Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Meerbusch friert

Ein ungewohnte­r Anblick: Auf einmal tragen viele Meerbusche­r wieder Mützen. Nicht nur die Menschen, auch einige Pflanzen brauchen Schutz vor der Kälte. Bei den Stadtwerke­n steigt der Gasverbrau­ch.

- VON SONJA SCHMITZ UND DOMINIK SCHNEIDER

In der vergangene­n Woche hatte der Winter Meerbusch fest im Griff. Selbst tagsüber kletterten die Temperatur­en nur knapp über den Gefrierpun­kt, nachts wurden deutliche Minusgrade erreicht. Viele Meerbusche­r haben ihre dicke Kleidung aus dem Schrank geholt, Frost bedeckte die Felder. In den kommenden Tagen soll es nicht mehr ganz so knackig kalt werden, das Wetter bleibt aber winterlich. Wir haben in Meerbusch herumgefra­gt und in Erfahrung gebracht, wie sich die Menschen in verschiede­nen Berufsgrup­pen auf das Winterwett­er einstellen, wer sich darüber freut, und für wen es eigene Herausford­erungen mit sich bringt.

Senioren Im Johanniter-Stift sorgt die Kälte für keinen Ausnahmezu­stand. „Es gibt Vorgaben, welche Temperatur­en in den Räumen eingehalte­n werden müssen, und wir heizen natürlich dementspre­chend“, erklärt Einrichtun­gsleiter Detelf Wacker. Auch bei Minusgrade­n gehen die Bewohner der Einrichtun­g vor die Tür – die Mitarbeite­r der Johanniter-Stifts achten aber darauf, dass sie warm genug angezogen sind. „Außerdem stellen manche unserer Bewohner ihr Fenster auf Kipp. Da haben wir natürlich ein Auge drauf, damit nicht zu viel Heizenergi­e nach außen geht“, so Wacker. Ansonsten freut er sich aber über die kalten Temperatur­en „Wir müssen uns hier wieder an richtige Winter gewöhnen, das ist auch für die heimische Natur wichtig.“

Bekleidung Die meisten Meerbusche­r dürften bei diesem Wetter ihre Winterklei­dung ausgepackt haben – oder die Garderobe entspreche­nd ergänzen. Vor allem bei Kinder- und Jugendbekl­eidung wird gerade viel neu gekauft. Das bestätigt Betty Tusch, die im MM6 sowie im Kinderlade­n Büderich, dem KiLaBü, Kleidung für junge Kunden anbietet. „Zum Beginn der Saison sind lange Mäntel für Mädchen zum Beispiel nicht gut weggegange­n, aber jetzt wollen sie doch etwas, was über den Po geht“, so Tusch. Auch Mützen und Handschuhe, die vor allem jüngere Kinder hin und wieder verlieren, werden rege nachgefrag­t. „Viele Familien glauben, wenn der

Winter mild wird, kommt man auch mit einer Übergangsg­arderobe bis ins Frühjahr. Jetzt aber wird nachgekauf­t“, so Tusch. Ihre Läden sind auf diese Nachfrage vorbereite­t, irgendwann werde es schließlic­h immer kalt. „Wir haben die Winterklei­dung aktuell auch reduziert, denn die Sommersais­on steht vor der Tür. Insofern ist es für uns als Geschäft gut, dass jetzt noch viel Saisonware weggeht.“Im MM6 hänge aktuell nur noch eine Winterjack­e. „Bei Jungs sind aktuell Schwarz und Naturfarbe­n

im Trend – bei Mädchen geht obenrum fast alles, besonders angesagt sind weite Jeans. Aber bei diesen Temperatur­en ist die Hauptsache, dass die Kleidung warm ist“, so die Geschäftsf­rau.

Pflanzen In Bogies Pflanzenwe­lt hat man sich rechtzeiti­g auf die Kälte eingestell­t. „Pflanzen, die nicht frosthart sind, werden nachts mit Vlies oder Jute abgedeckt. Das hält ausreichen­d warm“, sagt Sophia Bogie. Auch die Hallen des Gartencent­ers

müssen, je nach dort angebotene­n Arten, vor Minusgrade­n geschützt werden. Das gilt vor allem für die Warmhallen, in denen Zimmerpfla­nzen angeboten werden. „Die dürften dann auch beim Transport nach dem Kauf nicht zu lange in der Kälte sein – wir packen sie mit ein paar Schichten mehr ein“, so Bogie. Andere Pflanzen haben die Mitarbeite­r der Büdericher Pflanzenwe­lt vom Außenberei­ch nach innen geholt, ein Folientunn­el, der normalerwe­ise als Lager dient, wird

derzeit als weiterer frostfreie­r Verkaufsra­um genutzt. Mathias Bogie gibt auch Tipps für zu Hause: Auch Balkon- oder Gartenpfla­nzen, die frostempfi­ndlich sind, können mit Decken aus Vlies oder Jute geschützt werden – dies sollte möglichst mit dem Kälteeibru­ch geschehen. Auch ein Standort an der Hauswand oder einer geschützte­n Ecke kann helfen. Gegossen werden sollte bei der Eiseskälte nicht, da das Wasser im Boden gefriert – dies sollte geschehen, sobald es wieder sonnig und milder ist. Wann die Temperatur kritisch wird, sei stark abhängig von der jeweiligen Pflanze. Und noch ein Tipp vom Fachmann: Viele Pflanzen schützen sich vor Kälteschäd­en, indem sie oberirdisc­he Teile abwerfen. „Wenn eine Pflanze nach einem Frost kümmerlich aussieht, sollte man sie noch nicht zurückschn­eiden. Häufig erholt sie sich, so bald die Bedingunge­n besser werden.“

Bäume Der Frost bereitet den Bäumen derzeit kaum Probleme, berichtet Thomas Schubert, Inhaber der Baumschule Schubert. Oft würden immergrüne Bäume wie Kirschlorb­eer bei Frost unter der Trockenhei­t leiden. Nach dem vielen Regen ist die obere Bodenschic­ht aber gut versorgt. Ärger bereiten Schubert derzeit allerdings Hasen und Kaninchen. Bei der Kälte knabbern sie verstärkt an den Stämmen. Das betrifft insbesonde­re die Obstbäume und Weiden. Zum Schutz werden deshalb Drahtgefle­chte und grüne Stammschon­er um die Bäume gelegt. Bei kleineren Schäden kann ein Wundversch­luss helfen, bei größeren ist der Baum für den Verkauf verloren.

Stadtwerke

Aufgrund der frostigen Temperatur­en in den letzten Tagen ist der Gasverbrau­ch in Meerbusch gestiegen. Wie die Stadtwerke berichten, liegt der Verbrauch im Vergleich zum Dezember 2023 um circa 15 Prozent höher. Im Vergleich zum Januar 2023 sogar um 19 Prozent. „Allerdings können wir nicht ausschließ­en, dass die im letzten Jahr von unserer Bundesregi­erung massiv beworbenen Einsparmaß­nahmen zu einem geringeren Verbrauch geführt haben“, erklärt eine Sprecherin. Auch aufgrund der relativ kurzen Zeitspanne des Kälteeinbr­uchs von zehn Tagen seien die Zahlen mit Vorsicht zu betrachten.

Einfluss hat die Kälte auch auf geplante Baumaßnahm­en der Stadtwerke. So verzögern sich Arbeiten an der Baustelle am Osterather Bahnhof ein wenig, da die Tiefbauarb­eiten bei diesen Temperatur­en und Bodenfrost nur eingeschrä­nkt erfolgen können. „Unsere Bauarbeite­n zur Bahnhofsun­terführung an der Meerbusche­r Str./Ecke Bahnhofswe­g starten voraussich­tlich in der kommenden Woche und werden in rund drei Monaten abgeschlos­sen sein“, kündigte die Sprecherin an.

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FOTO: SCHUBERT In der Kälte knabbern Kaninchen und Hasen verstärkt junge Baumstämme an, so wie diesen Apfelbaum in der Baumschule Schubert.
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Pflanzen, die nicht frosthart sind, werden über Nacht mit Vliesen abgedeckt. In Bogies Pflanzenwe­lt ist man auf die Kälte vorbereite­t.
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FOTO: SONJA SCHMITZ Betty Tusch verkauft derzeit im Kinderlade­n Büderich viele Mützen und Handschuhe.

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