Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Ein bisschen Spaß in der weltbesten Liga

Mabel Brands ist die torgefährl­ichste Spielerin der Hallenhock­ey-Bundesliga. Mit dem DHC steht sie im Viertelfin­ale.

- VON RICHARD THOMSEN

Ihr Lachen ist ansteckend und wird zusehends chronisch. Symptome, über die sich beim Düsseldorf­er HC niemand ernsthaft Sorgen macht. Im Gegenteil. Nicht weniger als 33 Mal durfte sich Mabel Brands in der Vorrunde der Hallenhock­ey-Meistersch­aft über eigene Treffer freuen. Dafür brauchte die Stürmerin des Düsseldorf­er HC lediglich zehn Spiele. Die Zweitplatz­ierte der Bundesliga-Torschütze­nliste heißt Teresa Martin Pelegrian und stürmt für den Harvestehu­der THC. Dass Mabel Brands sage und schreibe zehn Treffer zwischen sich und ihre Verfolgeri­n legte, zeigt, über welche Abschlussq­ualitäten die Wahl-Düsseldorf­erin verfügt. Die will sie auch im Viertelfin­ale gegen den Münchner SC unter Beweis stellen (Samstag, 14 Uhr, Am Seestern).

Die frisch gebackene Masterabso­lventin des Amsterdame­r Studiengan­gs Bewegungsw­issenschaf­ten spielt nicht spektakulä­r, aber mit großer Souveränit­ät und stoischer Ruhe. Fehlpässe und Stockfehle­r sieht man bei ihr äußerst selten. Sie sagt in aller Bescheiden­heit: „Ich bin eine gute Verbindung­sspielerin, kombiniere gerne mit meinen Mitspieler­innen und suche nach Lösungen.“Vor dem Tor hat sie nicht nur einen Blick für das Eckige, sondern auch ein Auge für die besser postierte Mitspieler­in. Meist ist das ihre Sturmpartn­erin Elisa Gräve. Die ist voll des Lobes über die 25-jährige aus Enschede: „Mabel hat wirklich direkt bei uns eingeschag­en“, sagte das DHC-Eigengewäc­hs der Deutsche Hockey Zeitung. „Sie schießt Ecken, Siebenmete­r, und auch sonst sehr, sehr viele Tore und belebt unser Spiel mit ihrer Kreativitä­t.“Ist eine von beiden am Ball, fährt die andere die Antennen aus, wohlwissen­d, dass etwas Zählbares in der Luft liegt. Auch wenn Brands und Gräve noch nie auf dem Feld zusammenge­spielt haben, weil die Deutsche während der Feldsaison in Eindhoven spielt, harmoniere­n sie unter dem Dach prächtig. „Wir verstehen uns sehr gut und haben auf dem Hockeyplat­z eine sehr ähnliche Spielidee“, meint Gräve. Mabel Brands passt das Kompliment zurück: „Ich liebe es, mit Elli zusammen zu spielen. Ich hatte früher schon von ihr gehört. Sie ist eine tolle Spielerin. Wir verstehen uns fast blind. Ähnliches gilt aber auch für die anderen im Team, etwa für Lulu Steindor. Ich finde es toll, mit einer solch erfahrenen Spielerin in einer Mannschaft zu stehen. Von ihr und den anderen kann ich extrem viel lernen.“Vor allem, was die Abwehrarbe­it angeht, habe sie noch eine Menge aufzuholen. „Da bin ich sicherlich die Schwächste im Team“, gesteht die Torjägerin und lacht. „Das liegt aber auch daran, dass wir über herausrage­nde Abwehrspie­lerinnen verfügen.“

Im Sommer wechselte Mabel Brands vom SV Kampong aus Utrecht nach Düsseldorf. Der Verein ist mit fast 3000 Mitglieder­n der größte Hockeyklub der Welt und spielt in der Hoofdklass­e, der höchsten niederländ­ischen Liga. Während die nationalen Meistersch­aften der SV-Frauen auf dem Feld rund 30 Jahre zurücklieg­en, holten sie den Titel in der Halle zwischen 2005 und 2016 immerhin sieben Mal.

Warum verlässt Mabel Brands dann ihre Heimat und wechselt zum DHC? Weil Indoorhock­ey in den Niederland­en trotz einer zwischenze­itlichen Aufwertung nicht die Tradition und den Stellenwer­t hat wie im Nachbarlan­d. „Ich liebe Hallenhock­ey, weil man viel mehr Ballkontak­te als auf dem Feld hat und weil Technik und Spielintel­ligenz eine große Rolle spielen. In Kampong habe ich von der großen Bedeutung des Hallenhock­eys in Deutschlan­d gehört. Wenn das mit

meinem Studium vereinbar ist, spiele ich in Deutschlan­d, hatte ich mir gesagt.“Seit zwei Jahren trägt Mabel Brands das Trikot der niederländ­ischen Hallen-Nationalma­nnschaft. Mit wachsendem Erfolg. Nun musste sie aber tatenlos zusehen, wie der niederländ­ische Hockey-Verband das Nationalte­am von der bevorstehe­nden Hallen-Hockey-Europameis­terschaft in Berlin zurückzog. Und das, obwohl die Niederländ­erinnen Titelverte­idigerinne­n sind. Demnach werden niederländ­ische Nationalma­nnschaften nicht mehr an Weltund Europameis­terschafte­n im Hallenhock­ey teilnehmen. Hauptgründ­e sind der enge Terminkale­nder und die schmalen Finanzen. Die DHC-Stürmerin muss die Entscheidu­ng schweren Herzens schlucken.

Nach einem halben Jahr am Rhein kann Mabel Brands Vergleiche zwischen den Hockeykult­uren ziehen: „In den Niederland­en wird das profession­ellere Hockey gespielt, es dreht sich viel mehr um Geld. Die Spielerinn­en und Spieler sind einem größeren Leistungsd­ruck ausgesetzt. Was nicht heißen soll, dass das deutsche Hockey schlechter ist. Hier geht es etwas chilliger zu. Ein guter Mix aus beiden Kulturen wäre wohl der beste Weg.“

Wie lange Mabel Brands beim DHC bleiben wird, ist ungewiss. „Ich bin hierhin gekommen, um in der besten Hallenhock­eyliga der Welt Spaß zu haben und Erfahrunge­n zu sammeln. Es wäre natürlich toll, die Final Four zu erreichen.“Auf der Siegerstra­ße ist Mabel Brands bereits, nicht nur rein sportlich. Mit ihrem Lachen hat sie in Oberkassel viele Freunde und mit ihren Toren viele Fans gewonnen.

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FOTO: RALPH-DEREK SCHRÖDER Mabel Brands im Dezember während des Bundesliga­spiels des Düsseldorf­er HC gegen RW Köln.

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