Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Heiß auf Eis im Winter
Außergewöhnliche Sorten lassen sich auch im kalten genießen.
Bis vor wenigen Tagen war Neuss durch Tief Gertrud noch ein „Winter Wonderland“. Kinder fuhren Schlitten, bauten Schneemänner und sprangen durch die dünne Eisschicht zugefrorener Pfützen. Zwar sind für die kommenden Tage wieder wärmere Temperaturen angesagt, doch noch immer ist die Heizung der beste Freund vieler Hausbesitzer.
In Anbetracht der derzeitigen Wetterverhältnisse erscheint es auf den ersten Blick zwar etwas kurios – doch es gibt sie tatsächlich: „Hartgesottene“, denen auch bei knackigen Temperaturen der Sinn nach einer ordentlichen Portion Eis steht.
Der Großteil der Neusser Eisdielen befindet sich zwar momentan noch im „Winterschlaf“, die ersten sind aber bereits erwacht, wie zum Beispiel „Meine Eisliebe“in den Stadtteilen Grimlinghausen und Norf. „Wir starten jedes Jahr so früh“, sagt Inhaberin Wiebke Fischer.
So habe sich gezeigt, dass die Stammkundschaft – und ebenfalls die Liebhaber winterlicher Spaziergänge am Rhein – auch bei niedrigen Temperaturen heiß auf Eis seien. Zudem böte sich die Chance, in der Vorsaison „einige Sorten auszuprobieren“, wie Wiebke Fischer sagt. So werde in der nächsten Woche erstmalig ein Franzbrötchen-Eis angeboten.
Und auch das Blutorangen-Eis gibt es ausschließlich in den kalten Monaten. Dafür hat das „Meine Eisliebe“-Team extra 100 Kilogramm der Früchte aus Sizilien importiert, die ein besonders intensives Aroma
haben. Auch das aktuelle Zitroneneis wurde aus Früchten von der größten Insel des Mittelmeers gewonnen. Anders als die Orangenkreation kann das Zitroneneis (dann aber mit einem speziellen Bio-Fruchtsaft erzeugt) auch im Sommer angeboten werden. Andere Sorten, die ausschließlich der kalten Jahreszeit vorbehalten sind: Marzipan, Zimt oder Spekulatius.
In früheren Jahren fuhr Giovanni Traina mit seiner Familie in der Winterzeit noch für mehrere Wochen nach Italien. Seitdem seine Kinder schulpflichtig sind, geht das allerdings nicht mehr. Für den Besitzer des Eisacafés „Palma“am Rheinwallgraben steht seitdem ein fast ganzjähriger Betrieb auf dem Programm. Lediglich über die Weihnachtszeit nehme man sich eine längere Auszeit. Zwar bietet Traina ganzjährig Eis aus eigener Herstellung an, „im Winter stellen wir aber verstärkt auf Caféteria-Betrieb, also Kaffee und Kuchen, um“, sagt
er. Spezielle Winter-Eissorten hat er aber dennoch im Angebot – zum Beispiel gebrannte Mandel oder Milchreis mit Zimt.
Noch dunkel ist es hinter den Fenstern des „Eiscafé Riviera“an der Kaarster Straße. Doch das wird sich schon bald ändern. „Wie jedes Jahr öffnen wir am 1. Februar“, kündigt Inhaber Giuliano Haxhiu an. Die Neusser Traditions-Eisdiele (seit knapp 40 Jahren versorgt sie ihre Kunden mit ihren süßen Kreationen) macht zwar jedes Jahr im November, Dezember und Januar eine Winterpause, „dann haben wir aber an sieben Tagen in der Woche geöffnet“, sagt Haxhiu. Ein Wintergeschäft würde sich für ihn und sein Team schlichtweg nicht lohnen.
Lukrativer sei es, sich auf die starken Monate zu konzentrieren – und in der kalten Jahreszeit Ausgaben für Personal, Strom und Co. einzusparen. Dadurch könne er die Kugel-Preise auch stabil halten, sagt Giuliano Haxhiu.