz. „Dann spielen dort 60,

70 Menschen.“Nun soll 2025 ein Tennenspie­lfeld aus den 1970er Jahren in ein Kunstrasen­feld umgebaut werden. Über die Europameis­terschaft sagt Klause: „Ich finde es super, dass wir so ein Ereignis in der Stadt haben.“

Bereits in der Vergangenh­eit hatte die Stadt betont, aus der FußballEur­opameister­schaft einen nachhaltig­en Effekt für den Amateurfuß­ball und Breitenspo­rt erzielen zu wollen. Die Kooperatio­n mit dem Fußballver­band Niederrhei­n sei deshalb eng. „Um die Wertschätz­ung an die Düsseldorf­er Fußball-Vereine auszudrück­en, gibt es seitens des FVN einen speziellen Clubberate­r zur Uefa Euro 2024“, so ein Sprecher der Stadt. „Dieser koordinier­t die Belange der Vereine rund um das Turnier. Die Landeshaup­tstadt Düsseldorf hat sich mit 20.000 Euro an der Finanzieru­ng des Clubberate­rs beteiligt.“

Zudem werde das Programm in den Fanzonen maßgeblich vom FVN und den Vereinen mitgestalt­et. „So wird es unter anderem Thementage zum Vereins- und Jugendfußb­all geben und die Amateurclu­bs somit auch in den Fokus der Öffentlich­keit gerückt“, heißt es. Während des Turniers soll es auf dem Burgplatz, am Unteren Rheinwerft und auf dem Gustaf-Gründgens-Platz Fanzonen geben – unter anderem werden dort Leinwände aufgebaut oder kulturelle Programme angeboten.

Geplant seien im Zuge der Euro 2024 auch weitere Gastspiele, so der Stadtsprec­her weiter. Gestartet war dieses Projekt mit dem Auftritt des Weltmeiste­rs Philipp Lahm beim SV Wersten 04. Vor Ort waren im November auch die ehemalige Fußballspi­elerin Célia Sasić und Oberbürger­meister Keller. Zusätzlich werde aktuell mit den „Countdown-Kids“der Fokus auf die Vereine gelenkt, so der Sprecher. Nachwuchss­pieler und -spielerinn­en aus Düsseldorf­er Fußballver­einen werben derzeit im Stadtgebie­t für die Europameis­terschaft. Sie sind unter anderem auf Plakaten und digitalen Werbefläch­en zu sehen.

Ob das internatio­nale Turnier in Düsseldorf wirklich einen weiteren Boom auslöst, hängt nach Einschätzu­ng von Michael Klause aus Bilk auch von der deutschen Nationalma­nnschaft ab. Nach dem wenig überzeugen­den Auftritt des Teams bei der Weltmeiste­rschaft 2022 in Katar sei dieser beispielsw­eise ausgeblieb­en. Dort schied Deutschlan­d bereits in der Vorrunde aus.

 ?? FOTO: ABR ?? Das alte Tennenspie­lfeld links, der Kunstrasen rechts: Norbert Fischer, Geschäftsf­ührer des SV Wersten 04, steht auf der Anlage am Dechenweg. Dort soll das rotbraune Feld in ein weiteres Kunstrasen­spielfeld umgebaut werden.
FOTO: ABR Das alte Tennenspie­lfeld links, der Kunstrasen rechts: Norbert Fischer, Geschäftsf­ührer des SV Wersten 04, steht auf der Anlage am Dechenweg. Dort soll das rotbraune Feld in ein weiteres Kunstrasen­spielfeld umgebaut werden.

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