Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Arenen sind als Spielorte Pflicht
Wer sich anguckt, wo Rhein Fire 2024 antreten wird, kann daraus ablesen, wo die Zukunft der European League of Football liegt.
Der Spielplan von Titelverteidiger Rhein Fire in der Saison 2024 der European League of Football (ELF) kann sich sehen lassen. Attraktive Gegner, Teams, die ihre Qualität im Kader erhöht haben, weniger „drohende“Kantersiege – die zwölf Partien werden es in sich haben. Und das allein ist schon ein klares Signal, wohin die Liga will – und wohin sie muss: hin zu mehr Ausgeglichenheit und einem Produkt, das wie eine Kinder-Überraschung daherkommt. Wo Spiel, Spaß und Spannung garantiert sind.
Doch es sind nicht nur die Gegner, die etwas über die gesteigerte Qualität der ELF aussagen. Es sind auch und vor allem die Orte, an denen die Spiele ausgetragen werden, von denen eine Signalwirkung ausgeht. Eine Signalwirkung, die man salopp umschreiben könnte mit dem Slogan: Raus aus den Klitschen, rein in die Arenen! Denn genau da führt Rhein Fires Spielplan verlässlich hin. In Arenen, weniger in bessere Bezirkssportanlagen. Sportpublikum ist 2024 zu weiten Teilen Event- und TV-Publikum. Und beide wollen mehr erleben, als in die Jahre gekommene Fußballstadien, die mit Pinsel und Farbe auf hippe Football-Places getrimmt werden sollen. Pinsel und Farbe können dann auch – das muss man der Liga und den Franchises anrechnen – 2024 meist in der Werkstatt bleiben. Die Spielstätten 2024 können sich durchaus sehen lassen. Das beweist der Spielplan von Rhein Fire beispielhaft. Ein Blick im Einzelnen:
1. Spieltag, Cologne Centurions - Rhein Fire:
Die Fußball-EM vertreibt die Kölner aus ihren bisherigen Heimstätten, dem Südstadion und Sportpark Höhenberg. Als Ausweichstadion fand man den Aachener Tivoli. Eine moderne Arena, 31.000 Fans passen rein. Grenznah gelegen. Das kann sich sehen lassen – via TV-Bildschirm oder als Event für die ganze Familie.
2. Spieltag, Frankfurt Galaxy Rhein Fire:
Galaxy weicht für dieses Heimspiel vom Stadion am Bornheimer Hang (12.500) nach Offenbach an den Bieberer Berg (20.000) aus. Eine historische Kulisse für das vielleicht packendste Duell einer ELF-Saison. Und ein cleverer Move der Frankfurter.
4. Spieltag, Paris Musketeers Rhein Fire:
Bevor Olympia das Stadion der Franzosen okkupiert, schaut Fire schnell noch wie im Vorjahr im schmucken RugbyStadion Jean-Bouin (20.000) vorbei. Glück für die Liga, Glück für die Besucher dieses Top-Duells.
5. Spieltag, Berlin Thunder - Rhein Fire:
Ja, der Berliner Jahnpark wird umgebaut – aber allein das ist ein gutes Zeichen. Ein Zeichen für die Zukunft der Sportstätte mit aktuell 10.500 Plätzen. Und das sicherlich, weil es Nutzer wie Berlin Thunder gibt, die in der Hauptstadt eine attraktive und zeitgemäße Bleibe brauchen.
8. Spieltag, Hamburg Sea Devils Rhein Fire:
Wie im Vorjahr steigt diese Partie im Volksparkstadion. 57.000 Menschen passen da rein. 32.500 kamen im Vorjahr und sorgten für einen ELF-Rekord. Dieser könnte und sollte 2024 schon wieder fallen. Es wäre ganz im Sinne der ELF. Und Rhein Fire wäre wieder mittendrin statt nur dabei.
Madrid Bravos Wo die Spanier ihre Heimspiele austragen, steht noch nicht fest. Aber klar ist: Die Spielorte der Kontrahenten lassen den Druck auf den Neuling nicht kleiner werden, auch etwas der Liga Entsprechendes anbieten zu können.
Rhein Fires Heimspiele Mit der Duisburger Arena und ihrem Fassungsvermögen von 31.500 ist man eh einer der Vorreiter in Sachen Arena-Attraktivität. Und so wird man auch zum Heimspiel gegen Madrid am 3. Spieltag keine Bezirkssportanlage als Ausweichort präsentieren. Präsentieren können.
Die Konkurrenten der ELF Die ELF konkurriert mit den Fußball-Ligen um TV-Zuschauer, Stadiongänger und das Interesse von Werbekunden. Sie konkurriert mit der Deutschen Eishockey Liga (DEL), mit der Handball-Bundesliga (HBL), der Basketball-Bundesliga (BBL) und der NFL im deutschen TV. Da sind Arenen als Spielorte fast schon Pflicht. Insofern geht die Liga einen richtigen Weg, und die Klubs gehen ihn mit ihr. Es gibt am Ende auch nur ein Risiko auf diesem Weg: Dass der Hype der ELF, dass die Begeisterung der Event-Fans für das Erlebnis Football nicht so schnell wächst wie die Fassungsvermögen der Stadien. Wie sagte Fire-Gesellschafter Martin Wagner im August vergangenen Jahres noch gegenüber unserer Redaktion? „Mit 10.000 Zuschauern müssen wir sicher nicht in der Merkur Spiel-Arena spielen.“
Das Risiko ist es wert Wer nichts wagt, kann im medialen Wettstreit der Unterhaltungsindustrie nichts gewinnen. Und wer zu lange Werbung mit TV-Ausschnitten von besseren Bezirkssportanlagen für sich machen muss, bleibt irgendwie provinziell. Und provinziell ist das Gegenteil von dem, was die ELF sein will. Sein muss.