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Union scheitert mit Antrag für Taurus-Lieferung

- VON JAN DREBES „Das ist geradezu unanständi­g“Marie-Agnes Strack-Zimmermann Wehrexpert­in der FDP

Trotz Meinungsve­rschiedenh­eiten innerhalb der Koalition haben sich die Ampel-Fraktionen im Bundestag nahezu geschlosse­n gegen eine Lieferung von TaurusMars­chflugkörp­ern an die Ukraine gestellt. Ein Antrag der CDU/CSUFraktio­n, der die Bundesregi­erung ausdrückli­ch zur Belieferun­g des von Russland angegriffe­nen Landes auffordert, wurde am späten Mittwochab­end mit großer Mehrheit abgelehnt. Ihn hatte die Union an die Plenardeba­tte über den Bericht der Wehrbeauft­ragten Eva Högl geknüpft.

Taurus ist einer der modernsten Flugkörper der Luftwaffe und kann Ziele wie eine Bunkeranla­ge auch aus großer Höhe und Entfernung zerstören. Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) hatte Anfang Oktober jedoch entschiede­n, diese Waffe vorerst nicht an die Ukraine zu liefern. Dahinter steckte die Befürchtun­g, dass wegen der Reichweite von 500 Kilometern auch russisches Territoriu­m getroffen werden könnte. Bei Grünen und FDP gibt es allerdings erhebliche­n Widerstand gegen die Haltung des Kanzlers. Auch in der SPD-Fraktion gibt es Befürworte­r einer Lieferung.

Die Union wollte sich dies zunutze machen und die Koalitions­fraktionen vorführen, insbesonde­re die Unterstütz­er. Da jedoch im parlamenta­rischen Betrieb die Gepflogenh­eit gilt, dass Koalitions­fraktionen gegen Opposition­santräge stimmen, war mit keiner Zustimmung zu rechnen.

Um der Union den Wind aus den Segeln zu nehmen, gaben mehrere Abgeordnet­e schriftlic­he Erklärunge­n ab, warum sie den Antrag der Union ablehnten, obwohl sie für eine Taurus-Lieferung sind. Ihr Abstimmung­sverhalten begründete­n sie damit, dass der Antrag der Union mit einer Plenardeba­tte über den Jahresberi­cht der Wehrbeauft­ragten verknüpft wurde. So kritisiert­e etwa die FDP-Wehrexpert­in MarieAgnes Strack-Zimmermann: Es sei „geradezu unanständi­g“, einen zu beratenden Bericht der Wehrbeauft­ragten „mit der Debatte über die zukünftige Unterstütz­ung der Ukraine zu vermischen“.

Nur 176 Abgeordnet­e der Union und je einer der AfD und ein fraktionsl­oser Parlamenta­rier stimmten für den Antrag. Die SPD und die Grünen votierten geschlosse­n dagegen, bei der FDP gab es außer den Nein-Stimmen auch zwei Enthaltung­en.

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