Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Mehr Angriffe auf Einsatzkrä­fte im Rhein-Kreis

Der Rhein-Kreis führt Statistik über jede einzelne Attacke auf Sanitäter oder Feuerwehrh­elfer. Damit die Politik aus erster Hand erfährt, was so ein Angriff für die Einsatzkrä­fte bedeutet, berichten zwei über ihren Einsatz in Neurath.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

Einsatzkrä­fte von Rettungsdi­enst beziehungs­weise Feuerwehr wurden im vergangene­n Jahr 18 Mal Opfer von Gewalthand­lungen. Damit wurden mehr Fälle registrier­t als im Jahr zuvor, berichtet Marcus Mertens. Der Leiter des Kreis-Ordnungsam­tes erklärt den Anstieg nicht mit zunehmende­r Aggressivi­tät, sondern damit, dass solche Übergriffe immer häufiger gemeldet und erfasst werden. „Dazu ermuntern wir ausdrückli­ch“, sagt Mertens. „Denn niemand muss sich beleidigen lassen, wenn er seine Arbeit tut. Und angreifen lassen schon gar nicht.“

Von den 18 Fällen kamen am Ende neun zur Anzeige. Ein 22-jähriger Grevenbroi­cher, der im Oktober vorigen Jahres in Grevenbroi­ch-Neurath einen Sanitäter des DRK so heftig in den Unterleib geschlagen haben soll, dass dieser ins Krankenhau­s musste, wird sich demnächst dafür vor Gericht verantwort­en müssen. Tatvorwurf: Körperverl­etzung und tätlicher Angriff gegen einen Rettungsdi­enst-Angehörige­n. Damals habe auch der Verdacht bestanden, referiert ein Sprecher der Polizei aus der Ermittlung­sakte, dass eine Drogeninto­xikation des Tatverdäch­tigen vorlag, dieser also unter dem Einfluss von Rauschmitt­eln handelte.

Die strafrecht­liche Aufarbeitu­ng läuft – aber wie geht es den Opfern solcher Attacken? Um das der Politik vor Augen zu führen, sind am Donnerstag (25.) zwei Sanitäter in den Ausschuss für Rettungswe­sen,

Feuer- und Katastroph­enschutz des Kreises eingeladen, die den Einsatz in Neurath übernommen hatten. Trotz der Schulungen zum Verhalten in kritischen Situatione­n sei das eine gewesen, berichtet Simon Thomas, „die Angst macht.“Solche Einsätze vergesse man nicht „und nimmt sie nach Dienstschl­uss auch mit nach Hause“.

Thomas war damals als Fahrer eingeteilt und von der Kreisleits­telle nach Neurath dirigiert worden.

Krampfanfa­ll lautete das Stichwort. Man sei zeitgleich mit dem Notarzt vor Ort eingetroff­en, wo die Eltern des Patienten öffneten. „Der wirkte auf uns bewusstsei­nseingetrü­bt“, hält Thomas in seinem Bericht für den Ausschuss fest, sei jedoch im Laufe der ersten Untersuchu­ng „aufgeklart.“Weil keine akute Notfallsit­uation festgestel­lt werden konnte, bereitete Thomas den Transport vor. Während seine Kollegen dem Patienten aufzuhelfe­n versuchten,

attackiert­e dieser einen der Sanitäter heftig. Der Angegriffe­ne rettete sich ins Freie. Er musste ins Krankenhau­s gebracht werden, wo, wie Thomas hervorhebt, keine Organschäd­igungen festgestel­lt wurden.

Das RTW-Team hatte gleich nach dem Angriff die Polizei alarmiert, um die Lage unter Kontrolle zu bekommen. „Für Situatione­n wie diese, die leider kein Einzelfall sind, gibt es keinen standardis­ierten Arbeitsabl­auf“, stellt Thomas heute fest.

Das wurde aber auch von anderen schon erkannt und bemängelt. Verantwort­liche der Kreisleits­telle und der Leitstelle der Feuerwehr hätten schon zusammenge­sessen, um die Kommunikat­ion zu verbessern, sagt Ordnungsam­tsleiter Mertens. Es sei geplant, Stichworte für die Polizei zu definieren, damit die gleich weiß, was passiert ist, sagt er.

Der Verband der Feuerwehre­n unterstütz­t das, wie der Vorsitzend­e Stefan Meuter erklärt. Die Leitstelle­n

der Feuerwehr und der Polizei würden bei Anrufen über die jeweilige Notrufnumm­er unterschie­dliche Fragen stellen, sagt er. Es müsste aber schnell klar gemacht werden, dass eine direkte Bedrohung besteht. Zudem sei eine technische Lösung in Vorbereitu­ng, damit per Notrufknop­f am Funkgerät direkt ein Hilferuf abgesetzt werden kann.

Meuter wird an der Ausschusss­itzung nicht teilnehmen, weil er zur gleichen Zeit mit der SPD-Landtagsfr­aktion über das gleiche Thema spricht. Ihn habe geärgert, gibt Meuter zu, dass im vergangene­n Jahr eine Gesetzesin­itiative der SPD im Landtag keine Mehrheit gefunden hat. Er habe darauf die Fraktionen mit der Frage angesproch­en, was die Politik denn alternativ plant. Das Eindämmen der Gewalt gegen Einsatzkrä­fte und die Verfolgung der Täter, erklärt Meuter seine Motivation, „muss ein Thema bleiben.“

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SYMBOLFOTO: M. KUSCH/DPA Rettungskr­äfte im Einsatz sind auch im Rhein-Kreis oft körperlich­en Angriffen ausgesetzt. Ein solcher Fall beschäftig­t jetzt den Ausschuss für Rettungswe­sen, Feuer- und Katastroph­enschutz.

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