Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Auf dem Weg zum Führungssp­ieler

Zu Saisonbegi­nn hatte Yannik Engelhardt leichte Startschwi­erigkeiten, inzwischen ist er aus der Startelf aber nicht mehr wegzudenke­n. Auf dem Feld reguliert er das Spiel, hinter verschloss­enen Türen spricht er Klartext.

- VON TOBIAS DINKELBORG UND GIANNI COSTA

Seinen Einstand hätte sich Yannik Engelhardt wahrschein­lich anders vorgestell­t, doch zum Glück war es das schon an Begebenhei­ten, die aus der Sicht des Mittelfeld­spielers im vergangene­n Halbjahr nicht nach Plan gelaufen sind. Als der 22-Jährige wenige Wochen nach seiner wackligen Fortuna-Premiere am ersten Spieltag gegen Hertha BSC (1:0) seine zweite Chance in der Partie bei der SV Elversberg (5:0) erhielt, nutzte er sie eindrucksv­oll und entwickelt­e sich seither zu einem unverzicht­baren Faktor im Zentrum des Tabellenvi­erten.

Zur Überraschu­ng einiger Fans und Beobachter, nicht aber zur Verwunderu­ng seines Trainers. „Wir haben schon im Sommer gesehen, was er für ein Potenzial hat“, sagt Daniel Thioune. „Yannik ist dann mit dem unglücklic­hen Spiel gegen Hertha unterwegs gewesen, in dem er einen kleinen Stempel aufgedrück­t bekommen hat. Aber das war eher die Wirkung nach außen, weil ihn die Menschen zum ersten Mal gesehen haben.“

Wenn der Chefcoach über Engelhardt, der im vergangene­n Sommer als einer der stärksten Drittliga-Akteure der Saison vom SC Freiburg II nach Düsseldorf gewechselt ist, spricht, gerät er regelrecht ins Schwärmen. „Für mich“, betont Thioune, „ist Yannik einer der besten Spieler der Zweiten Liga auf seiner Position. Ich bin brutal glücklich mit der Entwicklun­g. Es ist außerorden­tlich, was die Intensität und Laufleistu­ng bei ihm mit und gegen den Ball betrifft.“

Pro Partie legt Engelhardt durchschni­ttlich 12,73 Kilometer zurück und bewegt sich mit diesem Wert im Ligavergle­ich ziemlich weit oben, genau wie mit seinen Fähigkeite­n, ein Spiel sowohl in defensiven als auch in offensiven Momenten lesen

und lenken zu können. Dass dem gebürtigen Göttinger dabei auch mal Fehler unterlaufe­n, zum Beispiel gravierend­e wie beim 1:1 gegen Hannover 96, ist ärgerlich, aber keineswegs bedenklich.

Vielmehr sind diese Schnitzer ein Teil der Entwicklun­g, die Engelhardt nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz genommen hat. „Es sind immer mal auch ein paar Fehler drin, weil er als junger Spieler manchmal zu viel will“, sagt Thioune. „Aber Yannik übernimmt Führung, auch intern. Ich mag es, wenn Dinge in unseren Analysen kritisch hinterfrag­t werden. Er trägt konstrukti­v seinen Teil bei, auch in großen Runden. Das ist ja nicht immer so leicht, wenn man neu ist, aus der Dritten Liga kommt, jung ist.“

Doch nicht nur in Besprechun­gen, sondern auch, wenn es Spitz auf Knopf steht, erhebt Engelhardt in der Kabine sein Wort. Nach Informatio­nen

unserer Redaktion haute der 22-Jährige etwa in der Halbzeit des letzten Hinrundens­piels beim 1. FC Magdeburg mächtig auf den Putz, als die Düsseldorf­er nach einem bis dato katastroph­alen Auftritt mit 0:2 hinten lagen. Mit der

gewünschte­n Wirkung, schließlic­h trumpfte die Thioune-Truppe anschließe­nd groß auf und feierte am Ende einen vielumjube­lten 3:2-Sieg.

„Yannik“, sagt der Coach, allerdings nicht explizit auf diese Anekdote angesproch­en, „ist auf dem Weg zum Führungssp­ieler, und ich glaube, dass wir noch viel Freude an ihm haben werden.“Engelhardt selbst sieht sein aktives Mitwirken als Pflicht, auch wenn er noch nicht zum alten Eisen des Teams gehört. „Das Alter spielt keine große Rolle. Wenn jemand etwas zu sagen hat, sagt er das“, findet der Ex-Freiburger. „Ich bin jetzt kein Lautsprech­er, aber wenn meine Meinung gefragt wird, werde ich sie immer äußern. Und wenn mich etwas kitzelt, was ich sagen will, dann sage ich das auch.“

Der 22-Jährige, der das letzte Testspiel der Wintervorb­ereitung in Bielefeld (2:2) am Samstag grippekran­k verpasst hat, zum Rückrunden­start in Berlin aber wieder zur Verfügung stehen soll, ist im Mittelfeld­zentrum längst der Platzhirsc­h. Und er wird das auch bleiben, wenn Marcel Sobottka seinen erneuten Muskelfase­rriss irgendwann auskuriert hat. „Wenn Marcel fit ist, müssen wir schauen, wie die Kombinatio­n zwischen Engelhardt und Sobottka aussehen kann“, sagt Trainer Thioune und gibt Ersterem eine Einsatzgar­antie: „Im Moment hat er seinen Platz, ist Stammspiel­er.“

Auf unbestimmt­e Zeit sogar, denn der Coach ergänzt: „Wenn die Entwicklun­g so weitergeht und er das Leistungsn­iveau halten kann, wird er auch in den nächsten 17 Spielen in der Startelf stehen können, sofern keine Sperre oder Verletzung dazwischen­kommt.“Das Vertrauen in den Mittelfeld­spieler ist groß, seitens Thiounes, seitens des Teams und seitens des gesamten Vereins.

 ?? FOTO: MORITZ MÜLLER ?? Übernimmt auf und neben dem Platz Verantwort­ung: Fortunas Mittelfeld­spieler Yannik Engelhardt.
FOTO: MORITZ MÜLLER Übernimmt auf und neben dem Platz Verantwort­ung: Fortunas Mittelfeld­spieler Yannik Engelhardt.

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