Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Umleitung führt zu Verkehrschaos
Die Baustelle am Bahnübergang Meerbuscher Straße fordert von den Osterathern momentan viel Geduld. Eine schnelle Lösung ist nicht in Sicht, langfristig soll die seit Jahren schwierige Verkehrssituation jedoch gelöst werden.
Die Verkehrssituation rund um die Bahnübergänge in Osterath sind für Autofahrer schon länger ein Ärgernis. In diesem Sommer soll sich die Infrastruktur vor Ort verbessern, die ersten Vorarbeiten für die Unterführung, die die Autos künftig unter den Gleisen hindurch leiten wird, haben in der vergangenen Woche begonnen. Dafür wurde der Bahnübergang an der Meerbuscher Straße gesperrt – seither hat sich die Lage deutlich verschlechtert.
Seit dem 15. Januar verlegen die Stadtwerke Meerbusch am Übergang Meerbuscher Straße unterirdische Leitungen. Insgesamt werden im Auftrag der Stadtwerke Meerbusch 855 Meter Strom-, 256 Meter Gas- und 451 Meter Wasserleitungen neu eingerichtet, das Projekt wird rund eine Million Euro kosten und soll rund drei Monate dauern. Fußgänger und Radfahrer können während dieser Arbeiten die vorhandene Unterführung nutzen, für den motorisierten Verkehr wurde eine Umleitung eingerichtet. Diese führt, von Osterath kommend, über den Bahnhofsweg, die Strümper Straße und den Wienenweg wieder auf die Meerbuscher Straße in Richtung Bovert. Diese Route ist knapp zwei Kilometer lang und bedeutet eigentich nur eine Verzögerung von wenigen Minuten. Die Erfahrung der ersten zwei Wochen zeigt jedoch, dass vor allem während der Stoßzeiten hier massive Staus entstehen, die sich teils auch bis in die umliegenden Straßen erstrecken.
Die Osterather üben Kritik an der Verkehrssituation – etwa in den Sozialen Medien. „Inzwischen braucht man vom Pullerweg nach Bovert länger als von Neuss nach Köln“, schreibt ein Nutzer. Betroffen sind auch die Kunden des Öffentlichen Nahverkehrs, da sämtliche Buslinien, die durch Osterath führen, inklusive des Schnellbusses, ebenfalls von den Unwägbarkeiten des Umleitungsverkehrs betroffen sind.
Auch in der Politik ist die Meerbuscher Straße ein Thema – so hatte die SPD die Lage im Mobilitätsausschuss angesprochen. Viele Parteien haben ihre Büros in Osterath und erleben die Staus aus erster Hand.
„Wir sind uns der Probleme bewusst. Wir hatten gehofft, dass sich der Verkehr so entwickelt, dass mehr Autofahrer den Osterather Ortskern meiden und über die Autobahnen fahren“, sagt Andreas Apsel, Meerbuschs
Erster und Technischer Beigeordneter. Viele der Menschen, die im Berufsverkehr durch Osterath fahren, sind Pendler aus den Nachbarorten, etwa Willich, auf dem Weg nach Düsseldorf. „Wir hatten gehofft, dass diese Menschen merken, dass der Weg durch Osterath aktuell keinen Spaß macht“, heißt es von der Verwaltung. Jetzt, wo klar ist, dass sich die Verkehrslage nicht entspannen wird, will die Stadt gemeinsam mit den Stadtwerken als Betreiber der Baustelle bei der Streckenführung nachregeln.
Die SPD hatte angeregt, etwa den Bommershöfer Weg zu öffnen. Dieser führt vom Westring aus ebenfalls in das Osterather Zentrum und könnte die betroffenen Straßen entlasten. Allerdings ist jedoch auf Höhe des Friedhofs die Zufahrt für den Autoverkehr gesperrt. Dies zu ändern sieht die Verwaltung als nicht sinnvoll an, da sich am Bommershöfer Weg eine Kita und ein Seniorenheim befinden. Bei mehr Verkehr auf der Straße könnte hier eine Gefahr entstehen.
Für viele Verkehrsteilnehmer wäre ein Weg über die Autobahn die schnellere Alternative. Eine entsprechende hinweisende Beschilderung an den Autobahnen lässt sich aber nicht umsetzen. „Das dürfen wir als Stadt nicht. Es gibt so viele Bauarbeiten in den Gemeinden, da gäbe es nur noch Schilder“, erklärt Apsel. Eigentlich, so der Dezernent, sollten Navigationssysteme die Sperrung gespeichert haben und den Bereich umfahren. Allerdings ist dies noch nicht bei allen Anbietern der Fall – auch hier kann die Stadt jedoch keinen Einfluss nehmen.
„Die Osterather müssen in dieser Situation die Faust in der Tasche machen“, sagt Stephan Mosch, Vorsitzender des Bürgervereins Pro Osterath. Auch er hat für den Weg von Bovert ins Dorf schon eine Stunde gebraucht. Wie lange man für diese Strecke bräuchte, sei inzwischen ein „Glücksspiel“, so Mosch. Aber: „Wir sind froh, dass es weitergeht und die Verkehrssituation endlich gelöst werden soll.“Mosch hofft, dass in einigen Wochen, wenn das Wetter besser wird, mehr Osterather die Wege innerhalb des Ortes mit dem Fahrrad erledigen, um vom Stau unabhängig zu sein. „Vielleicht ist das sogar eine Chance für die Mobilitätswende“, so Mosch.
Die Stadt Meerbusch hat bei der Planung mit den Stadtwerken als Projektträger der Baustelle zusammengearbeitet. Die Verwaltung zeigt auf Nachfrage unserer Redaktion Verständnis dafür, „dass die Verkehrsteilnehmer verärgert sind“. Staus seien aber mit Blick auf die Dimension der Maßnahme kaum zu verhindern. „Wenn nur zwei der drei Bahnübergänge zur Querung zur Verfügung stehen, bedeutet das leider automatisch längere Wartezeiten – zumal ja bekanntermaßen zu Stoßzeiten auch bei drei vorhandenen Bahnübergängen die Wartezeiten lang sein können“, heißt es weiter.
Genau diese Wartezeiten seien aber der Grund, aus dem eine Lösung für den Verkehr umgesetzt werden soll, bei der nicht mehr an den Schranken gewartet werden muss. „Am Ende wird dieses Projekt also Abhilfe für die Verkehrsprobleme in Osterath schaffen“, so die Stadt. Von offizieller Seite empfiehlt man den Autofahrern – insbesondere ortskundigen Verkehrsteilnehmern – den Baustellenbereich auf dem Weg zu den Autobahnen großräumig zu umfahren. Wie sich die Situation im Sommer darstellen wird, wenn die eigentlichen Arbeiten an der Unterführung beginnen, bleibt abzuwarten.