Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Kleiner wohnen
Nicht jeder träumt vom großen Eigenheim. Manche können sich auch ein Leben auf wenigen Quadratmetern vorstellen. Wer ein Tiny House bauen will, muss aber einiges berücksichtigen.
vorübergehenden Nutzung, kann es kurzfristig auf jeder zulässigen Fläche abgestellt werden. Wird es quasi als Wohnwagen genutzt, gilt es zudem als Fahrzeug und benötigt eine Straßenzulassung. Dann darf das Tiny House maximal vier Meter hoch, 2,55 Meter breit, sieben Meter lang sein und bis zu 3,5 Tonnen wiegen. Wird es als Ladung verwendet, ist ein zulässiger Anhänger notwendig, auf dem das Haus verkehrssicher befestigt wird.
Wie teuer ist ein Tiny House? Laut-Tiny-House-Verband kostet ein kleines Haus zwischen 35.000 und 120.000 Euro – abhängig von Größe, Ausstattungsumfang, Qualität und technischer Ausrüstung. Hinzu kommen Kosten für das Grundstück. Zudem ist eine Gebäudeund Hausratversicherung empfehlenswert. Wird das Tiny House als Wohnwagen angemeldet, ergeben sich zusätzliche Kosten für Kfz-Haftpflicht-, Teil- oder Vollkaskoversicherung
und für regelmäßige Wartungen. Wer umzieht, muss in der Regel für Umbau und eine neue Baugenehmigung ebenfalls ins Portemonnaie greifen.
Spezielle Finanzierungsmöglichkeiten für Tiny Houses gibt es in der Regel nicht. Bei der Wohnform bieten sich allerdings Darlehensmittel an. Bei der Deutschen Bank kann je nach Größe und Finanzierungsvolumen auch ein Privatkredit genutzt werden, heißt es auf Anfrage.
Für wen ist der Lebensstil etwas?
In NRW gibt es etwa 41 Prozent EinPersonen-Haushalte. Doch nicht für jeden wäre ein Tiny House etwas. Laut Verband sammeln sich unter den Interessenten Minimalisten, Personen, die Eigentum schaffen, sich in ihrer Wohngröße reduzieren möchten oder die in einer Gemeinschaft in einer Tiny-House-Siedlung wohnen wollen. Auch eine Nutzung als Ferien- oder Wochenendhaus ist realisierbar. Sind die kleinen Häuser mobil, können sie temporäre Standortwechsel und berufliche Mobilität ermöglichen. Nachhaltig sind die Tiny Houses laut Verbraucherzentrale NRW hingegen weniger: So benötige die Lebensweise „mehr Material, mehr (Grund-)Fläche und mehr Energie“.
Wie verbreitet sind Tiny Houses? Während ein Sprecher des NRWBauministeriums Tiny Houses eher als einen „kommunizierten Hype“bezeichnet, schreibt der Tiny-House-Verband dem Konzept ein „hohes Interesse“zu. Konkrete Zahlen zu Tiny-Objekten wie etwa der Lindenallee III in Jülich zeigen ein reges Interesse an den kleinen Häusern. Bislang haben sich 150 Interessenten auf 17 Grundstücken für Tiny Houses gemeldet. Die Stadtentwicklungsgesellschaft möchte dort ein „möglichst durchmischtes Quartier mit unterschiedlichen Wohnformen“errichten – neben den Grundstücken für Tiny Houses soll es auch Ein-, Zwei- und Mehrfamilienhäuser geben. Die ersten Tiny Houses mit einer maximalen Wohnfläche von 60 Quadratmetern sollen Ende des Jahres errichtet werden. Ein ähnliches Konzept verfolgt die Stadt Dortmund: In Sölde soll im kommenden Jahr ein TinyVillage entstehen mit 54 Wohneinheiten, davon zwölf Tiny Houses. Diverse Städte wie beispielsweise Emsdetten, Coesfeld und Warendorf – alle nahe Münster – beschäftigen sich derzeit damit, Tiny-House-Siedlungen errichten zu lassen. Auch die Stadt Kleve prüft, auf welchen Flächen im Stadtgebiet Tiny-House-Siedlungen und -Bebauungen entstehen könnten.