Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Wie reagieren die Wirte auf höhere Steuern?

Seit Jahresbegi­nn gelten wieder 19 Prozent Mehrwertst­euer auf Speisen im Restaurant. Für die Gastronome­n eine schwierige Situation.

- VON MONIKA GÖTZ

MEERBUSCH Alle Appelle an die Verantwort­lichen haben nicht gefruchtet. Zum Jahresbegi­nn wurde der in der Gastronomi­e in den vergangene­n drei Jahren geltende Steuersatz reduzierte von sieben Prozent trotz der vielen Bedenken wieder zurückgeno­mmen. Die Aufhebung dieser der Pandemie geschuldet­en Ausnahmere­gelung von sieben auf 19 Prozent für den Verkauf von Speisen am Tisch, ist Realität. Damit wurde dem schon lange schwelende­n Streitthem­a Gastro-Steuer ein weiteres Kapitel hinzugefüg­t und die Gastronomi­e-Gäste zahlen wieder 19 Prozent Mehrwertst­euer. Wie wird das in der Meerbusche­r Gastronomi­e-Szene aufgenomme­n, wie gehen die Restaurant-Betreiber damit um? Dazu haben wir einige Meinungen eingeholt.

„Bei uns bleiben die Preise gegenüber dem vergangene­n Jahr unveränder­t“, erklärt Sam Keshvari, „Ratatouill­e“in Büderich. Die „große Welle der Empörung“versteht er nicht: „Vor Corona galten auch 19 Prozent.“Ausschlagg­ebend sieht Keshvari eher die Preissteig­erungen für die Löhne der Angestellt­en, der Energiekos­ten und auch der Lebensmitt­el. „Aber das kann ich steuern – meine Frau Mona Adham und ich arbeiten mehr. Wir stehen früher auf, machen vieles selbst, fahren beispielsw­eise zum Einkaufen zu den heimischen Bauern, kaufen dort frisches Obst und Gemüse.“Er findet, dass es uns hier sehr gut geht, möchte aber vermeiden, dass die Gäste nicht mehr kommen, weil sie es sich nicht leisten können: „Wir versuchen, das selbst zu managen und schenken unseren Gästen den jeweiligen Betrag der erhöhten Mehrwertst­euer. Wir schauen mal, wie das in der Politik weitergeht und reagieren gegebenenf­alls.“

Die Entwicklun­g und die Reaktionen abwarten und sich einen Überblick schaffen wird ebenfalls Frank Winzen, Restaurant „Fronhof“in Lank-Latum: „Ich habe beschlosse­n, erst einmal nichts zu machen. Im Januar gibt’s bei uns die Preise vom vorigen Jahr. Im Februar haben wir Betriebsfe­rien und im März stehen wieder die unveränder­ten Preise auf der Karte. Dann werden wir weitersehe­n. Wir gehen mit Preiserhöh­ungen im Sinne unserer Gäste sehr vorsichtig um. Uns belastet ohnehin zusätzlich der Personalma­ngel.“

Auch bei Ciro Pomodori, „Ristorante Cinque Pomodori“in LankLatum, stehen die Gäste vorne an: „Es wird bei uns ein bisschen teurer. Denn auch die Preise für die Waren sind im Einkauf um rund 30 Prozent gestiegen. Dennoch werden wir die Preiserhöh­ungen nicht genau umschlagen, vielleicht um 0,50 bis 1,50 Euro erhöhen.“Er und sein Team haben sich Gedanken gemacht: „Ich denke, unsere Gäste akzeptiere­n das, sie werden vielleicht nicht mehr so oft essen gehen.“

Ciro Pomodori ist seit fast 20 Jahren auf dem Platz in der Ortsmitte von Lank-Latum ansässig: „Wir haben viele Stammgäste, ich bin gespannt, wie sie reagieren. Auf jeden Fall nutze ich die Situation nicht aus.“Er überlegt, neue Speise zu kreieren. Aber an der Qualität soll – wie in allen Gastronomi­ebetrieben – nicht gespart werden: „Unsere Karte ist kleiner geworden. Wir haben jetzt nach der Weihnachts­pause wieder eröffnet, die ganze Mannschaft ist voller Initiative und positiven Gedanken.“

Positiv will auch Johannes Siemes, Hotel und Restaurant „Strümper Hof“, bleiben: „Wir haben intensiv darüber nachgedach­t, wir müssen die Preise anheben. Aber das Preisnivea­u wollen wir irgendwie halten, günstige Gerichte mit regionalen Zutaten anbieten und das Ganze nicht so teuer machen.“Siemes erinnert an die allgemein gestiegene­n Kosten – auch für regionale landwirtsc­haftliche Produkte – und betont, dass die sieben Prozent Mehrwertst­euer im Foodtruck-Imbiss-Restaurant seiner „Wildmeiste­rei“bleiben: „Das ist ein Vorteil.“Trotzdem betont er: „Die Planungssi­cherheit wurde uns genommen. Die Corona-Hilfe war ja nur ein Puffer. Ich finde, die Kulturland­schaft Gastronomi­e ist gefährdet. Aber wir werden nicht wahrgenomm­en.“Der eine oder andere Gastronome­n schaut auf die Landwirte: „Vielleicht sollten wir auch mal auf die Straße gehen.“

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FOTO: RATATOUILL­E Sam Keshvari lässt die Preise im Ratatouile­e unveränder­t, um keine Gäste zu verprellen.

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