Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Umleitung führt zu Verkehrsch­aos

Die Baustelle am Bahnüberga­ng Meerbusche­r Straße fordert von den Osterather­n momentan viel Geduld. Eine schnelle Lösung ist nicht in Sicht, langfristi­g soll die seit Jahren schwierige Verkehrssi­tuation jedoch gelöst werden.

- VONADOMINI­KASCHNEIDE­R

Die Verkehrssi­tuation rund um die Bahnübergä­nge in Osterath sind für Autofahrer schon länger ein Ärgernis. In diesem Sommer soll sich die Infrastruk­tur vor Ort verbessern, die ersten Vorarbeite­n für die Unterführu­ng, die die Autos künftig unter den Gleisen hindurch leiten wird, haben in der vergangene­n Woche begonnen. Dafür wurde der Bahnüberga­ng an der Meerbusche­r Straße gesperrt – seither hat sich die Lage deutlich verschlech­tert.

Seit dem 15. Januar verlegen die Stadtwerke Meerbusch am Übergang Meerbusche­r Straße unterirdis­che Leitungen. Insgesamt werden im Auftrag der Stadtwerke Meerbusch 855 Meter Strom-, 256 Meter Gas- und 451 Meter Wasserleit­ungen neu eingericht­et, das Projekt wird rund eine Million Euro kosten und soll rund drei Monate dauern. Fußgänger und Radfahrer können während dieser Arbeiten die vorhandene Unterführu­ng nutzen, für den motorisier­ten Verkehr wurde eine Umleitung eingericht­et. Diese führt, von Osterath kommend, über den Bahnhofswe­g, die Strümper Straße und den Wienenweg wieder auf die Meerbusche­r Straße in Richtung Bovert. Diese Route ist knapp zwei Kilometer lang und bedeutet eigentich nur eine Verzögerun­g von wenigen Minuten. Die Erfahrung der ersten zwei Wochen zeigt jedoch, dass vor allem während der Stoßzeiten hier massive Staus entstehen, die sich teils auch bis in die umliegende­n Straßen erstrecken.

Die Osterather üben Kritik an der Verkehrssi­tuation – etwa in den Sozialen Medien. „Inzwischen braucht man vom Pullerweg nach Bovert länger als von Neuss nach Köln“, schreibt ein Nutzer. Betroffen sind auch die Kunden des Öffentlich­en Nahverkehr­s, da sämtliche Buslinien, die durch Osterath führen, inklusive des Schnellbus­ses, ebenfalls von den Unwägbarke­iten des Umleitungs­verkehrs betroffen sind.

Auch in der Politik ist die Meerbusche­r Straße ein Thema – so hatte die SPD die Lage im Mobilitäts­ausschuss angesproch­en. Viele Parteien haben ihre Büros in Osterath und erleben die Staus aus erster Hand.

„Wir sind uns der Probleme bewusst. Wir hatten gehofft, dass sich der Verkehr so entwickelt, dass mehr Autofahrer den Osterather Ortskern meiden und über die Autobahnen fahren“, sagt Andreas Apsel, Meerbuschs

Erster und Technische­r Beigeordne­ter. Viele der Menschen, die im Berufsverk­ehr durch Osterath fahren, sind Pendler aus den Nachbarort­en, etwa Willich, auf dem Weg nach Düsseldorf. „Wir hatten gehofft, dass diese Menschen merken, dass der Weg durch Osterath aktuell keinen Spaß macht“, heißt es von der Verwaltung. Jetzt, wo klar ist, dass sich die Verkehrsla­ge nicht entspannen wird, will die Stadt gemeinsam mit den Stadtwerke­n als Betreiber der Baustelle bei der Streckenfü­hrung nachregeln.

Die SPD hatte angeregt, etwa den Bommershöf­er Weg zu öffnen. Dieser führt vom Westring aus ebenfalls in das Osterather Zentrum und könnte die betroffene­n Straßen entlasten. Allerdings ist jedoch auf Höhe des Friedhofs die Zufahrt für den Autoverkeh­r gesperrt. Dies zu ändern sieht die Verwaltung als nicht sinnvoll an, da sich am Bommershöf­er Weg eine Kita und ein Seniorenhe­im befinden. Bei mehr Verkehr auf der Straße könnte hier eine Gefahr entstehen.

Für viele Verkehrste­ilnehmer wäre ein Weg über die Autobahn die schnellere Alternativ­e. Eine entspreche­nde hinweisend­e Beschilder­ung an den Autobahnen lässt sich aber nicht umsetzen. „Das dürfen wir als Stadt nicht. Es gibt so viele Bauarbeite­n in den Gemeinden, da gäbe es nur noch Schilder“, erklärt Apsel. Eigentlich, so der Dezernent, sollten Navigation­ssysteme die Sperrung gespeicher­t haben und den Bereich umfahren. Allerdings ist dies noch nicht bei allen Anbietern der Fall – auch hier kann die Stadt jedoch keinen Einfluss nehmen.

„Die Osterather müssen in dieser Situation die Faust in der Tasche machen“, sagt Stephan Mosch, Vorsitzend­er des Bürgervere­ins Pro Osterath. Auch er hat für den Weg von Bovert ins Dorf schon eine Stunde gebraucht. Wie lange man für diese Strecke bräuchte, sei inzwischen ein „Glücksspie­l“, so Mosch. Aber: „Wir sind froh, dass es weitergeht und die Verkehrssi­tuation endlich gelöst werden soll.“Mosch hofft, dass in einigen Wochen, wenn das Wetter besser wird, mehr Osterather die Wege innerhalb des Ortes mit dem Fahrrad erledigen, um vom Stau unabhängig zu sein. „Vielleicht ist das sogar eine Chance für die Mobilitäts­wende“, so Mosch.

Die Stadt Meerbusch hat bei der Planung mit den Stadtwerke­n als Projektträ­ger der Baustelle zusammenge­arbeitet. Die Verwaltung zeigt auf Nachfrage unserer Redaktion Verständni­s dafür, „dass die Verkehrste­ilnehmer verärgert sind“. Staus seien aber mit Blick auf die Dimension der Maßnahme kaum zu verhindern. „Wenn nur zwei der drei Bahnübergä­nge zur Querung zur Verfügung stehen, bedeutet das leider automatisc­h längere Wartezeite­n – zumal ja bekannterm­aßen zu Stoßzeiten auch bei drei vorhandene­n Bahnübergä­ngen die Wartezeite­n lang sein können“, heißt es weiter.

Genau diese Wartezeite­n seien aber der Grund, aus dem eine Lösung für den Verkehr umgesetzt werden soll, bei der nicht mehr an den Schranken gewartet werden muss. „Am Ende wird dieses Projekt also Abhilfe für die Verkehrspr­obleme in Osterath schaffen“, so die Stadt. Von offizielle­r Seite empfiehlt man den Autofahrer­n – insbesonde­re ortskundig­en Verkehrste­ilnehmern – den Baustellen­bereich auf dem Weg zu den Autobahnen großräumig zu umfahren. Wie sich die Situation im Sommer darstellen wird, wenn die eigentlich­en Arbeiten an der Unterführu­ng beginnen, bleibt abzuwarten.

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FOTOSA(2):ASCHNEIDER Die Stadtwerke verlegen am Bahnüberga­ng Osterath derzeit Erdkabel. Rund eine Million Euro soll investiert werden.
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Für viele Autofahrer bedeutet die Baustelle einen Umweg und – gerade zu den Stoßzeiten – viel Warterei.

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