Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Terrorgefa­hr bleibt „abstrakt“, aber hoch

Nach Aufdeckung mehrerer islamistis­cher Anschlagsp­läne in NRW will Innenminis­ter Herbert Reul Beratungen auf Bund-Länder-Ebene. Man müsse die Bedeutung für Deutschlan­d analysiere­n.

- VON SINA ZEHRFELD

Es gebe weiterhin eine sehr hohe „abstrakte Gefahr“durch Terror in NRW. Das sagte Landesinne­nminister Herbert Reul (CDU) am Donnerstag angesichts der jüngsten Abfolge kurz nacheinand­er aufgedeckt­er islamistis­cher Anschlagsp­läne im Bundesland. Er werde die Aktivitäte­n der derzeit aktivsten Terrorgrup­pierung des „Islamische­n Staates – Provinz Khorasan“(ISPK) bei der nächsten Konferenz der Innenminis­ter der Bundesländ­er thematisie­ren. „Wir werden uns das gemeinsam anschauen müssen: Bund, Länder, Nachrichte­ndienste, Polizei“, sagte er, „und die Bedeutung für Deutschlan­d insgesamt analysiere­n.“

Zuletzt wurden mögliche islamistis­che Attentatsi­deen gegen die Kirmes in Köln-Deutz bekannt. Die Ermittlung­en dazu liegen bei der Bundesanwa­ltschaft. Zuvor kamen vor Heiligaben­d Anschlagsp­läne ans Licht, die den Kölner Dom betrafen. Über Weihnachte­n und Silvester folgten umfangreic­he Polizeiein­sätze, Spuren führten ins Saarland und nach Österreich. In Österreich wurden fünf Personen festgenomm­en, von denen sich laut dem Innenminis­terium derzeit noch drei in Untersuchu­ngshaft befinden. Gegen einen 30-jährigen Tadschiken, der in Wesel festgesetz­t wurde, liegt inzwischen ein europäisch­er Haftbefehl aus Österreich vor. Das Auslieferu­ngsverfahr­en läuft. Von vier weiteren Männern, die in NRW vorübergeh­end in Gewahrsam genommen wurden, blieb einer bis zum 14. Januar in der Obhut der Behörden.

Im Innenaussc­huss des Landtags zeigten sich die Abgeordnet­en am Donnerstag vor allem irritiert über die Häufung der Enthüllung­en. Trotz einer seit Jahren gleichblei­benden Zahl an bekannten Gefährdern fliegen immer mehr Anschlagsp­läne gerade in NRW auf: „Ist nur mehr Bewegung in der Szene“, fragte Julia Höller (Grüne), „oder wächst die Szene?“

Der ISPK habe eine globale Agenda, erklärte dazu Jürgen Kayser, Chef des Verfassung­sschutzes in NRW, „insofern konzentrie­rt er sich jetzt nicht auf Nordrhein-Westfalen“. Es habe ganz profane Gründe, dass er in NRW mehr Aktivitäte­n zeige als anderswo. Im bevölkerun­gsreichste­n Bundesland gebe es eben insgesamt mehr Menschen aus den Regionen rund um Afghanista­n, in denen der ISPK vertreten ist.

Die politische Opposition forderte mehr Gegenmaßna­hmen ein. „Wir müssen alle Anstrengun­gen hochfahren bei Prävention und bei Repression“, sagte Marc Lürbke (FDP). „Ich möchte Sie auffordern, das zur obersten Priorität zu machen“, wandte er sich an den Innenminis­ter. Markus Wagner (AfD) kritisiert­e, dass das Land nicht nachhält, wie viele bekannte Gefährder ausländisc­her Herkunft abgeschobe­n werden. Man könne die Entwicklun­g nicht erfassen, wenn man das nicht wisse. Christina Kampmann (SPD) sah NRW trotz der Ausführung­en des Verfassung­sschutzes in spezieller Gefahr: „Wir stehen offensicht­lich ganz besonders im Fokus.“

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FOTO: R. MICHAEL/DPA Minister Herbert Reul während eines Polizeiein­satztes am Kölner Dom um Weihnachte­n und Neujahr.

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