Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Emilia Galotti, stark gekürzt
In der Neusser „@WhiteboxX“stellt Regisseur Tom Gerber das Stück von Lessing vor. Ihn interessiert daran weniger die politische Dimension.
(hbm) Nicht umsonst wird „Emilia Galotti“von Gotthold Ephraim Lessing (die Uraufführung war 1772) in der RLT-Reihe „@WhiteBoxX“gezeigt. Nur 75 Minuten dauert die Fassung, für die sich Regisseur Tom Gerber entschieden hat. „Eine konzentrierte Fassung“, sagt denn auch sein Dramaturgin Eva Veiders, „aber es spielt sich ab wie gewohnt.“Vier Schauspieler und Schauspielerinnen stehen auf der Bühne und teilen sich die wichtigsten Rollen. Emilia und der Prinz werden von Fenna Benetz gespielt, Johannes Bauer ist Graf Appiani und Kammerherr Marinelli, Hergard Engert ist die Mutter von Emilia namens Claudia und Gräfin Orsina, Stefan Schleue spielt mit Odoardo Galotti, den Vater von Emilia, nur eine Person.
In historischen Kostümen, aber umgeben von weißen Wänden (Bühne und Kostüme: Tom Gerber) spielen sie die Geschichte von Emilia, in die sich der Prinz verliebt, wie von Lessing gewohnt, aber mit einem anderen Schwerpunkt. „Denn man kann durchaus infrage stellen: Lässt sich ihr Tun noch rechtfertigen?“, sagt Veiders.
Denn am Ende wird Emilia getötet. Von Vater Odoardo. „Heute würde man das Femizid nennen“, sagt Veiders, „einen Ehrenmord“. Dennoch sieht sie eine „Form der Selbstbestimmung“darin, dass Emilia sich aus bloßer Tugendhaftigkeit töten lässt, „eine Art Selbstermächtigung“. Oder erkennt sie, dass ihre Natur sie prädestiniert, verführt zu werden? Diese Emilia träume sich „in ein Spiel im Spiel:
Dadurch bekommt die von Lessing vertraute Handlung eine zweite Ebene“, sagt Veiders.
Chronologisch, aber stark komprimiert, wird das Geschehen erzählt. Der Prinz von Gustalla verliebt sich in Emilia, die aber am gleichen Tag noch Graf Appiani heiraten soll. Der wird getötet, Emilia entführt. Von Marinelli, dem Kammerherrn des Prinzen, weil er freie Hand hat, um zu tun, was getan werden muss, um die Heirat zu verhindern. Gräfin Orsina, die verschmähte Geliebte des Prinzen, unterrichtet Odoardo über das Komplott Er versucht, seine Tochter zu befreien, und als dieses misslingt, tötet er sie schließlich auf eigenen Wunsch.
Dass es sich um ein Stück handelt, das der Aufklärung (1720 bis 1800) zugeschrieben wird, dass es als politisches Stück gilt, das den Adel gegen das Bürgertum, die feudalen Vorstellungen gegen die bürgerlichen Empfindungen von Liebe und der Ehe stellt, interessiert den Regisseur weniger. Er sehe das Stück mehr aus der Perspektive: „Was geht eigentlich in dieser Emilia vor?“, sagt Veiders.